DRAMA: USA, 2023
Regie: Luca Guadagnino
Darsteller: Zendaya, Josh O'Connor, Mike Faist
Zwei Jungs verlieben sich ins selbe Mädel, und alle drei spielen super Tennis.
"The sexiest movie of the year" hab ich irgendwo gelesen, und wahrscheinlich stimmt das auch. Natürlich freut man sich über einen Film, der nackte Haut und körperliches Begehren zelebriert, der sich an die Spitze der Kinocharts setzt, der im Multiplex UND im Arthouse läuft, mit bildschönen jungen DarstellerInnen, die deine Tochter besser kennt als du und von denen die Boomer in deinem Alter fragen: "Zen ... wer??"
Zendaya, die CHALLENGERS auch produziert hat, ist natürlich das Zentrum des Films ("You're everybody's type"). Um ihre Gunst werben, kämpfen, spielen, intrigieren Josh O'Connor, aus "The Crown") und Mike Faist (bekannt aus der "West Side Story"-Neuverfilmung). Eine klassische Ménage-à-trois entspinnt sich. Aufgeganselt von der teilweise extrem euphorischen Vorberichterstattung (remember: "The sexiest movie ...") nimmt der alte weiße Mann im Kinosaal Platz - mit gebotenem Respekts-Sicherheitsabstand zu den mehrheitlich sehr jungen Damen im Saal, versteht sich.
Doch schon bald stellt sich heraus, dass alter weißer Mann, der mit Skandalkunstfilmen wie SEX & ZEN oder TÜRKISCHE FRÜCHTE aufgewachsen ist, auf eine Teaser-Mogelpackung hereingefallen ist. CHALLENGERS erweist sich nämlich als bemerkenswert keusche und züchtige Angelegenheit. "Es ghört viel mehr gschmust", lautet ein T-Shirt-Spruch, und viel mehr passiert hier auch nicht. Bei der berühmten Szene, die als Filmstill überall herumgeistert, wo Zendaya mit ihren beiden Boys auf dem Internatszimmerbett sitzt, ein bisserl rummacht (wie die jungen Menschen glaub ich sagen) dann urplötzlich aufsteht und die Buben mit beträchtlichen Schwellungen in den Shorts verdattert zurücklässt, ist mir ein Satz von Michel Houellebecq eingefallen: "Die Erregung immer weiter steigern und zugleich die Befriedigung verweigern, ist das Prinzip, nach dem die westliche Gesellschaft funktionierte."
Und wohl auch dieser Film. Supertoll gemacht ist er natürlich, was Licht, Kamera, Schnitt, Kostüme und Sound (Trent Reznor!) betrifft. Das Problem ist aber, dass der Film vom vielleicht langweiligsten Thema überhaupt handelt: Leistungssport. Wer, wie der Autor dieser Zeilen, sich absolut nicht für Tennis interessiert, wird im Kino - nein, nicht leiden, aber öfter mal auf die Uhr schauen. Auch wenn der Film noch so virtuos gemacht ist, die Ballwechsel wie Suspense-Thriller inszeniert und in irren Kamerafahrten auf die Leinwand knallt. Und Luca Guadagnino extrem körperlich inszeniert: Da werden Muskeln geflext wie in frühen Sylvester-Stallone-Filmen, da fließt mehr Schweiß unter gleißender Sonne als in 20 Italowestern, und eine Verletzungs-Szene geht im Wortsinne durch Mark und Bein.
Ich habe nach dem Kinobesuch länger nachgedacht, warum ich mir mit diesem formal so großartigen Film so schwer getan habe. Vielleicht war es diese Sportfilm-Attitüde, mit der ich so gar nicht kann, die mich nicht einmal mehr abstößt, sondern einfach nur zu Tode langweilt: Dieses "Du-musst-dich-anstrengen!" - "Du-musst-dein-Bestes-geben!" - "Du-musst-kämpfen-um-zu-gewinnen!" Nicht nur am Spielfeld, sondern in jedem Aspekt deines verdammten Lebens. Vor allem musst du um die Liebe kämpfen. Wenn du nicht kämpfst, kannst du nicht gewinnen, und wenn du nicht gewinnst, bist du ein Loser und wertlos für mich.
Mag sein, dass ich dem Film jetzt unrecht tue. Dass ich diese "Message" möglicherweise falsch verstanden und etwaige ironische Brechungen nicht registriert habe. Ich will den Film auch niemandem schlechtreden. Wer Sportfilme mag und für Tennis brennt, dürfte vielleicht sogar einen der Filme des Jahres sehen.
Da ist er also, der lang erwartete Teenie-Tennis-Sexfilm mit Zendaya. Inhaltlich leider ein langweiliges Irgendwas, filmisch aber supertoll gemacht. Weil ich das Konzept Style-over-Substance grundsätzlich durchaus schätze, gibt's immerhin