OT: I swear it's not me
TRAGIKOMÖDIE: CAN, 2008
Regie: Philippe Falardeau
Darsteller: Antoine L'Écuyer, Suzanne Clément, Daniel Brière
Leon ist 10 Jahre alt. Seine Eltern streiten immerzu. Und um ein wenig Aufmerksamkeit von ihnen zu erhaschen und die ewigen Auseinandersetzungen zu unterbrechen, bewirft er das Dach der Nachbarin mit Eiern, er erhängt sich, er fackelt die Wohnung ab. Und was man in dem Alter eben sonst noch so macht. Doch da ist noch Lea - das süße Nachbarsmädel, das auch so ihre unausgesprochenen Konflikte mit ihrer Familie hat. Kein Wunder, dass er sich in sie verliebt.
KRITIK:Dieser Film ist eine seltsame Mischung aus Kevin allein zu Haus und Wilbur wants to kill himself.
Mit einem guten Schuss echtem Familiendrama, das dir einen Schlag in die Magengrube versetzt. Da ist der unverstandene Junge, der versucht, Aufmerksamkeit zu erregen. Der Bruder, der diese ständige Rebellion verurteilt. Die Mutter, die trotz allem ihre Koffer packt und sich nach Griechenland absetzt. Und der Vater, der von der Situation überfordert ist und auch so seine Fehler begeht.
Aber die Story hat durchaus auch ihre lustigen Seiten. Die Verwüstungen im Nachbarhaus, die Lügengeschichten rund um die Eier am Dach, die kindlich-romantischen Annährungsversuche zwischen Leon und Lea (man beachte die sorgsam ausgesuchten Namen dieser Charaktere). Ja, und selbst die Suizidversuche im zarten Kindesalter haben eine gewisse humoristische Facette.
Wir fassen zusammen: Erwachsen werden ist auch in Quebec nicht einfacher als hierzulande. Und genau das ist auch das Gute an diesem Film. Kein Hollywood-Happy-End-Plot. Kein "Alles wird gut". Das Leben ist hart und wir müssen da durch. Und versuchen eben, einen neuen Lebensabschnitt einzuleiten, vielleicht auch mittels einer Bowlingkugel, die uns mit voller Wucht auf den Schädel rollt. Aber eines sollte ich noch dazu sagen: Kinder, bitte zu Hause nicht nachmachen!
Und noch was lernt man: Wenn man schon lügt, dann bitte gut. Ich kann den Film nur empfehlen. Ehrlich!
Wir lesen jetzt alle noch mal die letzten beiden Sätze...
Aber nun zur Innovation. Damit meine ich keine Special Effects à la Spiderman. Ganz im Gegenteil: Ich kann großen Blockbustern mit wahnsinnigen Special Effects sehr selten etwas abgewinnen. Ich stehe eher auf die gut erzählten Geschichten, die nahe an echten Charakteren sind. Und so war dieser Film ja auch.
Es gibt Filme, die gehen dir unter die Haut. Das kann an der Geschichte selbst bzw. daran liegen, WIE die Geschichte erzählt wird. Das kann aber auch an der Dramaturgie liegen. Manche Bilder gehen dir nicht mehr aus dem Kopf. Manche Szenen prägen sich ein und du denkst an den Film zurück und spürst das selbe wieder, was du unmittelbar beim Schauen des Films gespürt hast. Diese Filme sind aber leider selten. Sie verändern dich. Das meine ich mit innovativ - wobei das natürlich auch wieder subjektiv ist.
Und bei C'est pas moi, je le jure hatte ich irgendwo das Gefühl, dass der Film zwar sehr gut ist, er sich aber nicht in mir so eingebrannt hat. Es gab keine Mängel - weder dramaturgisch noch in der Story selbst - aber er war für mich nicht so bedeutend, dass ich mehr Punkte gegeben hätte. C'est tout, je le jure. :-)