HISTORIEN-SPLATTER: GB/F, 2010
Regie: Neil Marshall
Darsteller: Michael Fassbender, Dominic West, Olga Kurylenko, Liam Cunningham
Irgendwann im ersten Jahrhundert gerät die Neunte Legion in den dunklen Wäldern Britanniens in einen Hinterhalt der keltischen Pikten. Nur eine Handvoll Römer entgeht dem Massaker. Als die Soldaten ihren General aus piktischer Gefangenschaft befreien wollen, tötet einer von ihnen den Sohn des Pikten-Königs. Eine Hetzjagd auf die versprengten Legionäre beginnt ...
Der Plot von CENTURION ist wahrscheinlich genauso historisch verbrieft wie die Beteiligung von Marvel-Mutanten an der Kuba-Krise. Doch jede Wette, dass der Brite Neil Marshall uns mit seinem vierten Werk ohnehin keine Geschichtsstunde über das alte Rom und seine Feldzüge im keltischen Teil Britanniens erteilen wollte. Viel mehr nutzt Marshall seinen "Historienfilm" dazu, eine über weite Strecken furios und vor allem blutig in Szene gesetzte Menschenjagd durch die nebeligen, schottischen Urwälder des ersten Jahrhunderts auf den Bildschirm zu bringen.
Seine Mitgliedschaft im exklusiven Kreis des sogenannten "Splat-Packs", dem unter anderem auch Filmemacher wie Alexandre (HIGH TENSION) Aja, Darren Lynn Bousman (SAW II-IV, MOTHER'S DAY) oder Eli (HOSTEL) Roth angehören, verhehlt Marshall dabei nicht im Geringsten.
Wenn piktische Amazonen und Krieger römische Legionäre aufmischen, werden im Akkord Kehlen aufgeschlitzt, Köpfe gespalten, Gliedmaßen abgehackt oder Pfeile durch Augen und Münder geschossen.
Anders ausgedrückt: CENTURION ist so etwas wie des Gorehounds GLADIATOR. Zwar ohne Gladiatorenkämpfe, aber mit reichlich Geschnetzeltem im Römertopf. Einzig und allein die mit etwas zuviel militärischem Pathos angereicherten Off-Kommentare unseres wackeren Centurion und die völlig fehl am Platze wirkende Liebesgeschichte könnten etwas auf den Magen schlagen, doch ansonsten ist CENTURION eine von der ersten bis zur letzten Minute fast durchgängig mit Action, Rasanz und Gemetzel angereicherte Menschenjagd, die fesselt.
Die wird übrigens vom ukrainischen Bond-Girl des letzten 007-Abenteuers EIN QUANTUM TROST angeführt. Olga Kurylenko glänzt hier als Pikter-Amazone, die eine gnadenlose Mischung aus unbarmherziger Rachegöttin und (gertenschlanker, durchtrainierter) Walküre abgibt. Auch mit seinem Werk Nr.4 nach den bemerkenswerten Horrorfilmen DOG SOLDIERS und THE DESCENT sowie DOOMSDAY (dem wohl unterhaltsamsten Endzeitgekloppe seit MAD MAX 2) hat mich Neil Marshall alles andere als enttäuscht und sich als äußerst zuverlässiger Splat-Packer erwiesen.
Und das trotz fehlender historical correctness (schließlich ist das Schicksal der Neunten Legion immer noch ungeklärt), mangelndem Tiefgang und dem Umstand, dass er uns in diesem Film einen (wohl einseitig verlaufenen) Kampf mit einem Wolfsrudel einfach vorenthalten hat ...
Neil Marshalls CENTURION ist weniger episches Schlachtengemälde als vielmehr deftige Schlachtplatte. Doch als solche mundet die (nicht ganz faktentreue) Geschichtsstunde von Splat Pack-Ehrenmitglied Marshall ganz vorzüglich. Die garstige Menschenjagd durch die nebeligen Urwälder Britanniens des ersten Jahrhundert ist rasant inszeniert und lässt kaum ein Körperteil am römischen Legionär. Damit ist CENTURION so etwas wie des Gorehounds GLADIATOR. Zwar ohne Gladiatorenkämpfe und Tiefgang, aber dafür mit reichlich Geschnetzeltem im Römertopf ...
In diesem Sinne: Die splattern, die Römer!