OT: Caveman
STEINZEIT-SPASS: USA, 1981
Regie: Carl Gottlieb
Darsteller: Ringo Starr, Dennis Quaid, Shelley Long, Barbara Bach, John Matuszak
Atouk ist ein einfacher Höhlenmensch, weit davon entfernt, Alpha seiner Sippe zu sein. Und doch verliebt er sich in das sexy Weibchen seines Alphas Tonda, die blonde Lana. Nach ein wenig gewalttätiger Demütigung aufgrund dieses Begehrens durch Tonda wird Atouk von der Sippe ausgeschlossen. Nun auf sich alleine gestellt, muss er überleben lernen. In der Wildnis trifft er auf den einfältigen Lar und die hübsche Tala. Zusammen erleben sie diverse Abenteuer und entdecken neue Möglichkeiten, zum Beispiel Rauschmittel, den aufrechten Gang, das Feuer und die Musik. Solcherart erfahren kehrt Atouk zurück, um sich zu holen, was seiner Meinung nach rechtens ist: die Sippe und klarerweise den blonden Steinzeittraum.
Kürzlich beschallten uns die Radios mit der wichtigen Information, dass es fünfzig Jahre her ist, als die Beatles in Österreich HELP gedreht haben. Gut, schön - dachte ich mir und habe vier Finger von meiner Hand mit den Namen der vier "Pilzköpfe" bedacht. Zwei sind schon tot, einer schaut nicht mehr so gut aus und der vierte - da war doch was. "Awanama szug szug" oder so fiel mir da ein. Pilze fielen mir da ein. Musik fiel mir da ein. Und Dinosaurierscheiße.
Huch, ich glaube, jetzt habe ich gespoilert. Egal. Tun wir mal so, als wäre das nie passiert und fangen von vorne an. Ganz seriös.
Alle paar Jahre gibt es Filme eines SubSubGenres, nämlich dem Steinzeitfilm. Berühmte Beispiele gibt es da: AYLA UND DER CLAN DER BÄREN oder AM ANFANG WAR DAS FEUER. Und auch ein paar berüchtigte Beispiele gibt es dafür, zumeist aus Italien kommend. ALS DIE FRAUEN NOCH SCHWÄNZE HATTEN zum Beispiel. CAVEMAN steht da irgendwo dazwischen. Wohl als manchmal recht derbe Komödie inszeniert, dennoch um eine gewisse Ernsthaftigkeit bemüht. Denn der Kampf gegen Dinosaurier ist "kein Lärcherlschas", wie man in manch ländlichen Gebieten Österreichs hört. Und Loser, die wir im Herzen sind, haben wir auch nicht immer die schönste Frucht vom Baum pflücken können Wie der arme Atouk. Dargestellt vom am wenig beachtetsten der Beatles, Ringo Starr.
Der Drummer der Beatles hatte nach Auflösung seiner Band eine gewisse Tendenz, auf Film zu glänzen. Und schräg durfte es da schon mal zugehen wie auch bei MAGIC CHRISTIAN, BLINDMAN, LISZTOMANIA oder eben CAVEMAN. Ihm zur Seite stand Ex-Model und Ex-Bond-Girl Barbara Bach, damals gehandelt als eine der schönsten Frauen der Welt und nach diesem Film bis heute, sofern die IMDB nicht schwindelt, Frau Ringo Starr.
Die immer verlässliche Shelley Long, zwar nie Star eines ihren unzähligen Fernseh- und Filmauftritte, aber wirklich gut, gibt in diesem Film die bodenständige und süße Tala. Und ein damals noch junger Schauspieler namens Dennis Quaid spielt einen mutigen Tollpatsch und Trottel, den er in seinen späteren Erfolgen wie u. a. D.O.A., GREAT BALLS OF FIRE oder DRAGONHEART leider nie wiederholt hat.
Abgerundet wird das Ensemble vom (1985 38jährig) verstorbenen enorm physischen amerikanischen Football-Star (sogar in der Weltauswahl) John Matuszak. Der Regisseur Carl Gottlieb hat mit CAVEMAN seinen einzigen Kino-Langfilm abgelegt, arbeitet ansonsten brav und viel fürs TV und war/ist vielleicht eher schauspielerisch mit wichtigen Nebenrollen in Klassikern wie M.A.S.H. oder JAWS in Erscheinung getreten.
Neben viel Spaß glänzt der Film mit einem relativ schlüssigen Storytelling, kuriosen Ideen, sauberen Abenteuerplot und einer Kunstsprache, die in ihrer Einfachheit zumindest in meinem Umfeld zur Alltagssprache wurde. Gut, keine Kunst, ging's doch hauptsächlich um's Jagen, Fressen und Vögeln (sorry, nix gefiedertes). Das verstanden wir gut, wir Höhlenmenschen.
Leider sind Video- und DVD-Veröffentlichungen des Films bislang nicht gerade von großartiger Qualität gewesen. Ausnahme vielleicht die Blu-ray, die Mitte 2013 erschien ist, die ich aber leider nicht zur Ansicht hatte. Auch im Fernsehen hat man kaum die Möglichkeit, ihn zu sehen. Was sich aber mit viel Glück mal ändern wird. Auf alle Fälle eine Entdeckung wert.
Steinzeit-Komödie mit guter Handlung und schönen Wilden. Man erfährt viel Historisches von Belang, zum Beispiel, wie das Feuer und die Musik in die Welt gelangten. Mathematisch-Physikalisch kann man Absturzwinkel, Fallhöhen und Härtegrade von Steinen erforschen. Also wenn das nichts ist. Entdeckt ihn und ihr werdet Spaß haben.