SEUCHEN-ENDZEIT: USA, 2009
Regie: Àlex Pastor, David Pastor
Darsteller: Chris Pine, Louis Taylor Pucci, Piper Perabo, Emily Vancamp
Eine Seuche hat Amerika nahezu entvölkert. Es gibt nur noch wenige Überlebende, die abseits der zu Nekropolen gewordenen Großstädten versuchen der tödlichen Krankheit zu entkommen. Darunter auch die Brüder Brian und Danny, die mit ihren Freundinnen den Plan gefasst haben, sich zu einem verlassenen Urlaubsressort am Golf von Mexiko durchzuschlagen, das sie noch aus der Ferienzeit ihrer Kindheit kennen. Dort wollen sie die Seuche aussitzen. Doch als unvorhergesehene Umstände, sie dazu zwingen ein Vater und dessen infiziertes Kind mitzunehmen, ist dies der Anfang vom Ende -
KRITIK:Angenehm überrascht hat mich am Wochenende CARRIERS, jener bei Fans, Kritik und FFF-Publikum nicht eben gut gelittenen Seuchen-Endtimer. Während die Gore-Fraktion plärrend die fehlenden Zombies in dieser Virus-Epidemie mokiert - was ja auch nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt wie wenig Seuchenfilme mit Zombies es gibt und den Jungs anscheinend kein Film zuzumuten ist, der ein Thema mal variiert -, haben aber auch seriösere Stimmen viele Haare in der virulenten Suppe gefunden.
Es wurde "Spannungsarmut" attestiert. Und von langweiligen, bisweilen gar schlechten Schauspielern gesprochen. Manchmal wurde auch die Schweinegrippe herangezogen; als Argument dafür, wie per se unrealistisch das Szenario von CARRIERS eigentlich ist; weil ja in der vorgenannten Pandemie bewiesen wurde, dass unsere Ärzte und Gesundheitsämter jederzeit in der Lage wären, gefährliche Grippen bereits im Keim zu ersticken. Doch vielleicht hatten wir auch nur verdammtes Glück, dass da einige Erreger so und nicht so mutiert sind
Zumal ich damals nicht den Eindruck eines souveränen Krisenmanagements hatte, aber okay, ich finde auch CARRIERS gut. Ja, richtig gelesen. Mir gefällt das Hollywood-Debüt der spanischen Pastor-Brüder und deshalb habe ich mich entschieden, doch noch meinen Senf dazuzugeben, obwohl schon so ziemlich jede Filmseite das Werk abgehandelt - und in den meisten Fällen abgekanzelt - hat.
Anfangs kamen mir die Figuren auch etwas flach vor. Vier Surviviors; natürlich alles schöne, junge Menschen. Und ihre Charaktereigenschaften (hier der Hitzkopf, da der Besonnene; dort eine, deren Hilfsbereitschaft eventuell zum Verhängnis wird und die andere eher kühl berechnend) lassen auch schon mal die Klischeealarmglocken leise klingeln. Aber der neu ernannte Captain Kirk Chris Pine und Co. spielen jetzt wirklich nicht schlecht. Auch ich würde sie nicht für den Oscar® vorschlagen, aber sie verstehen es trotzdem, ihren Figuren mit zunehmender Spielzeit mehr Tiefe und Dramatik zu geben, so dass ich hier auch keinen Spannungseinbruch ausmachen konnte, sondern bis zum Ende mitgefiebert habe.
Nur bei einer Gelegenheit führt uns das Geschehen in eine größere, vor Leichensäcken überquellende Geisterstadt, die das globale Ausmaß der Katastrophe in düsteren, tristen Bildern deutlich macht. Ansonsten spielt der Film hauptsächlich auf abgelegenen Wüstenstraßen oder einsam stehenden verlassenen Tankstellen und Farmhäusern. Dennoch ist es den beiden Regisseuren gelungen, von der ersten Minute an ein stimmiges Seuchen- und Endzeitbild zu zeichnen. Dazu gibt es eine Handvoll eindringlicher Szenen, wo Menschlichkeit, Familien- und Beziehungsbanden in drastische Konfliktsituationen mit dem Überlebenswillen treten; und das waren samt und sonders Szenen, die zumindest mich nicht kalt gelassen haben
Zum Thema Gore muss ich wohl nichts schreiben, da es sich hier um einen Seuchen- und keinen Zombieflick handelt und ich ohnehin der Meinung bin, dass sich nicht jeder Horrorfilm vor der Goreburschenschaft dafür rechtfertigen muss, wenn er nicht kübelweise Blut vergießt. Aber wer ein CARRIER der Seuche ist, bekommt einen fiesen Ausschlag und nimmt sich im Endstadium äußerlich nicht viel zum gemeinen 28 WEEKS LATER-Infizierten. Und einen der zunehmenden Verrohung der Überlebenden geschuldeten Gewaltausbruch gibt es auch.
Die Szenarien und Konfliktsituationen in CARRIERS sind nicht neu. Man hat sie so schon in vielen ähnlich gelagerten Filmen zuvor gesehen. Wirklich originellen abseits von MAD MAX-Action angesiedelten Endzeitstoff wie die neuseeländische Perle THE QUIET EARTH oder seinerzeit THE LAST MAN ON EARTH bietet CARRIERS zwar nicht, aber dafür grundsoliden und vor allem stimmigen Epidemic-Horror, der eigentlich viel besser als sein eher bescheidener Ruf ist.
Virus-Apokalypse on the Road again - Von Fans und Kritik zwiespältig aufgenommener, aber eigentlich ganz potenter Seuchenthriller aus Hollywood mit stimmigen Endzeitszenario und düsteren Konflikten, die immer dann entstehen, wenn die Situation erfordert, dass Menschlichkeit gegenüber Ansteckungsgefahr und jenem Schweinehund namens Überlebenswillen aufgerechnet werden müssen. Da das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, geht es hier nicht mehr um das fieberhafte Forschen nach einem Serum, sondern nur noch darum, sich nicht anzustecken. Sicherlich gibt es dort draußen originellere und freilich auch bessere Filme dieses Sujets, aber langweilig oder gar schlecht ist CARRIERS deswegen noch lange nicht.