DOKUMENTARFILM: A, 2010
Regie: Christoph Mayr
Darsteller:
Die EU hat Glühbirnen verboten. Gut, die Energiesparlampen verbrauchen weniger Energie, das ist wahr. Aber gibt es neben dem Energieverbrauch nicht auch ein paar andere Faktoren, die man berücksichtigen hätte sollen. Scheiße, ja!
Du meine Güte, das ist einer dieser Dokumentarfilme, wo man sich im Nachhinein wünscht, ihn nicht gesehen zu haben. Ich will einfach nur zurück in Mamis Uterus. Da wo alles schön war. Und dabei geht es "nur" um künstliches Licht.
Obwohl. Das ist ja fast wie Essen, wir brauchen es jeden Tag ... Bulb Fiction geht also davon aus, dass die Glühsparlampe böse ist und die Glühbirne gut ist. Der Wikipedia-Artikel geht genau vom Gegenteil aus. Der Film wie auch der Eintrag handeln dieselben Punkte ab, nur eben aus der jeweiligen anderen Sicht.
Ich bin ja stolz, dass ich mich weder von der einen, noch von der anderen Meinung hinreißen lasse. Aber ich bin auch echt überfordert. Was soll ich jetzt glauben? Glühsparlampen enthalten hochgiftges Quecksilber (wenn so eine Lampe bei euch zuhause zerbricht, seit ihr besser woanders),
Kohlekraftwerke setzen bei der Energieproduktion auch Quecksilber frei. Gleicht sich das jetzt aus? Natürlich nicht, weil kein einziges Kohlekraftwerk seit Inkrafttreten der EU-Richtlinie zum Verbot der Glühbirnen seinen Output heruntergefahren hat. Das ist mal ein Punkt für Bulb Fiction.
Und bei Quecksilber handelt es sich natürlich um Sondermüll, der genauso wie Atommüll irgendwo endgelagert werden muss. Wo, weiß natürlich keiner. Womit wir schon beim Punkt Energiesparen wären. Warum ist das wichtig? Weil wir dadurch das Klima schützen. Gut, wir sparen in den privaten Haushalten mit neuen Küchengeräten und Glühsparlampen so um die 8% bei den Energiekosten. Aber wie wir aus dem obigen Punkt entnommen haben, fahren deshalb die Kraftwerke noch lange nicht ihren Output zurück. Also ist es "gut" für unser Börserl, aber aufs Klima hat das keine Auswirkungen.
Aber sind Leuchtstofflampen wirklich gut für uns? Wir sparen 40 Euro im Jahr an Energiekosten, aber das Licht ist wirklich schlechter. Glühbirnen haben ein kontinulierliches Spektrum, das dem der Sonne relativ nahe kommt. Kompaktleuchtstofflampen weisen fehlende Farbkomponenten auf, deshalb dieses blasse, künstlich wirkende Licht. Außerdem flimmern Kompaktleuchtstofflampen. Das nimmt man zwar nicht bewusst war, aber es führt zu negativen Effekten wie Müdigkeit, im harmlosesten Fall und epileptischen Anfällen, im schlimmsten Fall.
Gesund sind sie sicher nicht. Und das Argument der längeren Brennbarkeit ist sowieso ein Unsinn. Glühbirnen werden absichtlich so hergestellt, dass sie nur 1000 Stunden brennen. Die erste Glühbirne von Edison brannte 1500 Stunden. Wenn die Firmen wollten, könnten Glühbirnen 150.000 Stunden brennen. Aber das tun sie natürlich nicht, weil dann niemand eine neue kaufen müsste, das nennt man auch "geplante Obsoleszenz". Weil Kompaktleuchtstofflampen mehr kosten, dürfen sie auch länger brennen, das ist der einzige Grund.
Aber von mir aus, das sind alles technologische Fragen, und na klar braucht es Zeit bis es in Kraftwerken zu Anpassungseffekten kommt (was ich natürlich nicht glaube, und so naiv wird hoffentlich niemand sein).... Wo dieser Film aber voll ins Schwarze trifft, ist seine Anprangerung des Willensbildungsprozesses in der EU-Kommission. Es zeigt sich aus obiger Aufzählung (natürlich aus Laiensicht), dass die Vorteile der Sparlampen nicht so eindeutig sind, wie immer getan wird.
Aber wie das Verbot der Glühbirnen durchgeboxt wurde, ist die eigentliche Sauerei. Die Arbeitsgruppe war natürlich von Lobbyisten (Philips und Osram) infiltriert. Wegen den positiven Effekten war Greenpeace mit von der Partie, nur dass bei denen das Klima eindeutig wichter zu sein scheint, als der Mensch. Und über den Beschluss, der streng genommen ein Eingriff in die Privatspähre der EU-Bürger war, wurde niemals abgestimmt. Er galt schon, weil niemand dagegenstimmte.
Also ja, liebe Kronenzeitung (Mögest du bald in Frieden ruhen;-), dieses Brüssel ist eine Brüssel der Konzerne, die mit Kompaktsparlampen soviel mehr verdienen als mit Glühbirnen. Lobbying war wirklich noch nie so einfach. Statt 27 Regierungen, die man überzeugen müsste, gibt es nur mehr eine. Die Welt ist im Arsch, Freunde. Aber sie war es eigentlich eh schon immer.
Hoffentlich kommen die Innovationen schneller als der Faschismus, denn es wird wirklich zu schwierig, die Leute sehnen sich nach jemandem, der für sie nachdenkt. Aber ich bin Optimist. Auf privaten 3D-Druckenr werden wir bald unsere eigenen Haushaltsgegenstände ausdrucken, die Sonnenenergie wird (laut neuesten Vorraussagen) schon ab Ende 2011 billiger sein als Atomenergie und Kohlekraftwerke, Ressourcen und Produktionsfaktoren werden bald nach dem Vorbild der Natur zu 100 Prozent wiederverwertbar sein und keine giftigen Stoffe enthalten und die LED-Lampen lösen bald die Lechtstoffröhren ab (nein, ich gebe zu bei diesem letzten Punkt hab ich keine Ahnung). Also Kinder studiert's und erfindet's brav und lasst euch nicht von großen Konzernen kaufen, dann wird das schon. ;-)
Bulb Fiction ist eine erschreckende Doku, die einmal mehr zeigt, dass das Leben unendlich kompliziert geworden ist. Ob die Macher bei ihrem Kreuzzug gegen Kompaktstofflampen nun recht haben oder zu einseitig sind, spielt eigentlich keine Rolle. Die Wahrheit ist sowieso zu komplex geworden, was richtig und was falsch ist, lässt sich nicht mehr sagen. Beunruhigend!
Kinostart: 16.9.