DRAMA: USA, 2005
Regie: Ang Lee
Darsteller: Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway, Michelle Williams
Ennis Del Mar (Heath Ledger) und Jack Twist (Jake Gyllenhaal) sind Cowboys. Toughe Naturburschen, die für eine Handvoll Dollar in unwirtlicher Berglandschaft Schafe hüten. Am titelgebenden Brokeback Mountain werden sie sich verlieben. Und ihre Beziehung vor ihren Familien geheim halten. Über den Zeitraum von 20 Jahren, in denen es sie immer wieder auf diesen Berg ziehen wird ...
KRITIK:
So, das ist er also, der "schwule Western" (Zitat: Der Standard), der für acht Oscars nominiert wurde.
Und dann doch leer ausging. Warum, wissen die Götter.
Schwule Cowboys? In God's own Country? Das muss der greisen Academy-Jury wohl
wie pure Gotteslästerung vorgekommen sein. Wenn sogar George Bush himself ausrichten ließ, dass er den Film "natürlich nicht" ansehen wird.
Western ist dies jedenfalls keiner. Sondern ein Melodram. Genauer gesagt: Ein wunderschönes, formvollendetes Melodram, wie es sonst nur Europäer hinkriegen. Pedro Almodovar vielleicht, oder auch Tom Tykwer. Wie gesagt: Obwohl der Film vor ur-amerikanischen Motiven (Cowboys, Rodeo, Thanksgiving, Country-Musik etc ...) strotzt,
wirkt er im besten Sinne europäisch.
Was daran liegt, dass Regisseur Ang Lee all das weg gelassen hat,
was typische Hollywood-Melodramen ausmacht (bzw. für mich so ungenießbar macht):
Am Brokeback Mountain gibt's kein schmalztriefendes Pathos, keine schwülstigen "Ich liiiieeeeebe dich"-Dialogzeilen, und keine dröhnende Orchestermusik, die die Gehörgänge zukleistert.
Es geht ...
... um Männer und ihre Lebenslügen, die ohne ersichtlichen Grund aufrecht erhalten werden.
... um Sätze, die nicht gesagt werden, obwohl sie viel verändern könnten.
... um Wahrheiten, die nicht ausgesprochen werden, weil es sich mit dem Schein scheinbar leichter lebt.
... um Leben, das nicht gelebt wird, weil man zu sehr beschäftigt ist, ein Leben vorzutäuschen.
Schrieb FM4-Filmspion Joel Kairo. Danke, so schön hätte ich das nie hingekriegt.
Man ahnt natürlich, dass diese Geschichte einer unglücklichen Männerliebe nicht gut ausgehen kann.
Das abzusehende Sad End kommt dann aber ganz anders als erwartet. Unspektakulär, einerseits.
Und dennoch extrem heftig. Mir hat der Film jedenfalls einen emotionalen Punch der Sonderklasse versetzt.
Ich bin ja normalerweise nicht die große Kino-Heulsuse. Aber hier .... puh, das war hart an der Grenze ...
Ein großartiger Film also. Zwei winzige Schwächen gibt's dennoch zu vermelden.
Erstens: Mit 134 Minuten fast eine Spur zu lang.
Zweitens: Wie ist es möglich, dass Jake Gyllenhaal nach drei Monaten Cowboy-Dasein auf einem Berg, in einem windigen Zelt, ohne Strom und warmem Wasser,
immer noch mit perfekt getuschten Wimpern und makellosem Augen-Makeup in die Kamera blicken kann?
Aber was soll's, solche kleine Fehler machen einen exzellenten Film IMHO erst richtig sympathisch ...
Wunderbares, hervorragend gespieltes, tieftrauriges Melodram, das auch als Statement gegen die immer noch existente Diskriminierung von Homosexuellen zu verstehen ist. Unbedingt ansehen.
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