OT: Ddongpari
DRAMA: KOR, 2009
Regie: Yang Ik-joon
Darsteller: Yang Ik-joon, Kim Kkot-bi, Lee Hwan
Geldeintreiber Sang-hoon macht eines Tages die Bekanntschaft eines High School Girls, das sich nicht einfach so von ihm anspucken lässt und ihm Konter gibt. Das ist der gewalttätige Ungustl nicht gewöhnt. Zwischen den beiden ungleichen Charakteren, deren Lebensgeschichten einander auf tragische Weise ähneln, entwickelt sich eine schmerzhafte Liebesgeschichte ...
KRITIK:Was erwarten wir uns von einem koreanischen Film, der den schönen Titel "Breathless" trägt und mit den Sätzen "You fuckin' Bitch - you wanna die?" eröffnet?
Einen weiteren hyperstilisierten Racher-Thriller oder eine poetische Gangsterballade? Ein manisch-depressives "Liebe ist kälter als der Tod"-Drama wie vom frühen Kim Ki-Duk oder einen massenkompatiblen Asia-Blockbuster wie vom späten Park Chan-wook?
Nichts davon.
BREATHLESS, vom jungen Filmemacher Yang Ik-June in klassischer Autorenkino-Manier selbst geschrieben, inszeniert, produziert, geschnitten und mit ihm selbst in der Titelrolle besetzt, unterläuft gängige Erwartungshaltungen westlicher Asien-Filmfreunde.
BREATHLESS ist definitiv harter Stoff. Es geht um das alles andere als schön anzusehende Thema häusliche Gewalt und ihre Konsequenzen für Opfer und Täter. Der Film erzählt von einem Gauner namens Sang-hoon, der als Kind hilflos mitansehen muss, wie der gewalttätige Vater immer und immer wieder die Mutter schlägt und schließlich ihren Tod verschuldet.
Schwer traumatisiert, "arbeitet" Sang-hoon als Schläger für ein Inkasso-Unternehmen, wo er die verängstigen Schuldner krankenhausreif prügelt. Wenn er einen schlechten Tag hat - und das hat er eigentlich jeden Tag - bekommen auch seine Kollegen und sogar der Chef seine Fäuste zu spüren und Beschimpfungen zu hören. Das koreanische Wort für "fuck" lautet übrigens "shibal" und kommt in diesem Film gefühlte 500 Mal vor ...
Als Sang-hoon eines Tages im Vorbeigehen ein Schulmädchen anspuckt und niederschlägt, ist das der Beginn eines Läuterungsprozesses. Die junge Frau, die Sang-hoon beharrlich "crazy bitch" nennt, kennt häusliche Gewalt selbst nur zu gut. Eine Basis für eine glückliche Beziehung?
Blöde Frage.
Natürlich wird der Film kein Happy End nehmen.
Yang Ik-Junes Debutfilm wurde von einem internationalen Festival zu nächsten weiter gereicht (ja, auch zur Viennale) und mit bis dato 13 Awards ausgezeichnet. Völlig zu Recht.
Trotzdem fürchte ich, dass der Film außerhalb der Festival-Welt einen schweren Stand haben wird. Was nicht nur an der tatsächlich schwer konsumierbaren Gewaltdarstellung liegt: Eigentlich will man es nicht sehen, wenn betrunkene Männer vor den Augen ihrer verzweifelt schreienden Kinder ihre Frauen grün und blau schlagen. Und doch wäre es verlogen, hier irgendetwas auszublenden oder durch eine wie auch immer geartete filmische Stilisierung zu entschärfen. Das tut Regisseur Yang Ik-June nämlich nicht. Sein fast ausschließlich mit der Handkamera gedrehter Film ist in jeder Sekunde schmerzhaft realistisch und gerade deshalb schwer zu ertragen.
Aber leider auch zu lang (130 Minuten). Stellenweise wirkt es, als hätte Yang Ik-June als Autor, Regisseur, Produzent, Cutter und Hauptdarsteller in Personalunion ein wenig den Fokus verloren; als würde es ihm Schmerzen bereiten, weniger wichtige Handlungsstränge am Boden des Schneiderraums zurück zu lassen. Eine halbe Stunde weniger wäre definitiv mehr gewesen.
Sollte jemals eine deutschsprachige DVD-Veröffentlichung anstehen, werden wir selbstverständlich trotzdem eine Kaufempfehlung aussprechen.
Liebe tut weh in diesem koreanischen Melodram, dessen extrem schmerzhafte Darstellung häuslicher Gewalt definitiv keinen Spaß macht, aber als gültiger Kommentar zum Zustand der koreanischen Gesellschaft unbedingt sehenswert wäre.
Trotz vieler Festivalpreise gibt's bis dato noch keine deutsche DVD, Interessierten bleibt wohl nur der Privat-Import aus Korea