OT: Koroshi no rakuin
FILM NOIR: J, 1967
Regie: Seijun Suzuki
Darsteller: Jo Shishido, Annu Mari, Mariko Ogawa u.a
Hanada, der drittbeste Berufskiller einer Yakuza-Organisation, bekommt von einer schönen Femme Fatale einen Mordauftrag. Bei der Ausführung jedoch tötet Hanada einen Unschuldigen, wodurch er laut Ehrencodex selbst zum Gejagten wird.
KRITIK:"Ändern Sie das! Ändern Sie das! Oder Sie sind gefeuert", soll ein wutentbrannter Studioboss damals Seijun Suzuki, dem Regisseur, nach einer internen Voraufführung von Branded To Kill zugebrüllt haben. Suzuki, der schon mehrmals von den Filmstudiobossen, Producern wie auch von Freunden dazu angehalten wurde, weniger Kontroverses und eher Mainstream-verdauliche Kost zu produzieren, verweigerte - und wurde in Folge tatsächlich gefeuert (und das obwohl er mit dem Studio "Nikkatsu" zusammen mehr als 40 ziemlich erfolgreiche Filme produziert hatte). In der damaligen japanischen Filmszene war dies der Untergang eines jeden Filmemachers, denn es gab nur fünf große Filmstudios, deren Bosse sich alle untereinander kannten. Wurde man bei einem gefeuert, brauchte man sich bei den anderen gar nicht erst zu bewerben.
So war es auch, dass der Fall von Suzuki - motiviert durch den glühenden Protest seiner Anhänger und Schüler - nicht gerade wenig zur Entstehung der japanischen Independent-Filmszene beitrug. Dies sollte aber noch fast 20 Jahre dauern. In einer Zeit, wo die Schauspieler nicht nach passendem Charakter, sondern nach Bekanntheitsgrad ihres Namens zusammengewürfelt wurden (immer zwei bekannte Schauspieler Klasse A, sowie einer von Klasse B) und Filme am Fließband produziert wurden, war für unkonventionelle Ideen kein Platz.
Heutzutage erleben die Filme von Seijun Suzuki ihr verdientes Revival, sie werden weltweit auf Filmfestivals aufgeführt und beeindrucken trotz ihres Alters, welches man ihnen keinesfalls ansieht, ein gewaltiges Publikum, das gelernt hat, mit dem visionären Stil und den Ideen des Regisseurs umzugehen.
Branded To Kill ist klassisches Noir-Kino: Hanada, gespielt von Jo Shishido (dem japanischen Sean Connery), ist drittbester Berufskiller ("die Nummer 3") in einer Verbrecherorganisation. Als solcher versteht er es, leise, tödlich und professionell seine Opfer ins Jenseits zu befördern und genießt dafür großen Respekt. Als jedoch eines Tages die wunderschöne, laszive Misako (Annu Mari) zu ihm kommt und ihm den Auftrag gibt, einen Geschäftsmann zu töten, nimmt das Unglück seinen Lauf.
Hanada verfällt der Frau, aber wie das in diesem Genre eben so ist, bekommt er alle Frauen, bis auf die, nach der er sich verzehrt. Abgelenkt durch einen dunklen Schmetterling (das Symbol für Misako), trifft der Schuss auf den Geschäftsmann einen Unschuldigen. Hanada weiß, dass er dadurch sein Leben verwirkt hat.
Ab nun wird er verfolgt und gejagt von den anderen Killern der Organisation, zuletzt auch von der mysteriösen Nummer 1, den noch niemand leibhaftig gesehen hat. Er versucht mit Misako zu fliehen, ein neues Leben zu beginnen, doch der Tod ist ihm immer einen Schritt voraus. Seine Frau, die von der Organisation eingesetzt wird um Hanada zu töten, scheitert bei dem Versuch, gespalten in ihrem Wahnsinn aus Eifersucht und Liebe (toll gespielt von Mariko Ogawa).
Über Hanada bedrohlich allgegenwärtig ist das Unglück, wie eine meterhohe Welle, die kurz vor dem Brechen ist und den Charakter zerschmettern wird - und der Zuseher kann nur atemlos verfolgen, wie Hanada gefangen in besessener Liebe, Eifersucht, Geltungsdrang (danach, die Nummer 1 zu eliminieren) und Verlangen sich zum tödlichen Showdown schleppt
Stilistisch ist der Film wahrhaft ein Meisterwerk. Schwarz-Weiß-Fotographie und Beleuchtung sind perfekt in Szene gesetzt, die nötigen Schnitte schnell, kurz und prägnant. So ist es wenig verwunderlich, dass andere Regisseure Jahrzehnte später von Branded to Kill Plot, Einstellungen und Szenen eins zu eins kopieren,
wie z.B. Jim Jarmusch in Ghost Dog.
Fans des Noir-Kinos werden diesen Film lieben, vielleicht auch deswegen, weil er eine etwas härtere Gangart anschlägt, als die Pedanten um Bogart & Co (so werden z.B. sexuelle Aktionen nicht nur angedeutet, sondern auch tatsächlich gezeigt). Der Film wirkt also auch etwas düsterer als die nicht minder großartigen Hollywood-Produktionen der 40er und 50er Jahre.
Dunkel, obsessiv, lasziv - Kinoherz was willst du mehr?