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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Brand

Brand

PSYCHOTHRILLER: A, 2011
Regie: Thomas Roth
Darsteller: Josef Bierbichler, Angela Gregovic, Karlheinz Hackl, Manuel Rubey, Heribert Sasse

STORY:

Seine Frau leidet an Krebs. Ihn plagt die Schreibblockade. Statt an einem Roman arbeitet Schriftsteller Brand (Josef Bierbichler) jetzt an einem Fotoband über seine sterbende Frau. Dabei springt ihm die junge Krankenschwester Angela vor die Linse und ins Bett, was ihrem Mann, einem krankhaft eifersüchtigen Polizisten, naturgemäß wenig erfreut. Und bald steckt Brand bis zum Hals in Schwierigkeiten.

KRITIK:

Er fängt verdammt gut an, der neue Film von Thomas Roth. Das erste Bild: Ein totes Reh. Schnitt. Brands todkranke Frau in ihrem Bett. Schnitt. Kameraknipsen. Schnitt. Keine guten Aussichten. Und wir sind mittendrin in einem morbiden Wiener Krimi. Denkt man zumindest.

Es kommt aber alles anders. Der Film schlägt zunehmend dramatische Töne an, mixt Krimi, Liebesgeschichte, Sex, Lügen - nein, nicht Video, aber Digitalfotographie, Eifersucht und Rache zu einem nicht alltäglichen Genre-Film made in Austria.

Interessant ist der Film zweifellos. Aber ist er auch gut?

Sagen wir mal so: Regisseur Thomas Roth, der Sohn von Schriftsteller Gerhard Roth, ist gewiss kein Stümper. Mit Falco - Verdammt, wir leben noch! hat er einen in Wahrheit unverfilmbaren Stoff in einen durchaus herzeigbaren - und erfolgreichen! - Unterhaltungsfilm verwandelt. Sein Wiener Krimi Blutrausch (1997) ist mir dank der freundlichen Mitwirkung von Herrn Doktor Kurt Ostbahn noch in bester Erinnerung, und selbst seine Fernseh-Arbeiten (Trautmann, Tatort) zeichnen sich durch hohe Qualität aus. Heißt es zumindest. Kann ich mangels Zeit zum Fernsehen nicht überprüfen.

Brand also. Mit Josef "Knochenmann" Bierbichler ist der Film natürlich perfekt besetzt. Der große Mann mit dem dezent bayrischen Idiom ist schlicht eine Naturgewalt, gegen den das restliche Ensemble auf eher verlorenem Posten herumsteht. Ausnahme: Die junge Schauspielerin Angela Gregovic, die quasi die Femme Fatale in diesem Austro-Film Noir gibt.

Thomas Roth ist mehr Stilist als Geschichtenerzähler. Die Bilder sind auch die eigentliche Stärke von Brand; diese atmosphärischen, stark stilisierten Bilder mit ihren unterkühlten Lichteffekten nach Giallo- und Film Noir-Art.

Schade, dass da die Geschichte (Buch: ebenfalls Thomas Roth) nicht ganz mithalten kann. Große Ambitionen sind zweifellos erkennbar; der Film möchte weit größer sein als er wirklich ist, ein Thriller, ein Charakterdrama, das von den ganz großen Dingen erzählt, von Liebe, Sex und Tod, von Vergebung und Erlösung. Das Problem ist halt: Wien ist nicht New York, und Thomas Roth ist nicht Abel Ferrara oder gar Paul Thomas Anderson.

Aber alleine dass der Film solche Assoziationen hervorruft, sollte man als gutes Zeichen werten. Brand ist kein schlechter Film. Er hätte Besseres verdient, als in gerade mal vier Kinos zu starten und vom Publikum weitgehend ignoriert zu werden.

Wenigstens die Filmtipps-Leser sollten diesem Designer-Krimi (Zitat "Die Presse") eine Chance geben ...

Brand Bild 1
Brand Bild 2
Brand Bild 3
Brand Bild 4
Brand Bild 5
FAZIT:

Josef Bierbichler brilliert als Schriftsteller mit Schreibblockade in einem nicht unbedingt perfekten, aber stilistisch bemerkenswertem Thriller von Thomas Roth. Kein schlechter Film, sollte amerikanischer Dutzendware allemal vorgezogen werden.

WERTUNG: 7 von 10 Reserveschlüssel
Dein Kommentar >>
Ralph | 04.05.2011 16:46
"Tatort ist Fernsehen für Cineasten" hab mich mal
vor kurzem irgendwo gelesen. Jedenfalls glaube ich
es würde dir gefallen, Harald. Vor allem die
Münchner und die Furthwängler habens mir angetan.
Und die Österreicher (Krassnitzer und Trautmann, der
eigentlich nur kein Tatort ist, weil der Dialekt so
stark ist)mag ich sowieso. Auf Brand bin ich auch
sehr neugierig, aber ich nehme mal an, dass ich den
erst auf DVD sehen werde.
Harald | 16.05.2011 09:52
wenn ich denn mal Zeit zum Fernsehen hätte ;.)
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