KRIMI/KOMÖDIE: A, 1997
Regie: Thomas Roth
Darsteller: Willi Resetarits, Heribert Sasse, Silvia Fenz, Karl Ferdinand Kratzl, Inga Busch, Raimund Harmstorf, Arno Frisch
Dr. Kurt Ostbahn sucht sein Stammlokal "Cafe Rally" auf, um sich bei "vielen kleinen Bieren und ihren ständigen Begleiten, den vielen großen Fernets", von den Tour-Strapazen zu erholen.
Auf dem Nachhauseweg stolpert der Doktor über die fachmännisch ausgeweidete Leiche des kleinkriminellen Musikers Wickerl. Mit seinem hobbykriminalistisch veranlagten Musiker-Freund "Trainer" beginnt Kurt, die Hintergründe des Verbrechens zu recherchieren. Die Spuren führen in die Wiener Sado-Maso-Szene, und alle Fäden scheinen bei der lasziven Sängerin der Sex-Metal-Band "Mom And Dead" zusammenzulaufen ...
"Mia wor schlecht!"
Unter der Anleitung von Regisseur Thomas Roth übersiedelten Willi Resetarits und Günter Brödl, der Schöpfer des Gesamtkunstwerks "Dr. Kurt Ostbahn", 1997 ins Kino. Als Hauptverdächtiger, potentielles Opfer und Teilzeitdetektiv in Personalunion hat Dr. Kurt Ostbahn einiges um die Ohren in diesem Wiener Krimi, der sich augenzwinkernd durch die Noir- und Slasherfilm-Geschichte zitiert.
"Mir is wurscht. Oba wenn'st die nur ansaufen willst, konnst es wo anders billiger haben." - "I wüll's oba net billiger haben!"
Es ist jetzt nicht so, dass Regisseur Thomas Roth, der Jahre später den Falco-Film drehen durfte, das Medium Film neu erfinden würde. Seinem Inszenierungsstil merkt man die Herkunft aus dem TV-Krimi-Fach nur allzu deutlich an.
Was aber nicht heißt, dass der Mann sein Handwerk nicht verstehen würde. Und er ist kunst- und und filmgeschichtlich versiert genug, um das eine oder andere amüsante kleine Detail einzubauen: So hat die Fetisch-Sängerin Donna (eher nervig: Inga Busch) Bilder des Wiener Aktionisten Rudolf Schwarzkogler an der Wand. Der "Schlächter von Simmering" (Arno Frisch aus Hanekes Original-Funny Games) macht einen auf Tod trägt schwarzes Leder, und keine Geringere als Uschi Obermaier ("Rote Sonne"), die in frühen Kommunarden-Jahren Mick Jagger die Berlin-Aufenthalte versüßt hat, darf dem Herr Kurt den Kopf verdrehen. Und was wäre ein Ö-Film ohne Georg Friedrich? - Richtig: Undenkbar!
"Wos san Sie eigentlich fia a Doktor?"
Und überhaupt die Nebenrollen: Heribert Sasse ist nicht unlustig als "Trainer" mit Hang zur privaten computerunterstützten Verbrechensbekämpfung. Manfred Deix hat einen kurzen, aber souveränen Auftritt als Rotlicht-Barkeeper, und Karl Ferdinand Kratzl gibt einen Mitleid erregenden armen Deppen von einem Möchtegern-Gangster, während ein echter, eiskalter Profi-Killer in Gestalt von Raimund Harmstorf aus Deutschland importiert werden muss. Sehr überzeugend auch Silvia Fenz als abgebrühte Kommissarin Sedlacek.
"Der is jetzt reif wie a eitriges Wimmerl. Kurz vorm Aufplatzen!"
Gut, Herr Doktor Kurt Ostbahn wird nie einen Darsteller-Oscar gewinnen. Trotzdem muss man gestehen, dass die Kunstfigur des trinkfesten Wiener Vorstadt-Rock 'n Rollers auch auf der Kinoleinwand sehr gut funktioniert. Und sein Wiener Schmäh ist sowieso unübertroffen.
Bei seinem Kinoeinsatz durfte sich BLUTRAUSCH eines für österreichische Verhältnisse recht ansehnlichen Publikumszuspruchs erfreuen. Umso unverständlicher, dass es über 10 Jahre dauerte, bis dieser "katakombenschwarze Krimi" (Zitat Kurier) endlich auch den Weg ins Heimkino gefunden hat.
Ein Kriminal-Fall mit Dr. Kurt Ostbahn. Eine keineswegs perfekte, aber sehr unterhaltsame und amüsante Wiener Krimi-Parodie. Für Fans und "Kurtologen" natürlich ein absolutes Must-See. Und überhaupt: Der zweitbeste Wien-Film nach diesem hier. Nach langen Jahren der Wartezeit endlich auf DVD.