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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Blue Rita

Blue Rita

OT: Das Frauenhaus
SEXPLOITATION: CH, 1977
Regie: Jess Franco
Darsteller: Pamela Stanford, Dagmar Bürger, Martiné Flety, Eric Falk

STORY:

In Paris gibt es einen Nachtclub namens Blue Rita. Dort landet die männliche Kundschaft nach dem Sex in einem Kellergefängnis, wo sie mittels eines grünfarbigen Aphrodisiakums geil wie Nachbars Lumpi gemacht werden. Die Objekte ihrer Begierden werden ihnen freilich vorenthalten, denn mit dieser Foltermaßnahme erpresst Clubbesitzerin Rita geheime Informationen (?) von den Männern und verkauft diese an einen dubiosen Auftraggeber. Doch eine von Ritas Damen treibt ein doppeltes Spiel…

KRITIK:

Francos Filme sind speziell. Deshalb erweist sich eine objektive Bewertung seines Werks als äußerst schwierig. Wie ein Jean Rollin interessiert sich auch Jess Franco kaum für Handlung und Dramaturgie eines Films, sondern ordnet alles dem Stil, einem eigentümlichen Rhythmus und der Bedienung der eigenen voyeuristischen Neigungen unter. Von daher sind seine Geschichten zwangsläufig unausgegoren, bisweilen lächerlich und rote Fäden werden nur selten konsequent verfolgt.

So ist auch BLUE RITAs Spionageplot im Grunde ein Witz und hoffnungslos albern. Für Filme, die inhaltlich einen solchen Unsinn unverhohlen, aber scheinbar bierernst propagieren wie der vorliegende, vergibt man normalerweise keine Punkte. Doch er ist von Franco und da müssen andere Maßstäbe gelten. Legt man diese an, stellt sich heraus, dass BLUE RITA sogar einer der bemerkenswerten im Oeuvre des Spaniers ist.

Denn obgleich ein Plot selten dämlicher gewesen ist, muss man lange suchen, um einen psychedelischeren Sleaze als diesen hier auszugraben.

Optisch ist der Film eine Wucht, wenngleich eine sonderbare. Franco führt uns in eine psychedelische Stripbar, die ihre Nuditäten, Liebes- und Folterspielchen abwechselnd in Eisblau, Erdbeerrot oder Giftgrün zelebriert. Die hirnrissige Story wird immer wieder durch phantasievolle Bühnenshows der Damen (Achtet auf die Elefantenrüsselszene!) aufgelockert. Die Sets sind gleichfalls Augenweiden. Während die Folterkammer durchaus auch Trashiges im Mobiliar führt, ist das Séparée mit den durchsichtigen Möbeln und Matratzen bizarrer Chic. Ebenso obskur angehaucht ist eine Sexszene, die den Gasmaskenfetisch bedient.

Aber auch der (unfreiwillige?) Humor kommt nicht zu kurz. Für den sorgen in erster Linie die drei Typen von der Theke. Einer von ihnen bandelt mit einem von Ritas Mädchen an und ist durch diesen Umstand natürlich hochmotiviert noch etwas länger durch die Nacht zu schwärmen. Seine Kollegen haben darauf keine Lust und wollen nach Hause. Daraus entsteht ein Disput, der in einer handfesten und zwerchfellerschütternden Schlägerei mit saftigen Handkantenschlägen gipfelt. Kennt man ja von den eigenen Kneipentouren. Wenn die Kumpels plötzlich keinen Bock mehr zum Saufen haben, kann es auch unter Freunden schon mal auf die Schnauze geben. Sich einfach nur freundlich verabschieden und für den Abend getrennte Wege zu gehen wäre nicht nur langweilig, sondern es kämen dann ja auch keine solch lockeren Einzeiler wie "Entschuldige, Baby! Ich musste erstmal meine Gouvernanten schlafen legen!" zustande. Gegen solch mächtige Sprüche wie das Zitat eben kann selbst der Terminator mit seinem müden "Hasta la Vista!" abstinken.

In diesen Momenten: Ganz großes (komisches) Sexkino. Das wird nur noch von dem abstrusen Twistgewitter am Ende des Films übertroffen, wo sich plötzlich alle Beteiligten als irgendwelche Doppelagenten von KGB, Interpol oder sonst was entpuppen. Macht euch keine Sorgen wegen des Spoilers. Der versaut euch den Film nicht. Denn wie schon erwähnt, die Geschichte ist bei Franco zweitrangig. Es geht mehr um die Haut.

Blue Rita Bild 1
Blue Rita Bild 2
Blue Rita Bild 3
Blue Rita Bild 4
Blue Rita Bild 5
Blue Rita Bild 6
FAZIT:

BLUE RITA - ein Nachtclub voller Lesben, Huren und Spitzel… - Das im Originaltitel erwähnte FRAUENHAUS entpuppt sich als farbenfrohe, psychedelische Nacktbar. Ein auf Film gebannter wirrer feuchter Traum von Jess Franco, nachdem er sich vor dem Schlafgehen zusammen mit seiner Frau Lina Romay und Produzent Erwin C. Dietrich den eigenen VAMPYROS LESBOS und einen James Bond - Film reingezogen hat. Für Fans des Spaniers praktisch unverzichtbar, dürfte BLUE RITA für den Rest der Welt kaum erträglich sein…

WERTUNG: 7 von 10 Litern grünem Aphrodisiakum
TEXT © Christian Ade
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