MARTIAL ARTS: USA, 1988
Regie: Newt Arnold
Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Donald Gibb, Bolo Yeung, Forest Whitaker
Der in fernöstlichen Kampfkünsten bestens ausgebildete Soldat Frank Dux (Jean-Claude Van Damme) reist nach Hongkong, um am Kumite teilzunehmen, eine geheime und illegale Kampfmeisterschaft, bei der es in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Todesfällen unter den Kämpfern kam. Dort trifft er auf den brutalen, bisher ungeschlagenen Champion Chong Li (Bolo Yeung)
KRITIK:Neulich Sonntagabend. Nach dem allzu gut bekannten Hauptfilm, stieß ich nach einem kurzen "Flirt" mit der Kindlichen Kaiserin, der ich aber angesichts ihrer grausam sanften und monotonen Stimme, die mir bereits im Kindesalter die Lust an Phantasien austrieb, schon nach wenigen Minuten den Laufpass gab, beim Sender durchzappen auf einen vielversprechenden Vorspann auf Kabel 1. Tagsüber ja eher Schrottplatz vom großen Bruder, Pro7, ausgemusterter Serien und Realitysoaps, sowie schon x-mal gesehener US-Sitcoms, entpuppt sich der Sender zu später Stunde oftmals als Fundgrube filmischer Köstlichkeiten und Sammelsurium unterschiedlichster Genrehighlights.
Von positiven, spätabendlichen Kabel 1 - Erfahrungen der Vergangenheit beflügelt, schob ich meine Jean-Claude Van Damme betreffenden ewigen Vorurteile beiseite und ließ mich auf Bloodsport ein. Das eingeblendete "Based on a true story" wurde von mir, wie so häufig ignoriert. Dass man auf derartige Angaben nichts geben kann, weiß der selbsterklärte Filmjunkie spätestens seit Blair Witch Project. Außerdem müsste man angesichts der folgenden 90 Minuten aufs Neue an der Menschheit zweifeln. Positiv hervorheben möchte ich den Score von Paul Hertzog, dieser unterlegt den Film spärlich mit düsteren Synthiesounds, die nur 1, 2mal nervenden 80ies Rock-Smasher weichen müssen, da ist man von vergleichbaren 80er Action-B-Movies weit schlimmeres gewohnt.
Gleich in der Anfangssequenz bekommt man einen Vorgeschmack auf das Kommende. Gezeigt werden Kämpfer verschiedener Herkunft, die sich auf ebenso unterschiedliche Weise auf das Turnier vorbereiten. Es werden Eisblöcke zerschlagen, umringt von grenzdebilen Fackelträgern irgendwo im Dschungel Probekämpfe veranstaltet oder Kokosnüsse per Handkante zertrümmert.
Derlei Trainingsmethoden sind natürlich nichts für den Armysoldaten Frank, der prügelt lieber locker seine Boxbirne. Von einem Vorgesetzten auf seine bevorstehende Hongkong-Reise angesprochen, flüchtet er zum Haus seines Meisters, Mr. Tanaka (souverän gespielt von Roy Chiao, bekannt als Lao Che aus Indiana Jones und der Tempel des Todes), um sich von diesem zu verabschieden. In der Folge erfährt man in Rückblenden seinen Werdegang zur Martial Arts Kampfmaschine.
Als Jugendlicher von Mr. Tanaka beim versuchten Diebstahl seines Katana ertappt, lässt dieser beeindruckt von Franks Furchtlosigkeit, Gnade vor Recht walten und unterrichtet den Jungen in seinen Kampfkünsten. Für mich ein nicht nachvollziehbarer Schritt, Mr. Miyagi hätte Frank vermutlich nicht einmal das Stutzen seiner Bonsais beigebracht. Der junge Frank ist nämlich grottenschlecht gespielt. Pierre Rafinis schauspielerische Leistung beschränkt sich auf dämlich aus der Wäsche schauen und stocksteif dastehen, als hätte er des Meisters Bambusstab verschluckt, sehr schlampig gecastet. Dazu kommt noch eine miserable Synchronisation, ohne einen Hauch von wechselnder Emotion. Wider Erwarten zeigt er sich dennoch für die Lehren Tanakas sehr empfänglich und reift zum unschlagbaren Kämpfer, obgleich es mir bis heute ein Rätsel bleibt, welche Kampfrichtung er betreibt, ich nenne es mal salopp Karate, Kampfpuristen mögen mich steinigen.
Seine Vorgesetzten sind naturgemäß wenig begeistert von seinem Vorhaben und schicken dem Abtrünnigen die Ermittler Helmer (Norman Burton) und Rawlins (Forest Whitaker) hinter her, um ihn zurückzuholen. Diese agieren stereotypisch tollpatschig und hinken Dux immer einen Schritt hinterher. Ebenfalls skurril der Boxer Ray Jackson, Franks Landsmann, der auch am Turnier teilnimmt. Donald Gibb lässt gewohnt den großmäuligen Redneck heraushängen sorgt mit seiner aufdringlichen, direkten Art für humorvolle Momente, die den ansonsten unnötig, weil allzu platt, dramatisch inszenierten Film auflockern.
Eine Liebesgeschichte, in diesem Fall eher eine Affäre, darf natürlich auch nicht fehlen. Leah Ayres mimt dabei das naive Blondchen Janice Kent, eine amerikanische Reporterin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat über das Kumite zu recherchieren. Ein unnötiger Zusatz, sollte damit die weibliche Zuseherschaft, die sich vermutlich ohnehin kaum finden wird, besänftigt werden? Ich weiß es nicht. Janice wirkt auf alle Fälle ziemlich aufgesetzt und wäre bei der geringen Screentime verzichtbar gewesen. Wenden wir uns nun lieber dem essentiellen des Films zu, den Kämpfen.
Franks großer Rivale ist der koreanische Kampfchampion Chong Li, der sich durch besondere Brutalität im Ring auszeichnet. Dieser wirkt aber eher als wäre ansonsten der Sumoring sein zu Hause, ein großer schwerfälliger Muskelberg mit diabolischem Grinsen und beschränkter sprachlicher Ausdrucksfähigkeit. Da wäre ein flinker, agiler Kämpfer sicher der bessere Gegenpart zu Jean-Claude Van Damme gewesen. Um den Finalkampf zusätzliche Brisanz zu verleihen, bedient sich der Drehbuchautor einer allzu typischen Zutat, nämlich Rache. Entweder hat der Protagonist bereits einen Vorkampf gegen den Rivalen verloren, oder wie in diesem Fall rächt er seinen vom Antagonisten geschlagenen Freund, die alt bewährte Formel eben. So ist es hier Jackson, der von Chong Li in der Vorrunde krankenhausreif geprügelt wird.
Nun bin ich wahrlich keine Martial Arts-Koryphäe, mein Repertoire beschränkt sich auf die Karate Kid Reihe und einige Bruce Lee Klassiker, dennoch sind für mich die Kampfszenen in Bloodsport eher enttäuschend. Vielleicht tu ich mich als Kind unserer Zeit, der Web 2.0-Gesellschaft mit ihrer Reizüberflutung schwer, aber bis auf ein paar beeindruckende Slow Motion-Flugaufnahmen von Frank, wirken die Kämpfe, besonders das Finale unrealistisch träge, hier wäre mehr Tempo angebracht gewesen, aber da konnte Bolo Yeung wohl nicht so recht mit.
Van Dammes Mimik überschreitet dabei häufig die Grenze zum Absurden, was ihm eine unfreiwillige Komik verleiht. Als Beispiel sei hier seine Darstellung als von Kalk Geblendeter erwähnt. Anstatt schmerzverzehrt die Augen zuzupressen, reißt er eben diese zentimeterweit auf und macht eher den Eindruck, als hätte er ein anderes weißes Pulver konsumiert und erleide eine Bewusstseinserweiterung.
Lag es vielleicht an meinem noch vom Vorabend getrübten Geisteszustand oder am sonstigen TV-Programm, dass mich der Film dennoch bei Laune hielt? Fakt ist, ich blieb bis zum Ende dran und wechselte auch nach den Werbepausen brav zurück zu Kabel 1. Alles in allem einfache Actionkost, die dem Zuseher keine großen Aufmerksam abverlangt oder besondere Überraschungen bietet. Aber mal ehrlich, was erwartet man auch von einem Jean-Claude Van Damme-Film. Als visuelle Sonntagabendzerstreuung taugt Bloodsport allemal, für den Männerabend greif ich in Zukunft aber trotzdem auf die altbekannten 80er Kracher zurück.