OT: Town Creek
HORROR: USA, 2010
Regie: Joel Schumacher
Darsteller: Henry Cavill, Dominic Purcell, Emma Both, Michael Fassbender
Seit 1936 beherbergt die in die Staaten immigrierte Familie Wollner einen nationalsozialistischen Schwarzmagier auf ihrer Farm, der nicht nur imstande ist, seine eigene Lebenszeit mithilfe von Runen und Menschenblut ins Unermeßliche zu verlängern, sondern der darüber hinaus auch noch aus Toten Zombies machen kann. Als ein Irakveteran, der mit dem Nekromanten im SS-Mantel und dessen Gastfamilie noch eine Rechnung offen hat, schwerbewaffnet und mit brüderlicher Verstärkung auf der Farm auftaucht, knallt es von Minute 36 bis zum Abspann...
KRITIK:Und dabei beginnt BLOOD CREEK gleich mal mit einem fetten Goof. Als im Prolog die deutsche Auswandererfamilie im Jahre 1936 einen Brief aus des Führers Hauptstadt erhält, enthält dieser einen Scheck. Ausgestellt mit Hakenkreuzsiegel von der Deutschen Bundes(!)bank ...
Okay - wenn sich ein amerikanischer Drehbuchschreiber im Hollywood dieser Tage an einer arischen Blutwurst in Gestalt eines okkulten Nazizombieflick versucht, sollte man wohl besser nicht zuviel historische Detailverliebtheit erwarten. Doch ob nun Reichsbank oder Bundesbank ist auch völlig schnuppe. Die abenteuerliche und vor allem extrem wüste Mischung aus untoten Nazinekromanten, Zombiepferden (!), Dritten Augen, Splatter und Runensteinen ist auch so völlig abstrus.
Dabei meine ich nicht einmal die Grundidee. Die belegten geistesgestörten Rituale von Himmler und Co. auf der Wewelsburg sind ja bekannt und Nazis und Okkultismus wurden ja auch schon früher im Horrorgenre vermengt. Schlag nach in James Herberts feinen Roman "Blutwaffe", der das Thema ungleich interessanter und origineller gestaltet hat als es im vorliegenden Film getan wird.
Und für all diejenigen, die lustige Nazizombies gerne in ihrem Heimkino sehen, wurde in Norwegen schließlich DEAD SNOW gedreht. Hier wie dort findet das interessierte Publikum bessere Alternativen; seien sie nun intelligenter ("Blutwaffe") oder eben spaßiger (DEAD SNOW).
BLOOD CREEK ist nämlich einer dieser Horrorfilme, die auf jegliches Niveau pfeifen und sich selbst dann noch bierernst nehmen, wenn ein zombifiziertes Pferd aufm Flur steht. Und die Küche ramponiert und die Schulter eines bemitleidenswerten Protagonisten mit einem Strauß Karotten verwechselt ...
In diesen Moment wird die erlesen krude Geschichte dann eben nicht nur krude, sondern auch ein bißchen lächerlich. Aber so ist das eben im BLOOD CREEK. Da geht man zum Lachen in den Keller ... wo schon das alte Nazimonster bei seinem magischen Runenstein hockt. Mit ein bißchen mehr Augenzwinkern hätte BLOOD CREEK eventuell sogar ein großer Spaß werden können. So ist es eben nur ein hirn- und heilloses Gemetzel, welches nach seinem ersten Drittel nur noch auf die 12 zielt.
Dass ein solcher Film ausgerechnet das Alterswerk von Joel Schumacher darstellt, verwundert da schon ein bißchen. Und lässt die Frage aufkommen, ob so ein humorloses deftig-debiles (CGI-)Gorebauernvesper vielleicht doch etwas unter der Würde eines Filmemachers liegt, der im Auftrag Hollywoods immerhin jeweils zwei BATMAN- und John Grisham-Filme sowie mit dem Snuffthriller ACHT MILLIMETER ein bekömmliches Stück Cagesploitation drehen durfte.
Oder wollte Schumacher im Herbst seiner Karriere einfach nur nochmal ordentlich die Sau (bzw. das Zombiepferd) rauslassen? Wie dem auch sei. Die Überraschung ist ihm gelungen. Fürs Protokoll: Die deutsche DVD ist trotz mancher relativ herber Szenen (wie durch Kehlen fahrender Stacheldraht) uncut.
Einst drehte er THE LOST BOYS, DER KLIENT, DIE JURY und BATMAN & ROBIN, jetzt schundige, aber immerhin splattrige Gemetzel um Nazi-Nekromanten und Zombiepferde, die sich eine deutsche Immigrantenfamilie auf ihrer kleinen Farm hält.. Kurz vor der Rente lässt Joel Schumacher auf unterem B-Movie-Niveau nochmal die Blutwurst raus und sorgt für Stirnrunzeln und ungläubiges Staunen, aber auch für ein kleines bisschen kruder Unterhaltung ...