OT: El Callejón
HORROR: E/COL, 2011
Regie: Antonio Trashorras
Darsteller: Ana de Armas, Jeff Gum, Leonor Varela
Rosa ist ein Zimmermädchen, das von der großen Modelkarriere träumt. Dieser Traum scheint in greifbarer Nähe, schon am nächsten Tag kann es losgehen. Vorher will sie aber noch schnell in einem Waschsalon ihre Kleider reinigen ...
So ein Waschsalon an sich verstrahlt schon eine unheimliche Atmosphäre, ich selber hab lange meine Kleider dort gewaschen und für einen Horrorfilm biete sich dort genug Material, unheimliche Gestalten inklusive. Dazu noch flackerndes Neonlicht und die vor sich hinratternden Maschinen ... brrrrrr Gänsehaut. Und wenn ein Film dann auch noch mit der Nahaufnahme eines Auges beginnt, dann hat er meinen Blick sowieso schon eingefangen.
Doch nicht nur das Setting ist eine Augenweide, sondern auch der gesamte Look des Films. Schon der Vorspann ist ein Hochgenuss. Antonio Trashorras (ich hätte auch gern das Wort TRASH im Namen) gelingt es überhaupt erstaunlich gut Atmosphäre zu erzeugen, egal in welche Richtung. Einige Kameraeinstellungen zauberten mir ein fettes Grinsen ins Gesicht. Kontraste, Formen, Winkel, bezaubernd. Mal klinisch kalt, mal voller Farbe. Manche Szenen erinnerten mich sogar an den Fotografen Andreas Gursky (ich sag nur Balkonszene). Auch wie Rosas Arbeitskollegin mit ihrem rosa Kleidchen auf dem begrünten Dacht tanzt ist ein kontrastreiches und sinnliches Hochgefühl, vor allem auch, weil die Musik sehr gut eingesetzt und ausgewählt ist.
Blind Alley ist generell ein wunderbarer Stilmix, der alles offen lässt und sich nicht festlegt. Das macht das Ganze so unvorhersehbar und hält die Spannung hoch. Viele Klischees kommen zum Einsatz, aber immer mit einer gewissen Selbstironie, deswegen macht es auch Spaß beim Zusehen, weil es hier nicht um das Bedienen dieser Klischees geht, sondern um eine liebevolle Genre-Hommage.
Genau aus diesem Grund kann man nicht viel Neues erwarten, denn das war alles so schonmal da, nur meistens nicht in dieser Kombination. Doch auch das Verbinden bestimmter, auf den ersten Blick verschiedener Dinge ist nicht gänzlich neu, aber macht ja nichts, solange es funktioniert. Und das tut es!
In diesem kleinen, aber feinen Film steckt viel Liebe zum Detail und das Schwelgen in Erinnerungen, welche durch unzählige Szenen lebendig werden und vorallem durch die tolle Musikauswahl erst richtig zum Leben erwachen. Wie so manch andere Gestalt in Blind Alley auch.
Auch die Darsteller sind durchaus solide und machen ihre Arbeit sehr gut. Zwischendurch gibt es mal einen kleinen Durchhänger, der aber schnell überwunden ist, bevor der Film nochmal richtig einen drauflegt und zu einem anderen Film mutiert. Sicherlich auch bekannt, aber es kommt hier doch recht unerwartet und auch das Ende setzt nochmal einen drauf. Es kommt vielleicht nicht so ganz überraschend, aber hat mich doch nochmal in Verzücken versetzt.
Ich rate übrigens ganz ganz dringend davon ab den Trailer anzusehen, das macht den ganzen Spaß kaputt, weil er eigentlich alles vorweg nimmt! Also einfach auf den Film einlassen, ohne den Trailer anzuschauen!!!
Blind Alley erscheint am 12. April bei Koch Media auf DVD und Blu-ray.
Ein absolut sehenswerter Film, der vieles mischt, dabei aber nicht auf Abwege gerät, sondern sehr liebevoll und detailnah die Blind Alley entlang schreitet. Musik, Setting, Kameraeinstellung, Darsteller, Farben und Formen wunderbar. Und ein paar unerwartete Wendung lauern auch im Dunkeln der Alley.