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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Black Bag

Black Bag

THRILLER: USA, 2025
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Michael Fassbender, Marisa Abela, Cate Blanchett, Tom Burke, Pierce Brosnan

STORY:

George Woodhouse (Michael Fassbender) hasst Lügner. Als Psy-Ops-Experte beim MI6 hat er einst sogar seinen eigenen fremdgehenden Vater überwacht. Seine investigativen Skills werden abermals in familiärer Angelegenheit gebraucht: Es gibt eine undichte Stelle beim National Cyber Security Centre. Jemand hat eine digitale Superwaffe, eine intelligente Weiterentwicklung des legendären Stuxnet-Virus entwendet und an die Russen verkauft. In den falschen Händen könnte die Software eine Atomkatastrophe auslösen. George hat eine Liste von fünf Verdächtigen. Pikant: Seine Frau ist auch darunter. Was nun?

KRITIK:

Ich denke, man tut Steven Soderbergh nicht Unrecht, wenn man ihn als Arbeitstier bezeichnet. 36 Regiearbeiten umfasst der IMDb-Eintrag des rastlosen amerikanischen Filmemachers, der meist auch selbst die Kamera führt und den Schnitt besorgt. Zugegeben, nicht jeder seiner Filme ist ein Meisterwerk (und ich bin auch weit davon entfernt, alle gesehen zu haben). BLACK BAG hat jedenfalls beachtliches Kritiker-Lob einheimsen können. Man hört auch von den üblichen Verdächtigen in meiner Film-Bubble auf Facebook nur Gutes.

Mit 50 Millionen Budget zählt BLACK BAG zu den teureren Filmen im Euvre des Regisseurs. Und das viele Geld wurde grundvernünftig investiert. Nein, eben nicht in ausufernde Schießereien, Stunts und Feuerwerk. Ganz im Gegenteil: BLACK BAG ist ein ausgesprochen actionarmer Film. Es gibt im ganzen Film genau eine Explosion und einen Schusswechsel. Super-spannend ist er trotzdem - oder vielleicht sogar deswegen. Das mag sich jetzt irgendwie doof anhören, aber BLACK BAG ist so etwas wie der Stirb Langsam unter den dialoglastigen Thrillern. Und es ist ein seeehr dialoglastiger Thriller. Aber keinesfalls spröde oder überanstrengend. Ganz im Gegenteil: Die Dialog-Duelle, die sich die tollen Darsteller um die Ohren hauen, sind messerscharf, kein Gramm Fett zu viel. Mein Favourite ist die aus dem Ruder laufende Dinner-Szene gleich zu Beginn, wo George die Verdächtigen in seine Designer-Wohnung zum Essen einlädt. Freilich nicht, ohne den Gästen ein starkes Wahrheitsserum in die Soße zu mischen.

Und dann geht es los: Die Verdächtigen (allesamt Kollegen von George), die ja von Beruf her gewohnt sind zu täuschen, zu lügen, zu betrügen, lassen bald die professionelle Fassade fallen. Sie reden sich um Kopf und Kragen, intime Geheimnisse inklusive sexueller Details werden ausgeplaudert, und irgendwann wird eine Hand mit dem Steakmesser an den Küchentisch getackert.

Man merkt vielleicht: Steven Soderbergh hatte keinen gewöhnlichen Spionage-Thriller im Sinn. BLACK BAG funktioniert über weite Strecken eher als Beziehungsdrama oder als Analyse toxischer Beziehungen im Agentenmilieu. Getragen wird der Film von - no na - superen Schauspielern: Michael Fassbender spielt eine ähnliche Rolle wie zuletzt in David Finchers THE KILLER (aber ohne Morrissey-Songs im Ohr). Cate Blanchett ist seine stets undurchschaubare Partnerin in Cybercrime. In den Nebenrollen überzeugen bekannte Namen wie Naomie Harris, Tom Burke und Pierce Brosnan.

Dass der Film großartig aussieht, versteht sich fast schon von selbst. Das eingangs erwähnte Produktionsbudget floss offenbar größtenteils in Set Design, Ausstattung und Kostüme. Positiv erwähnen sollte man noch die kompakte Laufzeit: Nach 90 spannenden Minuten sind wir schon bei den End-Credits, so was kennt man im Kino ja gar nicht mehr.

Meine Erwartungen hat der Film jedenfalls deutlich übertroffen. Auch das kennt man kaum mehr.

Und vielleicht noch eine Empfehlung: Um bei der wendungsreichen Spionagestory halbwegs am Ball zu bleiben, ist es wahrscheinlich nicht verkehrt, die fett gedruckten Begriffe in der Inhaltsangabe oben vorab zu googeln. Diese kleine Website hat ja schließlich auch einen Bildungsauftrag.

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FAZIT:

BLACK BAG von Steven Soderbergh: Super-eleganter, im besten Sinne altmodischer Agententhriller, der irgendwie auch ein Beziehungsdrama ist. Oder zumindest sehr viel über toxische Beziehungen erzählt. Michael Fassbender und Cate Blanchett sind natürlich großartig. Hat die Erwartungen eindeutig übererfüllt.

WERTUNG: 8 von 10 Wahrheitsdrogen
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