HORROR: TR, 2015
Regie: Can Evrenol
Darsteller: Muharrem Bayrak, Mehmet Akif Budak, Mehmet Cerrahoglu
Eine Polizei-Einheit ist in den Außenbezirken der Millionen-Metropole Istanbul unterwegs. Bis jetzt ist die Nacht ruhig verlaufen. Man kehrt in ein Restaurant ein, fachsimpelt über Fussball und Nutten, sucht Streit und provoziert eine Schlägerei. Harte-Männer-Business as usual. Dann geht ein Notruf ein. An einem Tatort wird dringend Verstärkung benötigt. Als die Polizisten am Einsatzort eintreffen, finden sie einen verlassenen Polizeiwagen vor. Von den Kollegen fehlt jede Spur. Sie dringen in ein Gebäude ein, wo sie Dinge erleben, die ihre Vorstellungskraft übersteigen ...
Positive Nachrichten aus der Türkei sind gegenwärtig ja eher Mangelware. Und als Hochburg des Genre-Kinos war das Land am Bosporus bislang auch nicht gerade verschrien, sieht man von einer Serie mittelmäßiger Action-Filme mit propagandistischer Agenda ab. Mit BASKIN könnte sich das ändern: Das Debut des jungen türkischen Filmemachers Can Evrenol, der bislang als fleißiger Kurzfilm-Regisseur in Erscheinung getreten ist, hat eine Blutspur durch die internationalen Festivals gezogen und ist dieser Tage bei Capelight auf DVD/Blu-ray erschienen.
BASKIN lässt sich Zeit. Bevor die sprichwörtliche Hölle losbricht, wollen die Charaktere erst einmal eingeführt werden. Sympathieträger lassen sich hier allerdings keine ausmachen. Die Polizisten fungieren als Anti-Helden, als negative Charaktere innerhalb eines repressiven Systems. Natürlich würde es sich anbieten, diesen türkischen Horrorfilm auf seinen politischen Subtext abzuklopfen. Aber es würde auch zu weit führen.
BASKIN ist vor allem eins: Ein hochgradig wirkungsvoller Genre-Film, der sich vor der internationalen Konkurrenz keineswegs verstecken muss und sie in vielerlei Hinsicht noch übertrifft. Härtegradtechnisch dockt Can Evrenol direkt an die französische Terror-Welle der Nullerjahre an. Stilistisch lassen jedoch die guten alten Achtzigerjahre grüßen, Clive Barker, Dario Argento, you name it. Besonders positiv stickt die hübsche Farbgebung in dominanten Rot- und Blau-Tönen ins Auge. Der Synthie-Sound lässt ein stilechtes John Carpenter-Feeling aufkommen. Und wenn ein Film freiwillig auf CGI verzichtet und handgemachte Effeke einsetzt, gewinnt er sowieso alles.
Ach ja, die Effekte: Je länger der Film läuft, desto drastischer gebärdet er sich. Die fiesen Effekte wirken wie der sprichwörtliche Faustschlag in die Magengrube - oder treffender im Kontekt des Films: Wie der Vorschlaghammer auf den Hinterkopf. Zusammen mit dem surrealen Setting und einer non-linearen Erzählweise wird eine unheimliche, entschieden jenseitige Atmosphäre erzeugt.
Dass am Ende, wo Realität, Wahn, Erinnerung und Albtraum verschwimmen, durchaus Interpretationsspielraum bleibt, mag man vielleicht als kleine Schwäche werten. Was aber der Tiefenwirkung dieses intensiven, grimmigen und ziemlich wahnsinnigen Films keinen Abbruch tut.
Der türkische Horror-Festivalhit BASKIN (lässt sich mit 'Angriff' übersetzen) macht seinem Titel alle Ehre und startet einen Frontalangriff auf die (Magen)Nerven des Zusehers. Knochenhartes, okkultes Splatterkino, das keine Gefangenen macht.