THRILLER/SATIRE: USA, 1991
Regie: Joel und Ethan Coen
Darsteller: John Turturro, John Goodman
Barton Fink ist Autor. Nach einem vielbejubelten Werk am Broadway engagiert ihn Hollywood, mit dem Auftrag ein Drehbuch für einen Ringerfilm zu verfassen. Fink quartiert sich in ein schäbig-staubiges Hotel ein, fern der Hollywoodklasse, die ihm der Produzent anbietet. Er braucht diese Einfachheit zum Schreiben. Ruhe. Doch nach dem Intro zu seiner Geschichte streikt die Fantasie. Schreibblockade! Er lernt in der großen Filmmetropole sein großes Vorbild kennen, eine wunderbare Frau und diesen immerzu fröhlichen, kumpelhaften Zimmernachbarn Charlie. Ein Mord geschieht und Fink beginnt zu schreiben.
KRITIK:Auch hier herrscht von Beginn an diese Coensche Grundstimmung, eine bizarr-komische Melancholie vor einer weisen Lebensmüdigkeit. Jede Szene strotzt vor filmischer Ausdruckskraft, verwendet mythische Symbole und Signale, sei es das Bild der Frau vor dem Meer, der steinerne Aufzugsbediener, das saufende Idol, das ungeöffnete Paket...
John Turturro passt perfekt in die Rolle des naiv-idealistischen Autors, der am Wendepunkt seiner Karriere mit den üblichen Dämonen des Künstlers zu kämpfen hat. Seine Frisur, die Brille, die energischen Reden über den Stand der Dinge, sein Manko, denen nicht zuzuhören, die es verdienen würden. Fabelhaft.
John Goodman erledigt seine Aufgabe als teuflischer Zimmernachbar grandios. Sein dämonisches Grinsen, seine bedrohliche Verschwiegenheit, sein unschuldiges Alter Ego-Verhalten.
Das infernalische Ende zählt für mich zu den filmischen Highlights der 90er. ;-) Gänsehaut!
In weiteren kleinen Nebenrollen fallen die elegante, verführerische Judy Davis auf, (natürlich) Steve Buscemi als schrulliger Rezeptionist Chet oder Tony Shalhoub, wie ihn kein Monk-Gucker erwarten wird.
Und diese Soundkulisse, die wieder an das hervorragend akustisch untermalte 'Blood Simple' erinnert. Mechanische Schreibmaschinenlaute, das Klingeln einer Rezeptionsglocke im Hotel, keuchende Ventilatoren, das Rauschen der Meereswellen, die gähnende Leere eines Hotelflurs, die fauchende Luft beim Schließen der Zimmertür, sich abschälende Tapeten. Jede Einstellung lebt von der ausgefeilten Akustik und zieht einem fast im Alleingang in die Geschichte.
Tut mir leid, ich kann kein böses Wort verlieren. Der Film ist einfach großartig!
Besonders für mich, als Autor, der es als Geschichte von der Beziehung des Künstler zu seinem Lieblingssubjekt,
dem Mörder versteht, als herrliche Parabel über Autor und Inspiration, den Sorgen und Nöten des Künstlers und seinen Idealen. Ein vergnügliches, entzückendes Erlebnis! Für Autoren wie gesagt ein Must-See-and-Nod! ;-)
Barton Fink ist ein frühes Coen-Brüder- Highlight! So unspektakulär und doch sehenswert! Er funktioniert mit seinen intelligenten, feingespickten Seitenhieben auf das kommerzkonzentrierte Hollywoodsystem ebenso wunderbar wie als Groteske mit fantastischen Thrillerelementen, vielleicht sogar ein persönliches, selbstkarikiertes Bildnis der beiden Ausnahmetalente Joel und Ethan. Man darf's ja glauben. Meisterwerk!