OT: Bait
HORROR: Australien, Sin, 2012
Regie: Kimble Rendall
Darsteller: Xavier Samuel, Julian McMahon, Sharni Vinson, Phoebe Tonkin
Nach einem Tsunami zweckentfremden weiße Haie einen gefluteten Supermarkt und ein unter Wasser stehendes Parkhaus als Snackbar...
Als ich zum ersten Mal von der Tagline dieses Films - "Haie im Supermarkt"- hörte, kam sie mir ziemlich albern vor. Aber okay, die "Schweine im Weltall" haben wir damals auch klaglos hingenommen und mit welch Fulminanz etwa die legendären "Zombies im Kaufhaus" seinerzeit in die Horrorfilmgeschichte eingegangen sind, ist auch heute noch bekannt. Und wurde der Schwachsinn nicht unlängst von der Asylum-Vollpfosterei mit SHARKNADO (Name ist Programm) ohnehin in astronomische Höhen multipliziert?
In Verbindung mit dem Grundthema lässt der Trailer des vorliegenden BAIT zunächst irgendetwas zwischen Asylum-Irr/Schwach/Un/Wahnsinn und den splattrigen PIRANHA-Reboots erahnen. Es wird sich zeigen, dass BAIT zwar längst nicht so viel Silikon wie die letztgenannten besitzt, dafür aber ein bei weitem höheres Budget als die zwei C 64-Rechner und die vier Büchsen Bier für den abgehalferten Alt-Star, welche Asylum üblicherweise in ihre Produktionen investieren.
Immerhin stolze 30 Millionen Dollar (und eine 3-Dimensionalisierung) haben sich die Produzenten aus Australien und Singapur den Spaß kosten lassen. Da ich den Film allerdings nur in 2D gesehen habe, kann ich über die 3D-Fassung nichts sagen. Außer dass die (dankenswerterweise sehr rar gesäten) 3D-Splattereffekte auf 2D eher scheiße aussehen; die weit öfter vorkommenden 2D-Splattereffekte dafür umso besser. Und die vielen zertrümmerten und zerfressenen Leiber, die hier im kalten Nass herumtreiben und für apokalyptische Stimmung sorgen, kommen dann sogar ohne CGI aus und sehen teilweise richtig fies aus.
Überhaupt lässt der heuer fast in Vergessenheit geratene Regisseur des Molly-Ringwald-Slashers CUT aus den Nullerjahren, Kimble Rendall, das Gekröse bei seinem Comeback nicht anbrennen. Seine Haie haben Riesenappetit, aber keine Tischmanieren. In zwei Hälften gebissene Körper, halbzerkaute Überreste, ganz viel rotes Wasser und Kutteln: Früher hätte man so etwas in Bundesprüfstellen-Deutschland in dieser Deutlichkeit nicht frei ab 16 durchgewunken. Aber dies soll nicht als Beschwerde, sondern als ein "Na endlich! Weiter so!" aufgefasst werden. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn die FSK diese Gnade nicht nur den großen Major-Labels, sondern vielleicht auch einmal den kleineren Produktionen gewähren würde. Die werden nämlich immer noch fleißig geschnitten, indiziert oder verboten. Aber das nur so nebenbei.
Das "Nach dem Tsunami"-Setting mit seinen Verheerungen, zerstörten Gebäude, Trümmern und Leichenteilen lässt BAIT schon im Grundsatz düsterer wirken als Brothers-in-Crime aus den PIRANHA-Reboots, die ja mit Vorliebe Springbreaks und Spaßbäder terrorisieren. Deren ballermanneske "Boobs, Beer & Kutteln"-Attitüde taugt dann wahrscheinlich etwas besser zur lustigen Splatter-Party unter Kumpels, aber freilich passt dort auch der rasant inszenierte (und dabei wenig tiefgründige) BAIT ins Programm. Auch der ist leichte, gutblutige Tierhorrorkost, die man auch gut zwischen zwei Gin Tonics goutieren kann.
Auch wenn er sich etwas ernster nimmt; Humor und Ironie sind nicht gänzlich abwesend und kommen immer mal wieder zwischen einer Blutlache und einem halbzerkauten Rumpf an die Wasseroberfläche. Mein Lieblingszitat kommt übrigens von einem Möchtegern-It-Girl, formvollendet mit vermeintlichen 300 Dollar-Gucci-Schuhen und Taschenschoßhund: "Mörder! Du bist ein Hundemörder! Das ist viel schlimmer als ein Menschenmörder!"
Klar sollte allerdings sein, dass BAIT das Rad des Haifischhorrors nicht neu erfindet. Wenn man böse will, könnte man jetzt behaupten, dass man -sofern man den Supermarkt mit einer Unterwasserstation und die Weißen Haie mit Makos tauscht- den gleichen Film schon vor 14 Jahren gesehen hat. Nur hat er damals noch DEEP BLUE SEA geheißen.
Aber ich bin nicht so böse. Sondern eher angenehm überrascht. BAIT hat Spaß gemacht, weil blutiger als gedacht und wirklich flott inszeniert. Mit dem CGI Galore muss man sich heutzutage wohl oder übel arrangieren, aber da viel Geld in den Film gesteckt wurde, sieht das alles natürlich auch um einiges überzeugender aus als das, was euch der SyFy-Kanal in seinen Billig-Tiermonster-Filmen präsentiert.
Das kurzweilige Drehbuch stammt übrigens von Russell Mulcahy; für den sich hier ein kleiner Kreis schließt. Hat er sein Regiedebüt doch ebenfalls im Tierhorrorgenre gegeben. In RAZORBACK ließ er seinerzeit einen riesigen Mörder-Eber in den Outbacks los; nun also zwei Weiße Haie im Supermarkt.
Nach einem Tsunami machen zwei Weiße Haie einen gefluteten Einkaufsladen zum buchstäblichen Schnäppchenmarkt...- Die abenteuerliche Grundidee sowie der Trailer lassen irgendetwas zwischen Asylum-Irrsinn und den blutigen PIRANHA-Remakes erahnen; tatsächlich kommt BAIT daher wie DEEP BLUE SEA im Supermarkt. Dieser 30 Millionen australische Dollars schwere, grundsolide Shark-Flick aus Australien ist sicherlich nicht originell, dafür rasant in Szene gesetzt, spaßig und blutiger als gedacht. Das apokalyptische "Nach dem Tsunami"-Setting gibt dem Ganzen dann doch eine kleine eigene Note. Auch mir ist bekannt, dass heutzutage bei all den TWO HEADED SHARKS, SHARK NIGHT(s), MEGASHARKS, SHARK SWARM(s) etcetera etcetera schon die Fischvergiftung droht, wenn man im Media Markt nur am Horrorfilmregal vorbeigeht; aber lasst euch gesagt sein, dass BAIT bei aller Formelhaftigkeit mehr Spaß macht als die fünfzig Tonnen ungenießbaren Fisch aus dem letzten SyFy / Asylum-Fang zusammen.