THRILLER: USA, 2017
Regie: Drew Goddard
Darsteller: Jeff Bridges, Cynthia Erivo, Dakota Johnson, Jon Hamm, Lewis Pullman, Chris Hemsworth
Das Hotel El Royale liegt genau an der Staatsgrenze zwischen Kalifornien und Nevada. Es vereint das Beste aus beiden Welten: Legales Glücksspiel und Prostitution in Nevada, unregulierten Alkoholausschank in Kalifornien.
Doch wie der Titel schon verrät, hat der Laden seine beste Zeit hinter sich. Wer heute (wir schreiben das Jahr 1969) im El Royale eincheckt, ist nicht zur Erholung hier: Der falscher Priester (Jeff Bridges), die umhertingelnde Soul-Sängerin (Cynthia Erivo), der FBI-Agent (Jon Hamm) und die unfreundliche Femme Fatale (Dakota Johnson) werden eine turbulente Nacht erleben. Was hier ausdrücklich nicht mit überleben gleichzusetzen ist ...
Mit THE CABIN IN THE WOODS gelang dem umtriebigen TV-Serienschreiber Drew Goddard (u.a. Lost) 2011 eine blutige wie wahnwitzige Horror-Hüttengaudi der erfrischend anderen Art. Sehr meta, sehr zitierfreudig, und ausgesprochen unterhaltsam war dieser Film, der Horror-Klischees ebenso liebevoll bediente wie parodierte.
Hohe Erwartungshaltung also für Goddards neuen Streich BAD TIMES AT THE EL ROYALE, einer Verbeugung vor dem Film Noir, der Sixties-Ära, und allem, was man ästhetisch damit verbindet: Prasselnder Regen und flackerndes Neonlicht, Hippie-Outfits und chromverzierte Straßenkreuzer, Vinylplatten und Motown-Soul. 32 Millionen hat sich 20th Century Fox dieses ambitionierte Projekt kosten lassen. Das Geld wurde grundvernünftig investiert, in eine durchgestylte Retro-Ausstattung nämlich, die beachtliche Schauwerte liefert.
So retro der Look, so heutig ist die Erzählweise. Heutig, das bedeutet in diesem Fall: Sehr geschwätzig, in Kapitel unterteilt, gewollt "clever" mit Zeitsprüngen und Perspektivenwechsel erzählt. Der Streifen gönnt sich eine stattliche Laufzeit von 140 Minuten, was natürlich zu Lasten der Spannung gehen muss.
Langweilig wird einem trotzdem nicht. Es sind die tollen Schauspieler, die die Noir-Stereotypen zum Leben erwecken. Applaus an dieser Stelle für Jeff Bridges' falschen Priester, der am Ende dann doch das Richtige tut. Und vor allem für die britische Sängerin Cynthia Erivo. Ihr Charakter der schwarze Soulsängerin Darlene Sweet ist das emotionale Zentrum des Films. In einer unglaublich tollen Szene entreißt sie den Supremes-Song "You can't hurry love" den schmierigen Klauen von Phil Collins, gibt der Nummer den Soul zurück und sorgt für Gänsehaut und Suspense zugleich. Allein dieser Moment ist die Kinokarte wert.
Noch einmal reden müssen wir allerdings über die geniale Blitzidee, ausgerechnet Chris Hemsworth als Charles Manson - ja, was eigentlich? - Verschnitt? Karikatur? zu casten. Nicht falsch verstehen, ich mag den Chris als hammerschwingenden Thor, als republikanischen Südstaaten-Gockel in der unterschätzten Chaos-Komödie VACATION, als Rennfahrer-Rock'n' Roller in RUSH, und sogar als viel zu feschen Computer-Nerd in Michael Manns Cyber-Thriller BLACK HAT. Aber als Charlie Manson? Bedrohlich wirkt er nämlich in keiner Sekunde, eher schmierig und lachhaft, wie ein zugekokster Pick-up-Artist, der zu viel Zeit im Fitnessstudio verbringt und sein Hemd nicht mehr zubekommt. Was dem als katharsische Gewalteruption intendierten Showdown dieses Films irgendwie die Zähne zieht.
In diesem Sinne: "Ist das so eine Art Perversen-Hotel?"
Im neuen Film von CABIN IN THE WOODS-Regisseur Drew Goddard treffen ein halbes Dutzend Fremde in einem mysteriösen Hotel aufeinander und werden die Nacht mehrheitlich nicht überleben. Starbesetzter, etwas zu geschwätziger und gar zu clever konstruierter Neo-Noir-Thriller. Aber: Ästhetisch top und super gespielt. Was in Erinnerung bleiben wird, sind einige musikuntermalte Gänsehaut-Momente, die allesamt auf das Konto der britischen Sängerin Cynthia Erivo gehen.