THRILLER: E/F/GB, 2006
Regie: Koldo Serra
Darsteller: Gary Oldman, Paddy Considine, Aitana Sánchez-Gijón
Um ihre kriselnde Beziehung zu kitten und auf bessere Gedanken zu kommen, begleiten Ende der 70er Jahre Norman und Lucy aus England ihren Kumpel Paul und dessen spanische Lebensgefährtin Isabel auf deren abgelegenes Landgut im Baskenland, wo man sich Zeit beim Jagen und Wandern vertreiben will. Vor Ort jedoch kommt alles anders als geplant, als die Männer auf der Pirsch ein verwildertes Mädchen in einer abgelegenen Hütte entdecken und ins Visier einer um Vertuschung bemühten Landwirtesippe geraten.
KRITIK:Ich stellte mich auf eine vergnügte (Menschen)-Jagd a la Deliverance, einen Urbanoia-Schocker, eine orgiastische Gewaltorgie mit einem noch nie böseren Gary Oldman ein. Der Beginn holte mich dann von der Decke und bald stellte sich dieses Gefühl ein, einen Film zu sehen, der einem einfach nicht sympathisch werden wird. Denn ich hasse derzeit nichts mehr, als zu Beginn eine fade Autofahrt zu ertragen. Natürlich ein optimaler filmischer Griff um zu zeigen, wo die Charaktere schließlich das Grauen erleben werden, doch für mich persönlich unerträglich geworden. Liebe Regisseure, es turnt einfach ab, ich kann's nicht mehr mitansehen. Wertung: -5 Punkte.
Auf jeden Fall gibt's ein wenig Intensität im Gastlokal. Stadtmensch trifft Landmensch. Auch abgeschmackt und woanders schon mal gesehen. Ich glaube in Straw Dogs.
In den ersten zwanzig Minuten... naja. Zwei Paare. Gary Oldman als Alphatierchen, sein Kollege, ein "Dustin Hoffman in Straw Dogs"- Verschnitt, der klassische Loser also, die zwei Frauen, attraktiv und auf halben Weg zur Emanzipation und nicht grad felsenfest überzeugt mit der Wahl ihrer Partner ins Schwarze getroffen zu haben. Ab und zu flackern "Geschlechter-Analysen" auf. Das exhibitionistische Weib, der schwache, langweilige Liebhaber, der unnachgiebige, jähzornige Mann, ein sexuelles Ungleichgewicht lag in der Luft. Auch schon bekannt aus dem genialen Straw Dogs
Doch einzig Gary Oldman, wie kann es auch anders sein, schafft es seinem Charakter Paul, die nötige Intensität zu geben. So werden die anderen drei blasse Abziehbilder, mit denen sich niemand identifizieren möchte. -2 Punkte.
Die Jungs gehn jagen, die Mädchen bleiben zu hause. Hier werden kleine Voyeure und Tierliebhaber auf ihre Kosten kommen. Die obligatorische Nacktszene, bringt, auch ohne Closeups die Wertung schließlich auf den Nullpunkt.
Die Jungs entdecken ein eingesperrtes Kind in einer Scheune, ängstlich, verwildert, schmutzig und an den Händen entstellt. Sie nehmen das verwahrloste Liebchen natürlich mit, waschen es und machen sich auf, das nächste Polizeipräsidium aufzusuchen. Natürlich, wie soll's auch anders sein, liegt auf dem Weg aus dem Wald ein Baumstamm auf der Straße und dem Wagen hebelt es die Vorderachse aus.
Nach dieser Szene wunderte es mich plötzlich, warum ich nicht mehr "Sooooo'n Scheiß!" brülle, wenn das im Film passiert. Also, gut... belassen wir's dabei. Sie müssen zurück und sitzen in dieser unvertrauten Gegend nun fest. Das Mädchen aufm Hals, das von ihren Peinigern bald schon gesucht werden wird. Irgendwie fühl ich mich dauernd an Straw Dogs erinnert.
Schließlich, endlich! Nach einer Stunde findet der "Crash" statt. "Crash" nenne ich in Horrorfilmen oder Thrillern die Konfrontation mit dem Unheil, oder den Verlust von Kontrolle. Also, eine Gruppe seltsam fade und unspektakuläre Dorfmännchen machen sich an der Stadtbeute zu Schaffen. Der Verlierer fährt aus der Haut und unterbricht etwas lahm und halbherzig eine Vergewaltigung und der gejagte Paul wird schließlich selbst zum Jäger, wird aber dann doch unspektakulär hingerichtet.
Naja, und so nach einer Stunde, find ich schließlich heraus, der Film bedient sich ziemlich frech und ungehalten an einen Thriller-Klassiker von Sam Peckinpah. Straw Dogs. Ja! Deliverance, Quatsch! Die beschworene Jagd endet, noch ehe sie begonnen hat, deshalb ist es völliger Blödsinn den Film bloß wegen des Schauplatzes mit Deliverance zu vergleichen. Black Woods ist nichts anderes als ein mittelmäßiger, zahmer Möchtegern-Thriller, basierend auf Peckinpahs Straw Dogs.
Die letzte Viertelstunde wird dann auch nicht mehr thrilliger. Nie entbricht ein schnelleres Tempo, keine wuchtigen, konsequenten Wendungen, keine bissige Urbanoia, ja nicht mal ein unter die Haut gehender Thrill ist wahrzunehmen.
Ich verüble Plagiaterie keineswegs so streng wie manche Kritiker.Backwoods tut es hinsichtlich sehr frech und mehr schlecht als recht, davon mal abgesehen, wartet der Film aber mit einigen netten Bildern auf. Natürlich eher dem Ende hin... (wohl auch das Highlight des Films)
Mittelmäßiger Thriller! Für Gary Oldman-Fans sicher ok, auch, wenn sein geliebtes Temperament nicht zu Tage tritt. Und sonst... vielleicht für Kenner des Original, die Peckinpah vielleicht zu abgedreht finden. Vielleicht etwas für Hartgesottene, die ihrer zimperlichen Freundin etwas Gänsehaut verleihen wollen, oder auch nach zwanzig Minuten wo anders die Finger im Spiel haben.