OT: Awkward - Season 3
KOMÖDIE: USA, 2013
Regie: u. a. Lauren Iungerich
Darsteller: Ashley Rickards, Beau Mirchoff, Jillian Rose Reed, Nolan Gerard Funk
Jenna hat sich in den Sonnyboy Collin verliebt und verbringt immer mehr Zeit mit ihm. Der ist jedoch nicht so nett und charmant wie er alle glauben machen möchte und zieht Jenna immer weiter mit sich in den Abgrund. Von ihren wahren Freunden entfernt sie sich unterdessen immer mehr...
Während der ersten zwei Staffeln haben die Autoren um Showrunner Lauren Iungerich sehr gute Arbeit geleistet und ein lustiges, überaus unterhaltsames und sympathisches Serienunversium rund um das Selbstmordmädchen Jenna Hamilton erschaffen. Vor allem die, teils überdrehten, teils einfach nur skurrilen Nebenfiguren und die gewitzten, schnellen Dialoge sorgten bisher für lässige, kurzweilige Unterhaltung.
Doch gerade in der zweiten Staffel sind auch die dramatischen Elemente stärker in den Vordergrund gerückt worden. Vor allem nach dem sehr ergreifenden Finale von Staffel 1, einem der frühen dramatischen Höhepunkte der Serie. Nämlich der Enthüllung, wer Jenna den bösartigen Brief geschickt hat. Im Vordergrund stand allerdings immer noch die Komödie.
Zur dritten Staffel hat das Autorenteam noch eine ganze Schippe Drama oben draufgepackt, ohne jedoch in pathetisch-kitschige Sphären anderer Serienproduktionen abzurutschen. Jenna lernt einen Jungen kennen. Dieser entpuppt sich nach und nach als sehr schlechter Einfluss für Jenna - hätte mich wer gefragt, hätte ich gleich gesagt, dass diese debil-grinsende Sonnyboy-Hackfresse Ärger bedeutet. Ja, ich bin in Team Matty und diesen Collin würde ich am liebsten... Aber, gut, lassen wir das.
Eine ähnliche Erfahrung hat schon Mary Camden gemacht, die in der 4. und 5. Staffel von EINE HIMMLISCHE FAMILIE - jap, ich habe alle 11 Staffeln davon gesehen - eine etwas, nun ja, rebellische Phase durchgemacht und sogar Sozialstunden ableisten musste, bevor sie zu ihrem Großvater geschickt wurde, der ihr wieder christliche Manieren beibringen sollte. Aber auch das Mustertöchterchen Rory Gilmore geriet gegen Ende der Serie GILMORE GIRLS kurzzeitig auf die schiefe Bahn.
Jenna wird von Folge zu Folge immer unerträglicher und rutscht immer weiter in eine Abhängigkeit zu Collin, die schon vom Zuschauen wehtut. Vor allem wie sie die Gefühle ihrer Freunde und Eltern mit Füßen tritt ist das besonders heftig. Diese Folgen sind sehr gut und dicht geschrieben und ich habe mitgefiebert, wie schon lange nicht mehr bei einer Sitcom. Dabei unterläuft die Figur Jenna zum ersten Mal eine richtige Wandlung und ihr Ausflug auf die dunkle Seite ist nicht eben bloß ein Ausflug. Am Ende erblickt eine neue Jenna das Licht der Welt und diese ist sogar liebenswerter als die vorherige - wenn auch immer noch etwas weinerlich.
Ein besonderes Highlight der Staffel ist der Gastauftritt von Anthony Michael Hall - der mir als John Hughes-Aficiando natürlich ein besonders breites Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Als zynischer und grausamer Lehrer Mr. Hart spielt er mit sichtlicher Freude und seine Schikanen den Schülern gegenüber übertrumpfen die Vorangegangenen in jeder Folge aufs Neue. Auch die restliche Truppe spielt wieder gut aufgelegt und leicht überdreht.
In diesem Sinne: "I'm sorry, I took your daughter's virginity. It won't happen again."
In Lauren Iungerichs letzter Staffel als Showrunnerin hat das Autorenteam von AWKWARD noch einmal alle Register gezogen. Der Slapstick und die irrsinnigen Dialoge toppen die beiden vorherigen Staffeln, es gibt einige nette Seitenhiebe auf die amerikanische Prüderie und die Figur der Jenna Hamilton erlebt einen krassen Wandel, bei dem das Drama nicht zu kurz kommt. Die erste Staffel mit der doppelten Anzahl an Episoden trumpft mit Anthony Michael Hall als tollem Gaststar auf. Und auch wenn das Staffelfinale ein klein wenig antiklimaktisch daherkommt, ist die Referenz an BREAKFAST CLUB gelungen und entlässt uns Zuschauer mit einem beschwingten Gefühl.