OT: Awkward - Season 1
KOMÖDIE: USA, 2011
Regie: u. a. Lauren Iungerich
Darsteller: Ashley Rickards, Beau Mirchoff, Jillian Rose Reed, Brett Davern, Desi Lydic
Für die junge Jenna Hamilton ist die High School kein Spaß. Nicht, dass sie wirklich unbeliebt wäre, es kennt sie nur einfach keiner. Das ändert sich jedoch, als sie nach einem Unfall, der verdächtig nach Selbstmord aussieht, plötzlich an der ganzen Schule bekannt ist - als das Mädchen, das Selbstmord begehen wollte. Noch dazu schämt sich ihr Schwarm, mit dem sie ihr erstes Mal hatte, für sie und zeigt sich mit ihr nicht in der Öffentlichkeit.
Wird sie es je schaffen ihr Stigma abzulegen?
Ich muss zugeben, ich hatte anfangs so meine Probleme mit AWKWARD. Und es wird einem als Zuschauer auch nicht unbedingt leicht gemacht, schon gar nicht, wenn man wie ich ein großer Freund von Teenie-Komödien ist - ähem, ich meine natürlich brutaler Sexploitation. (Jess Franco für immer!) Denn die Komödie um die nicht selbstmordgefährdete, aber selbstmordverdächtige Jenna Hastings beginnt zunächst wie ein riesiger, gigantischer Klischee-Sturm.
Von allen Seiten scheint sich Serienerfinderin und Autorin Lauren Iungerich etwas geborgt zu haben. Allen voran sind da natürlich die zahlreichen und offensichtlichen Parallelen zu EASY A. Jennas Eltern muten an wie eine etwas jüngere Version der Penderghasts, mit all ihren Macken und Albernheiten. Jenna selbst ist Olive nicht ganz unähnlich und auch ihre Probleme unterscheiden sich grundlegend nicht sonderlich - mangelnde Aufmerksamkeit in der Schule, ein Missverständnis und der plötzlich einsetzende Rummel um ihre Person. Eine Vertrauenslehrerin der man eigentlich kaum etwas anvertrauen möchte und die mindestens eine dreifache Vollmeise hat. Fast könnte man vermuten AWKWARD sollte die Serienversion von EASY A. werden - in Zeiten in denen jeder Film irgendwann als Serie über den Bildschirm flimmert gar keine schlechte Vermutung.
Auch von den GILMORE GIRLS hat sich Iungerich recht offensichtlich "inspirieren" lassen und daher gibt die Figur der besten Freundin, Tamara, fortan exzessive, teilweise schwer zu verfolgende Redeschwalle von sich. Dass die Chinesin Ming eigentlich auch gleich Lane heißen könnte und ihre Mutter Mrs. Kim - das dürfte sich von selbst verstehen. Dazu gesellen zahlreiche altbekannte Situationen und Konstellationen und machen AWKWARD zu einem Teenie-Komödien-High-School-Eintopf mit allem was an Resten noch im Kühlschrank war.
Aber, das hier soll kein Verriss werden, denn es lohnt sich eindeutig dran zu bleiben. Denn die Figuren sind sympathisch genug um trotz aller "Fremdinspiration" das Interesse für sich zu wecken und die Albernheiten und feinen situationskomischen Verwirrungen schaffen eine unterhaltsame und spaßige Atmosphäre. Einige der Klischees derer sich die Autoren bedienen, werden dermaßen übersteigert, dass sie letztlich wie Satire wirken und die erste Staffel somit einen schmalen Grad entlangwandert, zwischen purem Klischee und maßloser Übersteigerung. Das mag zwar kurzweilig sein, wäre auf Dauer allerdings eher ermüdend.
Glücklicherweise finden die Autoren etwa ab der Hälfte der ersten Staffel eine eigene Stimme und schaffen es mit jeder Folge mehr, sich von den selbstgewählten Vorbildern zu lösen und von der Kopie zu etwas Eigenem zu werden. Die Figuren etablieren sich immer mehr und werden feiner gezeichnet. Auch Jenna bekommt immer mehr Nuancen, ist bisweilen jedoch eine etwas schwierige Person. Sie ist ganz klar als Hauptfigur der Serie konzipiert hat aber einen eher komplizierten Charakter, der es - zumindest mir - nicht immer ganz einfach macht sie zu mögen. Trotz ihrer enormen Fixierung auf sich selbst, bleibt es stets spannend ob sie ihre große Liebe findet und den Schmerz vergessen kann, den der Brief ihr verursacht hat.
AWKWARD verkommt nicht zur reinen Nummernrevue und verlässt sich nicht auf plumpen Slapstick. Es gibt genügend Momente zum Mitfühlen. Zwar sind viele Entwicklungen durchaus vorhersehbar, funktionieren aber trotzdem auf Gefühlsebene. Dennoch sind vor allem die Dialoge und skurrilen Verwicklungen das Steckenpferd der Serie. Gerade Tamaras fantasievolle Wortneuschöpfungen sind ein wahrer Genuss und im O-Ton teilweise nicht leicht zu entschlüsseln. Während sich Serienschöpferin Lauren Iungerich darauf versteht, die dramatischen Elemente der Serie gekonnt in Szene zu setzen, hat sich für mich vor allem Erin Ehrlich hervorgetan, wenn es darum geht für den nötigen Irrsinn zu sorgen.
In diesem Sinne: "If destiny was by choice I would have developed an ass instead of a mustache."
Die erste Staffel AWKWARD ist mit Sicherheit kein Meilenstein der Fernsehunterhaltung und bis zur zweiten Hälfte der Staffel hoffnungslos aus diversen Filmen und Serien zusammengeklaut. Wer sich davon nicht gleich verschrecken lässt, wird aber spätestens ab der zweiten Hälfte mit einer liebenswerten Serie belohnt, die ihre eigene Sprache findet und die durch ihre abstrusen Situationen und Dialoge äußerst kurzweilig und spaßig daherkommt.