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Autumn Blood

Autumn Blood

DRAMA/THRILLER: A/USA, 2013
Regie: Markus Blunder
Darsteller: Sophie Lowe, Peter Stormare, Maximilian Harnisch, Gustaf Skarsgård

STORY:

Eine behütete Kindheit sieht anders aus. Vor den Augen der jugendlichen Tocher und des kleinen Buben wird der Vater vom Bürgermeister erschossen, grundlos. Kurze Zeit später stirbt auch die Mutter. Die Kinder sind nun auf sich allein gestellt. Und zu allem Unglück betrachten die jungen Männer im Dorf das Mädchen als Freiwild ...

KRITIK:

Die trügerische Idylle der Tiroler Bergwelt ist ja immer wieder für eine beeindruckende Filmkulisse gut. Wir cinephilen Naturfreunde denken dabei an Filme wie IN DREI TAGEN BIST DU TOT 2, DIE WAND, BLUTGLETSCHER und natürlich DAS FINSTERE TAL. AUTUMN BLOOD lässt die Tiroler Bergwelt gleich die eigentliche Hauptrolle übernehmen. Dazu später mehr.

Das Spielfilm-Debut des Tiroler Werbefilmers Markus Blunder ist eine österreichisch-amerikanische Co-Produktion, mit internationalem Cast und einigen Festival-Preisen. In den USA erfolgte kürzlich ein limitierter Kinostart. Wer googelt, findet Besprechungen in US-Zeitungen, von durchaus wohlwollend (Village Voice)  bis ziemlich, nun ja, eher daneben (LA Times).

Hierzulande gab's eine APA-Meldung, die dann zwei, drei Zeitungen per Copy/Paste übernehmen, und einen Kino-Start mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Filmplakat scheint sowieso nur auf den DVD-Markt zu zielen. Dabei hätte der Film durchaus seine Qualitäten, die wohl nur auf der großen Leinwand voll zur Geltung kommen. Die Kamera-Arbeit ist nämlich wirklich beeindruckend und macht die Natur zum eigentlichen Hauptdarsteller. Schöner als ich es formulieren könnte, drückt das erwähnte APA-Meldung aus: "Atemberaubende Totalen der Berge Tirols werden im Zeitraffer präsentiert, Alpenseen, Bäche und Höhlen vermitteln sowohl die kalte Schönheit der österreichischen Alpen als auch ihre verborgenen Gefahren. Dunkle Wälder und in der Wildnis verwesende Tierkadaver verstärken die bedrohliche Atmosphäre - und man fühlt sich als Zuschauer bald genauso unerwünscht wie die gejagten Protagonisten. Regisseur Blunder, der davor bereits am Theater gearbeitet und Musikvideos gemacht hat, lässt bewusst die Natur sprechen - und ihre Sprache ist keine freundliche."

Ja, das kann man so stehen lassen. Und ergänzen, dass der Film praktisch ohne Dialog auskommt. Alles, was zu sagen ist, wird körpersprachlich ausgedrückt. Ich wüßte zu gern, welche Motive und Einflüsse Markus Blunder zu diesem Film inspiriert haben, aber ich würde mal sagen: Die Dialogverweigerung und das "Gewalt-ist-Körpersprache"-Credo von Kim Ki-Duk, die starken, schweigsam leidenden Frauenfiguren von Lars von Trier, die gewaltbereite, konfrontativ agierende Hinterwäldler-Dorfgemeinschaft wie bei Sam Peckinpah, der aufmerksame Naturbeobachtungsgabe eines Werner Herzog.

Klingt das jetzt zu schön, um wahr zu sein? Ist es leider auch.

Dabei hat der Film wirklich großartige Ansätze. Ein praktisch dialogloses Rape-and-Revenge-Drama mit Anklängen an STRAW DOGS und DELIVERANCE in die Tiroler Bergwelt knallen, das muss man sich erst einmal trauen.

Doch wie so oft liest sich das Konzept radikaler als die tatsächliche Umsetzung. Die seicht dahinplätschernde Fernsehspiel-Musik und die (beabsichtigte?) Bedächtigkeit der Inszenierung machen dem radikalen Sujet nämlich einen fetten Strich durch die Rechnung. Mehr Spannung, mehr Tempo, ein anständiger Sound, und das wäre ein Spitzenfilm geworden. So ist's trotz der tollen Bilder und der guten Schauspieler leider nur ein Fall von interessant, aber ...

Autumn Blood Bild 1
Autumn Blood Bild 2
Autumn Blood Bild 3
Autumn Blood Bild 4
Autumn Blood Bild 5
FAZIT:

Die amerikanisch-österreichische Co-Produktion verstört mit einem grimmigen Sujet - es geht um Mord und Vergewaltigung in der trügerischen Idylle eines Tiroler Bergdorfs. Doch der ambitionierte und bildgewaltige Film krankt leider ein wenig an Tempo- und Spannungsmangel. Dennoch interessant und auf jeden Fall einen Blick wert. Jetzt in wenigen ausgewählten Kinos.

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Dein Kommentar >>
Michael | 10.05.2019 12:01
Liebe Redaktion von Filmtipps.at,
ihr habt einen kleinen Fehler bei der Verlinkung gemacht. Beide Links auf Filmkritiken verweisen auf den Artikel der LA Times. Die Filmbesprechung von "Village Voice" ist hingegen nicht verlinkt.
>> antworten
Matze | 15.12.2014 17:24
Das war kein Rape-and-Revenge, eher ein Rape-and-
Manhunt.
Ich fand den Film auf jeden Fall, trotz
Logiklöcbern, sehr gut.
Danke für den Tipp.
Harald | 15.12.2014 21:06
Du hast recht. Obwohl, Girlhunt, genau genommen.
Matze | 16.12.2014 13:56
Oder "sibling-hunt" :D
>> antworten
thomas | 08.12.2014 09:28
Von der Inszenierung erinnerte vieles an Under the Skin wo bei Glazer aber mehr dem Science Fiction Genre und abstrakter Kunst gehuldigt wird stehen hier Natur und Mensch im Vordergrund.In Punkto Musik gebe ich dir recht ich würde es aber nicht als TV-Score benennen so banal ist der Sound dann auch wieder nicht,hier hätte Musik von Black Mountain Transmitter mehr Tiefe verleihen können.Das Drehbuch gibt viele Rätsel auf,da das Handeln der Protagonisten doch sehr unlogisch erscheint.Für mich aber besser als das Finstere Tal.Trotzdem bleibt aber das Gefühl hier wäre mehr möglich gewesen weniger Arthaus Schauwerte hätten dem Film sicher gut getan.
Harald | 08.12.2014 10:22
Stimmt, an "Under the Skin" hab ich auch denken
müssen. Eh ganz erstaunlich, welche Assoziationen
ein Austro-Film zu wecken imstande ist.
@Unlogisch: Stimmt, ich hab mich auch gefragt,
warum sie bei der Flucht die Knarre im Haus
gelassen hat. Oder wo plötzlich der Schnee
hergekommen ist. Aber gut, was versteh ich schon
von der Tiroler Bergwelt ;-)
thomas | 08.12.2014 21:45
Ich glaube ich war noch nicht ausgeschlafen der Text sollte eigentlich so lauten.

Von der Inszenierung erinnerte vieles an Under the Skin wobei Glazer aber mehr dem Science Fiction Genre und abstrakter Kunst huldigt stehen hier Natur und Mensch im Vordergrund. In Punkto Musik gebe ich dir recht ich würde es aber nicht als TV-Score benennen so banal ist der Sound dann auch wieder nicht, hier hätte Musik von Black Mountain Transmitter mehr Tiefe verleihen können. Das Drehbuch gibt viele Rätsel auf, da das Handeln der Protagonisten doch sehr unlogisch erscheint. Für mich aber besser als das Finstere Tal. Trotzdem bleibt aber das Gefühl hier wäre mehr möglich gewesen weniger Arthaus Schauwerte hätten dem Film sicher gut getan.
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