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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Autopiloten

Autopiloten

DRAMA: D, 2007
Regie: Bastian Günther
Darsteller: Charly Hübner, Wolfram Koch, Christopher Reinhardt

STORY:

Nozumi ist von einer abgelegenen Insel in die große Stadt Tokio gekommen, um dort eine berühmte Schauspielerin zu werden. Dies war ihr bisher ebenso wenig vergönnt wie der flotten Lana, einer markenbewussten Luxus-Tussi, die schon immer in Tokio gelebt hat und den gleichen Traum von Starruhm hegt. Eben diese beiden jungen Frauen können sich zwar nicht ausstehen, leben aber in einer schicken 2-Zimmerwohnung mit Küche, Bad (auf Japanisch: 2LDK) in einer Art Zwangs-WG. Nun sind die beiden Mädchen die letzten verbliebenen Kandidatinnen im Rennen um eine größere Filmrolle und erwarten den Anruf des Aufnahmeleiters mit der endgültigen Entscheidung. Doch bevor das Telefon am Ende des Films klingelt, eskaliert in der Enge der 2LDK die Rivalität der beiden Mädchen auf extrem drastische Weise…-

KRITIK:

Das Leben kann schon deprimierend sein. Vor allem wenn es nicht so verlaufen ist, wie man es sich vielleicht erhofft hatte. So wie bei den vier Männern, um denen Bastian Günthers Debütfilm kreist. Alle vier haben wohl schon bessere Zeiten erlebt und für sie ist der Zug offensichtlich schon vor langer Zeit abgefahren. Trotzdem schlagen sie sich weiter wacker durchs Leben, auch mit dem Wissen, dass sie in Augen ihrer Umwelt auch als Loser angesehen werden.

Eigentlich haben die Protagonisten ja coole Jobs, sie sind Sänger, TV-Journalisten und Fußballtrainer. Nur der Handelsvertreter wird sich vermutlich nicht auf allzu vielen Traumberufslisten finden. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass ihre Jobs gar nicht so toll sind; der seiner großen Karriere nachtrauernde Schlagersänger tingelt von einer Supermarkteröffnung zur nächsten, während der TV-Freelancer Polizeifunk belauscht um rechtzeitig an Unfallorten sein zu können, damit er das Material an irgendwelche Anstalten verticken kann. In Amerika wäre er vermutlich Paparazzi geworden. Und auch der Schalke-Trainer kämpft mit seinen Dämonen, wenn unter Argusaugen der Medien und Journalisten an seinem Stuhl gesägt wird.

Nicht ein Hauch von Glamour findet sich in ihren Leben, Pressekonferenzen werden als etwas miefiges, etwas beengendes dargestellt. Dazu passen die sterilen Hotelzimmer, der an der Tankstelle gekaufte Sekt und der Auftritt des Schlagersängers bei einer Einkaufszentrumsjahresfeier (inklusive Zuseherkreis aus gehobener Altersstufe).

Dadurch bekommt der Film nicht nur etwas bedrückendes, sondern auch etwas authentisches, man hat das Gefühl, solchen Menschen schon einmal begegnet zu sein, Menschen, die vom Leben eigentlich nicht wirklich mehr etwas erwarten, deren Träume schon vor langer Zeit den Bach runter gingen und die dennoch weitermachen, kämpfen.

Vielleicht auch nur, um ihre innere Leere zu kompensieren. Sie schlagen sich mit flüchtigen Bekanntschaften und Affären durchs Leben, während zu Hause eine Frau wartet, suchen Kontakte zu ihren Kindern, die ihnen teilweise schon Fremd geworden sind, oder gieren nach der Gesellschaft von Wildfremden. Vielleicht ist es einfach die Sehnsucht nach einem geregelten Leben, die sie von einer Station in die nächste treiben lässt. Oder das Wissen, dass sie ein anderes Leben nicht haben können. Dass ihnen kein Wunder mehr geschehen wird. Also machen sie das Beste draus, sie klammern sie an den klitzekleinsten Strohhalm zu kurzen Momenten des Glücks, sie schmeißen Runden, um sich Gesellschaft zu erkaufen oder mischen sich unters jugendliche Nachtleben.

Die Figuren sind klug genug zu wissen, dass sie sich damit aber auch lächerlich machen. Dank der feinen Charakterzeichnung und der herausragenden Leistungen der Schauspieler umgeht der Film der Gefahr, seine Figuren der Lächerlichkeit preiszugeben. So halten sich auch die Fremdschämszenen in Grenzen und werden zusätzlich noch dadurch relativiert, dass gezeigt wird, dass es den Nebencharakteren meist auch nicht viel besser als den Hauptdarstellern geht.

Tristesse und Hoffnungslosigkeit bestimmen den Film, in dem niemand so recht mit seinem Leben im Einklang zu stehen scheint. Die Figuren wirken wie aus den richtigen Leben gegriffen, weshalb sie einem auch so nah gehen. Lediglich die Figur des Fußballtrainers bleibt etwas blass. Mir kommt vor, ihm wurde im Film aber auch wesentlich weniger Platz als den anderen Charakteren eingeräumt, außerdem will seine Geschichte nicht so recht in Fahrt kommen.

Den ganzen Film über wartet man auf den großen Knall, der aber nicht kommt. Zumindest nicht so, wie man es erwartet hätte. Die Schicksale der einzelnen Protagonisten kreuzen sich zwar dann und wann, doch der große Knall bleibt aus.

Auch wenn der Film streckenweise recht deprimierend ist, würde ich ihn noch zu den eher leicht konsumierbaren Filmen zuordnen, nicht zuletzt aufgrund des doch irgendwie versöhnlichen Schlusses. Außerdem lässt "Autopiloten" auch hin und wieder ein klein wenig Humor durchblitzen.

Autopiloten Bild 1
Autopiloten Bild 2
Autopiloten Bild 3
Autopiloten Bild 4
Autopiloten Bild 5
FAZIT:

Ein kurzer Blick auf die triste Seite des Lebens, auf Menschen, deren Zug eigentlich schon lange abgefahren ist und die trotzdem weitermachen (müssen). Klingt deprimierend, ist es (streckenweise) auch. Ein kurzer Blick auf die triste Seite des Lebens, auf Menschen, deren Zug eigentlich schon lange abgefahren ist und die trotzdem weitermachen (müssen). Klingt deprimierend, ist es (streckenweise) auch.

WERTUNG: 7 von 10 Erinnerungsschnappschüssen
TEXT © Gerti
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