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Attentat auf Richard Nixon

Attentat auf Richard Nixon

OT: The Assassination of Richard Nixon
DRAMA: USA, 2004
Regie: Niels Mueller
Darsteller: Sean Penn, Naomi Watts, Don Cheadle

STORY:


Samuel Bicke zerbricht an gescheiterter Ehe und an einem gescheiterten amerikanischen Traum. Auf der Suche nach sich selbst und einen Weg aus seiner aussichtslosen Lage findet er nur eines: einen Schuldigen. Jetzt endlich auch auf DVD!

KRITIK:

Attentat auf Richard Nixon Man ist leicht versucht, aufgrund des (vor allem auf Deutsch) verdächtig nach billigem TV-Spielfilm riechenden Titels sehr leicht den Fehler begehen, Assassination of Richard Nixon zu übersehen. Wer genauer hinsieht, wird allerdings aufgrund des vielversprechenden Line-Ups (Sean Penn, Naomi Watts) doch die DVD aus dem Regal nehmen und ihr eine Chance geben. Es ist die weiseste Entscheidung, die man aktuell am etwas tristen Hollywood-Filmmarkt treffen kann - versprochen!

Der Film des unbeschriebenen Blattes Niels Mueller ist allerdings harter Stoff. Natürlich - die Masse an Filmen, die uns zeigen wollten, wie hart das Leben sein und wie schlimm das Schicksal einen treffen kann, dass der amerikanische Traum nunmal die Haupteigenschaft eines Traumes hat, nämlich dass er in den seltensten Fällen etwas mit der Realität zu tun hat: man kann sie gar nicht mehr zählen. Und man wird abgehärtet gegen diese Art von Film - ein kurzes "ja, schlimm" während der Credits ausgestoßen - und schon weitergezapped zu American Pie 2.

Aber manchmal, wenn wir am wenigsten damit rechnen, kommt es knüppeldick und wir können nicht mehr ausweichen, es trifft uns mitten ins Gesicht. Hier kommt es direkt von Leinwand in Form eines Films, wie man ihn selten gesehen hat.

Attentat auf Richard Nixon Das besondere an diesem kleinen Hollywood-Wunder ist einerseits, dass der von Sean Penn großartig gespielte Samuel J. Bicke ein absoluter Antiheld ist - zwar von der Gesellschaft, vom "System", von seinen Mitmenschen benachteiligt, unfair behandelt, ausgenutzt - aber selbst auch alles andere als ein Sympathieträger. Trotzdem fühlt man mit ihm, versteht seine Lage, seine Handlungen, seine Sicht der Dinge und dem Wahn, dem er immer mehr verfällt, je tiefer er sich selbst in den Abgrund zieht.

Niemand soll gezwungen werden zu lügen" sagt Bicke - er will nicht so sein wie alle anderen. Er träumt von einer anderen Welt, er träumt davon, es besser zu machen. Er ist sogar überzeugt davon, dass er es besser macht. Was er verspricht, dass soll auch gehalten werden. Doch in einer entscheidenden Szene des Films wird er dann selbst von seinem Bruder (imposante Performance: Michael Wincott!) als Betrüger blossgestellt. Doch die Schuldigen sucht Bicke woanders - das System ist schuld, der Präsident mit seinen gebrochenen Versprechen ist der Verantwortliche für seine Situation. Eine Idee beginnt zu entstehen - eine Idee, um es den Großen und Mächtigen zu zeigen, dass selbst das "kleinste Sandkorn am Strand, den wir Erde nennen" in der Lage dazu ist, sie zu vernichten.

Attentat auf Richard Nixon Doch das Attentat, das er beginnt, sich in seinem Kopf zusammenzuspinnen, ist nie ein zentrales Thema dieses Films. Das Thema ist das Motiv, das Thema ist ein Mann, der es nicht schafft, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Stellvertretend für unzählige andere, denen es ebenso ergeht. Es geht um einen Mann, der sich den Regeln der Gesellschaft nicht mehr weiter unterwerfen will ("Die Sklaverei wurde niemals wirklich abgeschafft, man hat ihr nur einen anderen Namen geben: Arbeitnehmer.") - und daran zugrunde geht.

Assassination of Richard Nixon schafft es, dieses Thema derart eindringlich, bewegend und schockierend wie es einem Film dieser Art nur möglich sein kann. An "weiterzappen" oder an ruhiges Einschlafen ist nach diesem Kinoerlebnis nicht zu denken, der Film verfolgt einen bis in die tiefsten Träume. Und ein Film, der soetwas schafft, hat wirklich etwas zu sagen gehabt.

Allergrößten Respekt kann man nur vor Niels Mueller haben - und man kann nur hoffen, dass es in Zukunft mehr von ihm zu sehen geben wird. Selten wurde ein Charakter so sorgfältig aufgebaut und tiefgründig durchleuchtet wie hier. Sean Penns Spiel treibt einem zusätzlich noch mehr Gänsehaut hervor.

Eine absolute Empfehlung!

FAZIT:

Manchmal sind Worte wie "wundervoll" oder "großartig" die falschen - der Film geht zu sehr unter die Haut als dass man ihn mit derartigen Lobhuldigungen überhäufen sollte, sie sind schlicht unpassend. Als Fazit daher vielleicht einen schlichten Satz, der aber wohl klare Worte spricht: Sean Penn in seiner besten Rolle.

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TEXT © Bernhard König
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