SCI-FI/HORROR/KOMÖDIE: GB, 2011
Regie: Joe Cornish
Darsteller: Nick Frost, John Boyega, Alex Esmail, Jodie Whittaker, Leeon Jones, Simon Howard
"Diese Frage stellen sich Wissenschaftler und Philosophen schon seit Jahrhunderten: Was würde passieren, wenn zu allem entschlossene Aliens im Süden von London in einer Siedlung mit Sozialwohnungen landen würden?" (Aus dem Presseheft)
Eine Gang von Jugendlichen würde ihnen in den Arsch treten, was sonst?
Wait a Minute. England, Sozialwohnungen, arbeitslose Jugendliche, ist das nicht....? Ja, das sind doch zur Zeit die Bösen. Das ist doch diese arme und frustrierte Parallelgesellschaft, die in England gerade ausgiebig geplündert und randaliert hat. Und jetzt retten sie London vor Aliens?
Ich möchte jetzt nicht sagen, dass dieser Film die Zustände vorausgesehen hat, aber er verteilt durchaus ein paar sozialkritische Seitenhiebe, angefangen davon, dass eine Gang von Jugendlichen mit Hoodies und Skateboards bewaffnet eine Krankenschwester am Heimweg überfallen, wodurch man sie doch eher als Bösewichte einführt.
Als jedoch dann diese seltsamen und immer tödlicher werdenden extraterrestrischen Kreaturen landen, mutieren sie zu Helden und nehmen heldenhaft den Kampf auf, weil sie, ausgerüstet mit Samuraischwertern, Baseballschlägern, Super Soakers und Feuerwerksraketen, ihr Territorium mit aller Kraft verteidigen wollen.
Politisch gesehen stellt der Film absolut zufrieden. Konservative, die einen Mangel an Testosteron in der Weicheigesellschaft beklagen, sehen, dass es noch richtige Männer, äh, Kinder gibt, Feministen können sich an der toughen Krankenschwester erfreuen und Sozialisten werden mit Freuden feststellen, dass dieser Film ein für allemal beweist, dass auch arbeitslose und niedrigqualifizierte Minderjährige einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können.
Zumindest, soviel darf gespoilert werden, bis Moses, der Anführer der Gang, am Schluss in Handschellen abgeführt wird. Dass er die Welt gerettet hat interessiert natürlich niemanden, dass er dabei die halben Block demoliert hat, vermeintlicher Drogenkurier ist und eine schwarze Hautfarbe hat schon eher.
Bis es dazu kommt erfährt der Zuseher jedoch tolle Actionszenen, herrlich designedte Aliens und kreative Ideen am laufenden Band, die durch das junge und fähige Darstellerduo, unterstützt durch Starkomiker Nick Frost, mehr als souverän getragen werden. Im Original kann man sogar einen monatelang entwickelten Jargon genießen, das Klingonisch des Films, wie Regisseur Joe Cornish meint, um den Ton der Straßen wahrhaftig rüberzubekommen.
Allein an solchen Dingen merkt man, dass hier jemand mit voller Inbrunst an sein Werk herangegangen ist um etwas Überzeugendes zu kreieren. Und wirklich, Attack the Block macht von Anfang bis Ende einen Heidenspaß ohne den eigentlichen Ernst der Umstände auszusparen. Das ist schon eine reife Leistung!
Attack the Block ist kreatives und hochvergnügliches Genrekino, das auch an Sozialkritik nicht spart. Ein schönes Beispiel für einen Kinobesuch, der auch nachdem man den Saal verlassen kann noch weiter wirkt. Ein Film mit Herz, Hirn, Humor, und Seele. Bitte mehr davon!
Die dringend angeratene OmU läuft im Gartenbaukino.