OT: Asylum
HORROR: GB, 1972
Regie: Roy Ward Baker
Darsteller: Peter Cushing, Herbert Lom, Charlotte Rampling, Richard Todd
In einer Nervenheilanstalt ist ein Arztposten neu zu besetzen. Der junge Dr. Martin kommt zum Vorstellungsgespräch. Doch ihn erwartet ein recht merkwürdiger Einstellungstest: Er soll unter vier Insassen den kürzlich verrückt gewordenen Anstaltsleiter Dr. B. Starr identifizieren. Die Geschichten der vier Wahnsinnigen bilden zusammen die vorliegende Horrorfilm- Anthologie:
"Frozen Fear": Ein Mann kauft eine neue Gefriertruhe. Doch darin sollen zunächst keine Tiefkühlpizzas lagern, sondern die zerstückelten Überreste der scheidungsunwilligen Gemahlin. Die Frau zerhackt, in fünf handliche Päckchen verpackt; rein in die neue Truh' und den Deckel zu. Und endlich kann es mit der Geliebten in die zweiten Flitterwochen gehen. So weit der Plan von Walter, unserem Gattinnenmörder. Doch er hat die Rechnung ohne das Voodoo-Armbändchen der ermordeten Ehefrau gemacht ...
"The Weird Tailor": Ein armes Schneiderlein soll für einen sinistren Kunden einen äußerst sinistren Anzug nähen. Und zwar immer nach Mitternacht...
"Lucy comes to stay": Die schizophrene Barbara wird aus der Klapse entlassen. Aber nicht allein! Und in der letzten Episode "Mannikins of Horror" erlebt auch der eingangs erwähnte arbeitsuchende Dr. Martin eine böse Überraschung ...
Ebenso wie die etwas bekanntere Konkurrenz von den Hammer-Studios stand in den Sechzigern und Siebzigern auch die andere große (Genre-) Produktionsfirma Britanniens Amicus für traditionelle Horror- und Schauermähren der gehobenen Klasse. Während Hammers Filme oftmals auch zeitlich in vergangenen Jahrhunderten verortet waren, spielten die Amicus-Grusler meist in der Gegenwart. Da sie dabei aber nicht ihr gotisches Feeling verloren haben, kann man sie mit Fug und Recht dem klassischen Gruselfilm zuschlagen.
Eine besondere Spezialität der von den beiden Amerikanern Max Rosenberg und Milton Subotsky gegründeten Firma waren ihre Horrorfilm-Anthologien. Eine der bekanntesten Exempel dieser Art des Hauses ist der im Jahr 1972 entstandene ASYLUM. Der jüngeren Generation des Horror-Fandoms kann man den Film heutzutage wohl nicht mehr guten Gewissens empfehlen. ASYLUM ist einer für die alte Garde oder den aufgeschlossenen, traditionsbewussten Nerdnachwuchs.
Doch selbst wenn man sich zu diesen Lagern rechnet, wird einem nicht verborgen bleiben, dass ASYLUM zwar nicht gerade überholt wirkt, aber doch etwas Staub angesetzt hat. Ebenfalls unbestritten, dass man aus heutiger Warte viele Kniffe und Wendungen der Plots leicht vorausahnen kann. Trotzdem sollte man es tunlichst vermeiden, dem Film daraus einen Strick zu drehen. Schließlich kann Drehbuchautor (und literarischer Vater von Norman Bates) Robert Bloch nichts dafür, dass wir zu spät geboren wurden und manche der später gedrehten Filme, die eventuell die eine oder andere Idee von ASYLUM aufgegriffen haben, früher gesehen haben als ASYLUM selbst.
Tatsächlich sind einige der Story-Coups im zeitgenössischen Kontext ihres Entstehungsjahres betrachtet sogar recht frisch. Die vorletzte Episode "Lucy comes to stay" (mit einer frühen, aber schon großartigen Charlotte DER NACHTPORTIER Rampling) nimmt zum Beispiel vieles vorweg, was Brian De Palma ein Jahr später in seinem famosen SCHWESTERN DES BÖSEN gezeigt hat. Und auch in den anderen Episoden stellt ASYLUM seinem Hauch von Altback eine Anzahl von hübsch makabren Einfällen entgegen.
Wobei insbesondere dem letzten Segment (Mannekins of Horror) mit seinen kleinen künstlichen Menschen (MULHOLLAND DRIVE anyone?) ein angenehm unaufdringlicher, aber trotzdem für ein WTF-Moment sorgender Irrwitz innewohnt. Und wie so viele Horrorfilm-Anthologien kann auch dieser Episoden-Grusler aus dem Hause Amicus auf ein beachtlich illustres Staraufgebot zurückgreifen. Charlotte Rampling hatten wir schon. Ihr zur Seite stehen u.a. die wie immer bezaubernde Britt (THE WICKER MAN) Ekland, Herbert (HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT) Lom, Patrick (UHRWERK ORANGE) Maggee, Richard (DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY) Todd und die Legende selbst, Peter Cushing.
Wie heißt es im herrlich old-schooligen Tröhler so schön? - "Come to the Asylum...to get killed!"
Von lebenden Leichenteilen und unheimlichen Anprobepuppen, von Schizos und Minaturgolems: Vier makabre (aus heutiger Sicht leider ziemlich vorhersehbare) Kurzgeschichten aus der Feder von PSYCHO-Erfinder Robert Bloch - verfilmt vom GRUFT DER VAMPIRE-Bringer Roy Ward Baker in einer der beliebten, klassischen Horrorfilm-Anthologien aus dem (bedauerlicherweise längst untergegangen) Hause Amicus. ASYLUM ist nicht der Erste der Titanen des Episoden-Schauerfilms - diese Ehre gebührt nach wie vor Bavas schwarzen Sabbat!-, aber nicht nur wegen seines beeindruckenden Staraufgebots (Cushing, Ekland, Lom, Rampling...) sehenswert. Wer mit britischem Grusel a la Hammer & co warm wird, kann sich hier bedenkenlos einweisen lassen ...