SCI-FI/SATIRE: USA, 1975
Regie: L.Q. Jones
Darsteller: Don Johnson, Susanne Benton, Jason Robards
Nach dem vierten Weltkrieg: Der Outlaw Vic (Don Johnson) schlägt sich mit seinem Hund Blood durch die postapokalyptische Wüste, immer auf der Suche nach Nahrung und Sex. Eines Tages macht Vic die Bekanntschaft einer jungen Frau, die ihn in eine unterirdische Stadt mitnimmt, deren faschistoider Anführer Lou seine eigenen Pläne mit Vic hat...
KRITIK:Irgendwas ist da schief gelaufen. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen:
Ich mag die Siebziger Jahre, ich liebe grotesken, gerne auch augenzwinkernd sexistischen Humor,
und Weltuntergangsszenarien ziehen mich seit jeher in ihren Bann.
Und dann fällt mir ein Film in die Hände, der all diese Vorzüge kompakt vereint:
A Boy and His Dog heißt der Film, dem längst Kultstatus als sträflich unterschätzte Sci-Fi-Groteske anhaftet:
George Miller nannte A Boy And His Dog als großen Einfluss für seine "Mad Max"-Trilogie. So what can go wrong?
Leider einiges. Doch der Reihe nach:
Mit der obligatorischen Nukear-Explosion wird der Zuseher auf die wenig erquickliche Lage der Menschheit im postapokalyptischen Amerika eingestimmt:
Wenn fast alles Leben vernichtet ist, besinnt sich der Mensch seiner Basisbedürfnisse.
Im Fall des ziellos durch die verstrahlte Wüste trampenden Outlaws Vic (Don Johnson, ganz ohne Sonnenbrille und Pastell-Sakkos) bedeutet dies: Essen und Sex. Nahrung findet sich nur noch in verstaubten Konservendosen, und für Sex
ist sein treuer Hund zuständig. Nein, nicht, wie ihr jetzt denkt... ;-)
Es ist vielmehr so: Der Hund, der auf den schönen Namen Blood hört und mit seinem Herrchen per Telepathie (!) kommunuziert,
besitzt die Gabe, sexuell verfügbare Frauen zu erschnüffeln. Sehr zur Freude seines immergeilen Herrchens,
der seinen pelzigen Freund im Gegenzug mit Futter versorgt.
Die perfekte Zweckfreundschaft wird aber auf eine harte Probe gestellt,
als Vic die Bekanntschaft der aufreizenden Quilla June macht, die ihn in eine unterirdische Stadt entführt.
Nur soviel: Seinen Job als Samenspender für die sexuell ausgehungerte Damenwelt der Post-Apokalypse hat sich Don Juan Johnson anders vorgestellt...
Was in der preisgekrönten Romanvorlage von Harlan Ellison (vermutlich) gut funktioniert
(ich hab des Buch nicht gelesen), entpuppt sich in der Filmversion leider als enttäuschend laues Lüfterl:
Der satirische Grundton ist zwar nicht zu leugnen, doch die Mehrzahl der Pointen rangiert zwischen platt, albern und harmlos.
Wirklich bissige Satire sieht anders aus.
Daran kann auch ein blutjunger Don Johnson wenig ändern, der hier "chauvinistischer als eine Latexallergie"
(Zitat der Hamburger Band Fischmob) auf der Suche nach Wein, Weib und Gesang die atomar verseuchte Wüste durchkämmt.
Wirklich fündig wird er übrigens nicht: Die Sexszenen in Dirty Dancing waren freizügiger...
Inszenatorisch bewegt sich die Produktion auf B-Movie-Niveau (wogegen grundsätzlich nichts zu sagen wäre - ich liebe B-Movies).
Doch hier mangelt es leider an Spannung, Tempo und handwerklichem Können. Die 87 Minuten Laufzeit verkommen bisweilen zur Geduldsprobe.
Wer groteske Filme im Allgemeinen und schwarzhumorige Weltuntergangsszenarien im Besonderen mag, sollte aber trotzdem einen Blick riskieren.
Ohne A Boy And His Dog hätte es Mad Max (und seine Legionen an Plagiaten) wohl nicht gegeben.
Und die Schlusspointe hat es wirklich in sich... aber seht selbst.
Das deutsche Label epiX veröffentlicht A Boy And His Dog als Neuauflage mit viel Bonusmaterial, wobei der Trivia-Track einige interessante Infos über die abenteuerliche Entstehungsgeschichte des Films bereit hät.
Was Mel Gibson kann, kann Don Johnson schon lange: Die SciFi-Groteske A Boy and His Dog gilt als satirischer Vorläufer der Achtzigerjahre-Endzeit-Filmwelle um Max Max und Co. Originalitätsbonus hin, Kultfilm-Charakter her: Leider entpuppt sich die beabsichtigte Satire auf den Zerfall der menschlichen Grundwerte als eher laue und handwerklich holprige Angelegenheit. Empfehlung, aber nur für geduldige Freunde von filmischen Kuriositäten ...