HORROR: USA, YUG, I, 1989
Regie: Jeff Kwitny
Darsteller: Mary Kohnert, Bo Svenson, Savina Gersak, William Geiger
Amerikanische Studenten auf Bildungsfahrt ins serbische Hinterland. Sie ahnen nicht, dass des Teufels auserwählte Jungfrau unter ihnen weilt. Nur um Haaresbreite entkommen die jungen Leute einem primitiven satanischen Kult. Sie flüchten sich auf einen Zug und geraten vom Regen in die Traufe. An dieser Stelle überlasse ich demütigst dem Covertext der Dragon-DVD das markige Wort: "Keine irdische Macht kann die Todesfahrt des AMOK TRAIN stoppen. Die Schmerzensschreie der Passagiere vermischen sich mit dem infernalischen Getöse berstenden Metalls. Und der Zug wird nicht eher stoppen, bis das grausame Ritual vorüber ist..." Fuckin' eh!
Die merkwürdige Tatsache, dass ich wie zufällig nach SATANICO PANDEMONIUM und SATAN'S BLOOD mit AMOK TRAIN den bereits dritten satanischen Horrorfilm in Serie ausgerechnet in der Weihnachtszeit reviewe, ist schon irgendwie bedenklich. Hege ich etwa unterbewusste Aversionen gegen das Christkind? Vielleicht liegt es daran, dass es mir immer noch nicht meinen frommen Herzenswunsch nach einem Re-Release der englischsprachigen DVD von YOUR VICE IS A LOCKED DOOR AND ONLY I HAVE THE KEY erfüllt hat ...
Anyway - AMOK TRAIN ist nicht nur ein extrem kruder, sondern auch ein ziemlich unfassbarer Film. Kreuzt munter einen "Satan sucht Amerikas Super-Jungfrau"-Plot mit dem Katastrophenfilm und garniert seinen URLAUB IN DER HÖLLE auf Schienen mit einigen grobschlächtigen, aber spratzigen Splattereien, die die Indizierung in Germany förmlich herbeigebettelt haben.
Da die studentische Reisegruppe, die nichts ahnend des Teufels jungfräuliches Fuck Interest in ihrer Mitte hat, im vom Satan persönlich gesteuerten AMOK TRAIN durchs serbische Hinterland jagt, kommen wir so in den Genuß einiger nicht alltäglicher, höchst spektakulärer Ableben. "Cremated alive im Heizkessel", "Impaled by a Bahnschranke", "Gezweiteilt between two Waggons" und "Runaway Train Decapitation" würde unsere lokale Goregrind-Truppe diese Death Metal-Songs wohl nennen.
Produziert für wenig Geld im ehemaligen Jugoslawien hat das Ganze der von mir geschätzte Ovidio G. Assonitis, der unter dem markigen Pseudonym Oliver Hell(!)man Knaller wie PARTY DES SCHRECKENS, TENTACOLI oder das völlig Over-the-Edge deibelnde EXORZIST-Rip-Off VOM SATAN GEZEUGT gedreht hat. Die Regie hat er dem jungen Amerikaner Jeff Kwitny überlassen, der danach aber nicht mehr nennenswert in Erscheinung getreten ist.
Der Cast besteht durch die Bank aus No-Names und das jedes dumme Vorurteil aufgreifende Drehbuch wähnt auf dem Balkan zwar nicht wie nowadays HOSTEL's Eli Roth nur arglistige Schlampen und perverse Folterknechte, sondern eben "nur" rückständige Teufelsanbeter und feist aussehendes inzestverdächtiges Bauernvolk. Sicherlich kein schmeichelndes Bild, was amerikanische Drehbuchautoren (oder besser Autorinnen, denn AMOK TRAIN schrieb eine Frau) vom serbischen Hinterland zu haben scheinen, aber es erfüllt in diesem Fall ebenso seinen (Spielfilm-)Zweck wie die Mären, die uns vorgaukeln, dass in Texas nur kannibalistische Hinterwäldler mit Kettensägen und Menschenhautmasken hausen und die Deutschen allesamt Nazis sind. Regen wir uns also nicht künstlich auf, sondern genießen einfach die Höllenfahrt des AMOK TRAIN und die ist fürwahr ein Fest des schlechten Geschmacks.
Keine Frage, manchmal wird es cheesy und manchmal - etwa wenn der Teufelszug aus den Weichen springt und begleitet von tosenden Wagner-Klängen durch Wald und Wiese, über Stock und Stein rast, um zwei auf einem Boot (!) flüchtende Studenten auch noch der ohnehin schon eindrucksvollen Body Count-Statistik zuzuführen - schreit eben auch der blanke Trash laut "Hail Satan!". Und freillich atmet der AMOK TRAIN nicht den Geist von Hochglanz-Horrorklassikern; ja er sieht nicht einmal nach gehobener italienischer Genrekost a la Argento, Fulci oder Avati aus; sondern eben nach billiger; und trotzdem macht dieser Film keine Gefangenen.
Von Anfang an tritt er das Gaspedal voll durch; prescht rasant wie sein führerloser Titelträger durch seinen action-, leichen- und absurditätenreichen Plot und gibt keinen der Beteiligten auf dem Bildschirm und denen davor auch nur eine Minute zum Durchatmen. Manchmal wird es unfreiwillig komisch, etwa wenn His Satanic Majesty in der deutschen Synchronisation mit der Helium-Stimme von Papa Schlumpf fiese Sachen zu unserer Heldin sagt; manchmal wird es aber auch düster-brackig wie in den finsteren Szenen im primitiven Waldlager der serbischen Teufelsanbeter. Doch immer wieder frohlockt der Bluthund, weil im, auf und durch den AMOK TRAIN viele Passagiere nicht am Stück durch den Film kommen.
Großer, satanischer Spaß, urteilte ich nach diesem Filmabend und verneigte mich kurz vor diesem lupenreinen "6,66"-Punkte-Film und... Hey, wer flüstert da? Was? Wie bitte? Ich soll als nächstes den teuflischen THE SENTINEL reviewen, wo ein argloses Model in ein düsteres New Yorker Mietshaus zieht, das auf den Pforten der Hölle errichtet wurde? Oder alternativ ROSEMARY'S BABY? Ja, Meister, wird gemacht. Aber danach darf ich dann bitte wieder einen Edgar Wallace-Film schauen, oder? - Nein? Na gut, du hast die größeren Hörner...
Ein führerloser Höllenzug rast mit einer amerikanischen Studentengruppe und des Satans jungfräulichen Fuck Interest durchs serbische Hinterland...- Italienischer Splatterfilm aus den späten 80ern, der billig, aber köstlich URLAUB IN DER HÖLLE auf Schienen macht. Es ist cheesy. Es ist trashig. Aber es ist auch brackig, düster und vor allem blutig. Da sich der AMOK TRAIN zudem keine Minute Leerfahrt gönnt und wie besessen durch die eigentlich abstruse Handlung rast, kommt absolut keine Langweile auf. Großer, satanischer Spaß, wenn ihr mich fragt.