OT: American Ninja
ACTION: USA, 1985
Regie: Sam Firstenberg
Darsteller: Michael Dudikoff, Steve James, Judie Aronson, Guich Koock, John Fujioka
Immer wieder werden auf einer philippinischen Insel die Konvois eines Army-Stützpunktes überfallen und Waffen gestohlen. Doch die Bösewichter - eine Gruppe von Ninja - haben die Rechnunge ohne den neuen Lastwagenfahrer Joe Armstrong gemacht - der beherrscht nämlich Ninjitsu.
Und so entbrennt ein erbitterter Kampf zwischen Joe und der Ninja-Armee...
Alles ist besser mit Ninjas. War nicht nur das Motto von Joseph Lai und Godfrey Ho. Auch 80er Action-Lümmel Michael Dudikoff dürfte das wohl denken, denn schließlich hatte er seinen großen Durchbruch – also gut, bei Dudikoff muss man das relativ sehen – mit seiner Rolle als einziger Weißer der die geheimen Techniken des Ninjitsu beherrscht. Und zwar in AMERICAN FIGHTER, oder wie er im Original irgendwie treffender heißt: AMERICAN NINJA.
Warum der deutsche Verleih aus Ninja Fighter machte, bleibt wohl bis heute deren großes Geheimnis, denn eigentlich sollte das Wort Ninja ja bekannter sein als Fighter. Zumindest in den 80ern und wahrscheinlich auch noch in den 90ern. Heutzutage liest man ja überall von „Fightern“ – zum Beispiel nerviger Weise auch in der cinema… „Kampf“ heißt da auch total „cool“ bloß noch „Fight“. Das deutsche Wort Kämpfer ist wohl nicht mehr „hot“ genug. Aber gut, genug der Anglizismus-Häme und zurück zum Thema, denn schließlich „fighten“ Ninjas ja auch und daher ist der Titel wohl schon irgendwie zu rechtfertigen.
Mit Michael Dudikoff konnte ich – vor allem als Kind – nie so wirklich viel anfangen. Da gab es immer andere Actionhelden, die ich mir lieber ansah. Arnold Schwarzenegger – natürlich –, Chuck Norris und Jean-Claude Van Damme. Steven Seagal durchaus auch und leider Gottes auch Sylvester Stallone – was hab ich mir dabei eigentlich gedacht. Lundgren und Dudikoff waren da immer ein wenig außen vor. Vermutlich lag das daran, dass letzterer schon immer sowas wie der Sonnyboy unter den Actionkerlen war und ständig wie ein Poster-Model für Kuschelrock-Covers dreinblickte. Sein vielleicht größtes und wichtigstes Werk – nämlich AMERICAN FIGHTER – hatte ich mir bis dato auch noch nicht angesehen.
Aber bei einem kleinen Ausflug in den örtlichen expert fiel mir der Film dann in der Action Cult Uncut-Fassung ins Auge und da ich diese Reihe doch schon lose sammle, habe ich für knapp 8 Mark… äh, Euro… zugeschlagen. Ninjas, amerikanische Flagge, das Cannon-Logo – da kannste jetzt eh nichts falsch machen, dachte ich mir so.
Und was soll ich sagen, ich habe absolut nichts falsch gemacht – außer vielleicht, dass ich AMERICAN FIGHTER nicht schon früher geguckt habe. Nicht, dass ich bisher das größte Kinoerlebnis aller Zeiten verpasst hätte, aber Spaß hätte ich definitiv gehabt. Macht aber nichts, dann hatte ich ihn eben jetzt. Was Dudikoff neben seinem träumerischen Blick und seinem makellosen Poster-Gesicht von den anderen Kampfkunst-Darstellern wie Norris oder Seagal unterscheidet ist, dass Dudikoff nie aktiv eine Kampfkunst gelernt hat und dadurch nicht für einen bestimmten Stil oder eine Kampfkunst – wie zum Beispiel Aikido im Falle von Seagal – steht.
Auch wenn man während des einen oder anderen Kampfs durchaus mal sieht, dass seine Techniken bloß einstudiert sind, nicht aber auf langjähriger Erfahrung basieren, oder er sogar gedoubelt wird, dann kann man ihm das verzeihen. Denn trotz allem schlägt sich Dudikoff in den Actionszenen sehr gut – hehe, irgendwie doppeldeutig – und macht eine recht ansprechende Figur. Ebenso setzt mir komischerweise sein träumerischer Blick nicht mehr so zu und gerade für seine Rolle in AMERCIAN FIGHTER ist dieser äußerst passend. Dass er nicht allzu viel mehr drauf hat, lasse ich ihm durchgehen, denn auch seine Kollegen sind nicht gerade mit Mimik reich gesegnet – und Kristen Stewart spielt mit einem einzigen Gesichtsausdruck sogar sehr erfolgreich in Hollywoods A-Filmen mit… warum auch immer.
Die Kämpfe jedenfalls sind durchaus dynamisch und ansprechend inszeniert. Das gilt sowohl für die Szenen mit Dudikoff als auch die reinen Ninja-Szenen. Eine Ausnahme gibt es allerdings, nämlich den ersten großen Kampf mit den Rebellen und den dann auftauchenden Ninja. Diese Sequenz ist mit schlechtem Gespür für’s richtige Timing und wenig Dynamik inszeniert worden. Zum einen wäre da die Frage, wieso die Rebellen sich auf ein Handgemenge einlassen, wenn sie doch einfach schießen könnten. Schließlich haben sie ellenlang Zeit sich von Dudikoffs plötzlichem Angriff zu erholen und einfach ein paar GIs abzuknallen. Stattdessen entspinnt sich ein Handgemenge, das zwar technisch eher auf unterem Niveau ist, dafür aber mächtig was zum Lachen. Es macht den Eindruck als wären sich alle Beteiligten nicht wirklich sicher ob sie jetzt Kampfkunst beherrschen oder nicht. Ein wildes Durcheinander, dass an Filmark-Klassiker gemahnt. Gleiches gilt für einen kleinen Schaukampf in der Mitte des Films, in dem der böse Ninja-Meister seinem Boss und dessen Gästen ein kleines Best of seiner Techniken zeigt. Ansonsten sieht das schon alles sehr solide aus.
Auch die Actionszenen im Finale können sich durchaus sehen lassen. So mancher Stuntman ist mit Sicherheit nicht mit heilen Knochen vom Dreh nach Hause gekommen – und der ein oder andere Stunt würde in Hollywood jede Versicherung ins Schwitzen bringen. Dazu gibt’s dann noch einen sehr hohen Bodycount. Denn wenn die Kavallerie angeritten kommt – im übertragenen Sinne… die fahren natürlich Arnold Schwarzeneggers Stadtwagen, nämlich Humvee –, dann fallen die Stuntmen um wie die Fliegen und es knallt mächtig, immer schön abgewechselt mit zünftiger Ninja-Keilerei. Die sogar mit fiesen Ninja-Tricks wie „Seile abfackeln“ und „Laser aus dem Handgelenk schütteln“. Gebraucht hätte es das nicht, denn es stört leider das ansonsten recht geerdete Setting des Films. Da sich dieser Quatsch jedoch auf zwei kurze Einstellungen im Finale des Films beschränkt, sei es noch mal verziehen. Versteht mich jetzt auch bloß nicht falsch – ich steh auf Ninja-Schwurbel mit „bestimmt total echten“ Ninja-Tricks, aber AMERICAN FIGHTER ist zwar trashig, aber nicht Trash genug um das „glaubwürdig“ zu verkaufen.
Ohnehin ist AMERICAN FIGHTER gefühlt wenig trashig. Also, so im Vergleich zu anderen Ninja-Filmen, vor allem jenen aus dem Hause Filmark und Co. Zum einen mag das daran liegen, dass sich die Ninja-Tricks, bis auf die Ausschweifungen im Finale, auf halbwegs glaubwürdige Spielereien wie Pfeil und Bogen oder Blasrohre und Shuriken beschränken. Dass Cannon seine Filme komplett selbst gedreht und nicht aus verschiedenen Billigheimern zusammengeschnitten hat, tut sein Übriges.
Natürlich soll das nicht heißen, dass nicht die üblichen Käsigkeiten des 80er Jahre Actionkinos für Unterhaltung sorgen, als da wären: Stereotype Figuren, markige Dialoge und hochgerollte Ärmel. Es sollte klar sein, dass der Tod von einigen Kameraden sofort vergessen ist, nachdem man sich ordentlich gekloppt hat und alle Probleme dieser Welt nur mit genug Feuerkraft und einem kräftigen rechten Haken gelöst werden können. Aber macht nicht genau das den Charme dieser Filme aus? Eben!
Hinzu kommt, dass AMERICAN FIGHTER eine durchaus komplexe Geschichte hat, die weit über das übliche „ich muss meinen Ninja Meister rächen“ oder „der böse Ninja Meister will die Welt erobern“ hinausgeht. Wirklich viel daraus gemacht wurde hinterher nicht, das muss man allerdings auch sagen. Das Mysterium um Armstrongs Vergangenheit und seine Amnesie wird im Prinzip bloß angerissen und hier und da werden kurze Häppchen eingestreut, ohne dass das jetzt weiter wichtig für die Handlung wäre – wer sein Meister war ist eh nach gefühlten fünf Minuten bekannt. Letzterer ist natürlich schon irgendwie wichtig, da er Armstrong auf das große Finale vorbereitet. Aber nur irgendwie, denn die Vorbereitung ist so… äh, intensiv… da könnte man nicht mal das Intro von „Eye of the Tiger“ drüber legen, so schnell ist die wieder vorbei. Unterhaltsam sind dann jedoch die zarte Liebesgeschichte zwischen Armstrong und Colonel Hickocks Tochter.
Die Inszenierung von Sam Firstenberg holt auch noch mal einiges aus der Geschichte raus und inszeniert bis auf ein paar Ausrutscher sehr solide. Die Actionszenen sehen – bis auf erwähnte Ausnahme, der erste Kampf – ziemlich gut aus und machen auch Spaß. Hier und da kommt sogar etwas Spannung auf, aber natürlich liegt das Hauptaugenmerkt auf der Action, was Firstenberg auch am besten kann.
Auf schauspielerischer Seite bewegt sich das ganze Vehikel denn auch im, für einen 80er Cannon-Klopper, ordentlichen Rahmen. Dudikoff guckt halt hauptsächlich verträumt, Steve James ist der muskulöse coole Sidekick, der weiß wie der Hase läuft. Großes Kino bietet keiner der Beteiligten, aber wirkliche Ausfälle gibt es keine zu vermelden. Judie Aronson als Hickocks Tochter spielt sogar sehr überzeugend – so sehr, dass ich sie an Armstrongs Stelle einfach im Urwald zurückgelassen hätte. Interessanterweise hatte ich Aronson erst gar nicht erkannt, sie sogar für eine Asiatin gehalten. Und das obwohl sie doch in meinem absoluten Lieblingsfilm mitspielt – L.I.S.A. – DER HELLE WAHNSINN. Wenn man bedenkt, dass AMERICAN FIGHTER und L.I.S.A. im selben Jahr herausgekommen sind und sie zu diesem Zeitpunkt schon über zwanzig Jahre alt war, dann war sie eigentlich schon etwas zu alt für eine Schülerin, sieht aber täuschend echt aus. Und ganz anders als in AMERICAN FIGHTER.
Nun ja, schweifen wir nicht länger ab, sondern kommen zum Ende, mit dem obligatorischen:
In diesem Sinne: „Good. Very good. I touched something.”
Michael Dudikoff war nie mein großer Actionheld und wird es wohl auch nicht sein, aber in gewisser Weise habe ich das Gefühl ihn und seine Filme bisher etwas vernachlässigt zu haben – und das obwohl er mir auch in NIGHT HUNTER, ebenfalls von Sam Firstenberg, gefallen hat. Er mag zwar nicht über einen Dan in irgendeiner Kampfkunst besitzen und meistens dreinschauen wie auf einem Kuschelrock-Cover, aber irgendwie zeichnet ihn das auch aus. Und dass er die Martial Arts-Szenen trotzdem verdammt gut spielt, bringt ihm gleich noch mehr Pluspunkte ein. Der Film selbst ist auch nicht zu verachten und hat seinen Platz in der Action Cult Uncut-Reihe zu Recht bekommen. Ninjas ohne zu viel Schwurbel drum rum sind auch mal ganz nett und die Action ist durchaus sehenswert. Dazu gibt es noch Drehbuch das wenigstens versucht, alle Elemente der Geschichte halbwegs sinnvoll zu verbinden.
Alles in allem also solide, kurzweilige 80er Actionkost. Zu empfehlen auch für alle die Mal eine Auszeit von Arnie und Kollegen brauchen. Michael Dudikoff ist für zwischendrin auch nicht verkehrt.