OT: Office Space
KOMÖDIE: USA, 1999
Regie: Mike Judge
Darsteller: Ron Livingston, Jennifer Aniston, David Herman
Heute war der schlimmste Tag seines Lebens - und es war doch ein Tag wie jeder andere: Im Stau gesteckt, von nervenden Kollegen geplagt, von gleich acht Vorgesetzten gemobbt und von der Freundin sträflich vernachlässigt. Das Leben meint es wirklich nicht gut mit dem Programmierer Peter Gibbons. Bis eine Hypnosetherapie alles ändert: Aus dem gefrusteten Loser wird ein vor Männlichkeit und Selbstbewusstsein strotzender Sieger-Typ, der wie von selbst die Karriereleiter hinauf fällt. Hoffentlich kommt er dort nicht auf dumme Gedanken ...
Unzufrieden mit dem Job? Unterbezahlt? Gemobbt und ausgebrannt? Na dann solltet ihr mal bei der Software-Firma Initech vorbei schauen: Die Kollegen im Großraumbüro sind ein lästiger, neurotischer Haufen, der Chef ein völlig inkompetenter, arroganter Schleimbeutel. Die Arbeit ist an monotoner Stumpfsinnigkeit nicht mehr zu überbieten, der Drucker funktioniert mal wieder nicht, und als zu allem Unglück noch zwei grotesk unsympathische Unternehmensberater auftauchen, um "überflüssige" Mitarbeiter "freizusetzen", ist die Stimmung endgültig am Nullpunkt.
Doch unser Held, ein kleiner, schwer gefrusteter Bürosklave, wächst plötzlich über sich hinaus: Wie schon Tyler Durden pfeift er auf die tägliche Tretmühle und wagt den Radikalausstieg.
Tatsächlich mutet die erste halbe Stunde von OFFICE SPACE (deutscher Titel: ALLES ROUTINE) an wie eine komödiantische FIGHT CLUB-Variante. Mit dem kleinen Unterschied, dass unser Held niemandem das Gesicht zu Brei schlagen muss, um das System aus den Angeln zu heben. Ein kleiner Computervirus schafft das nämlich auch.
Wer Regisseur Mike Judge bislang nur als Schöpfer der MTV-Deppenfiguren "Beavis and Butthead" kannte, wird vielleicht staunen, wie subtil diese Bürowelt-Satire ausgefallen ist: Es gibt keine Fäkalwitze (naja, fast keine ;-), stattdessen regiert ein trockener, aber verdammt hinterfotziger Dialogwitz. Wer, wie der Autor dieser Zeilen, es eine durchaus nicht unbeträchtliche Anzahl an Lebensjahren in dieser Branche verbracht hat, wird den Film lieben.
Die Figuren sind schon mal super: Peters Kollegen sind zwei geniale, aber leicht weltfremde Software-Nerds, von denen einer mit dem Namen Michael Bolton (!) gestraft ist und der andere sich laufend beschwert, dass niemand seinen arabischen Familiennamen richtig aussprechen kann. Zusammen mit dem cholerischen, herzinfarktgefährdeten älteren Kollegen, dem gefürchteten Chef ("Hiiii Peter, whats happening?") und dem ständig vor sich hin murmelnden Büro-Psychopathen Milton ("I could set this building on fire") hat Mike Judge ein Sammelsurium an grotesken, aber doch irgendwie glaubwürdigen Charakteren aus dem Hut gezaubert.
Der Film pendelt zwischen genauer Arbeitsalltags-Beobachtung und krass übersteigerter Satire. Dabei strotzt er nur so vor Situationskomik, die jedem frustrierten Bürohengst (hier absichtlich keine geschlechtsneutrale Schreibweise; die Software-Branche is a men's world) die Lachtränen in die Augen treiben müsste. Allein die Szene, in welcher der ewig streikende Drucker im besten Scorsese-Stil auf einem Feld mit dem Baseball-Schläger "hingerichtet" wird, ist die Anschaffung dieses Silberlings wert
Eine Sache versteht sich aber von selbst: Watch this movie in English! Die Übersetzung wurde an allen Ecken und Enden entschärft und hat viel vom Witz des Originals vertrieben.
Beavis and Butthead-Schöpfer Mike Judge überrascht mit einer wirklich genialen Satire, die den ganz normalen Wahnsinn der amerikanischen (und wohl auch europäischen) Arbeitswelt auf die Schaufel nimmt. In diesem Sinne: "We find it's always better to fire people on a Friday. Studies have statistically shown that there's less chance of an incident if you do it at the end of the week."
Schade nur, dass Mike Judge das Niveau mit seinem nächsten Filmprojekt, der Weltuntergangs-Satire IDIOCRACY bei weitem nicht mehr halten konnte.