OT: Forbidden Planet
SCIENCE-FICTION: USA, 1956
Regie: Fred M. Wilcox
Darsteller: Leslie Nielsen, Walter Pidgeon, Anne Francis
Das Raumschiff Enterpr...., nein, C57D soll auf dem vierten Planeten des Sternsystems Altair nach dem Rechten sehen, da man seit vielen Jahren nichts mehr von den dortigen Kolonisten, die anno dazumal in ihrem Raumschiff Bellerophon aufgebrochen waren, gehört hat. Als die Crew unter Captain Kir..., nein, Captain Adams dort landet treffen sie nur auf einen rätselhaften Wissenschaftler, dessen schöne Tochter und einen Superroboter....
KRITIK:Meine Güte, das nenne ich mal Klassiker! Und es ist geradezu unfair, dass man bei der Betrachtung dieses Filmes eigentlich meint eine Star Trek Episode vor sich zu haben, denn dieser Film wurde etwa 10 Jahre vor Gene Roddenberrys Schöpfung kreiert und hat wohl mit Plot und Machart einen mächtigen Einfluss auf das Science-Fiction-Genre gehabt, was natürlich herrlich ironisch wirkt, man bedenke, dass die ganze Handlung des Filmes doch eine Variation von Sheakespeares "Der Sturm" ist, wo eine Schiff auf einer Insel strandet, die vom Magier Porspero und seiner Tochter Miranda bewohnt wird. Um die Zukunft zu kreieren, muss man wohl in die Vergangenheit blicken. Das unentdeckte Land im Himmel ist letztlich nichts anderes als das Amerika bevor es von Kolumbus gefunden wurde.
Wir sehen hier die erste fliegende Untertasse, die von Menschen gesteuert wurde, einen Captain (dargestellt von Leslie "Naked Gun" Nielsen) mit flotter Zunge, der sich natürlich sofort in eine Liebschaft mit dem blonden Planetenmädchen stürzt, es gibt mitten im kalten Krieg einen russischen Bordarzt und zu lösen gilt es ein richtig schön intellektuelles Rätsel am Schnittpunkt zwischen fortschrittlicher Technik und menschlichem Unterbewussten. Eine Raumschiff Enterprise Episode mit Kinobudget!
Aber auch George Lucas hat sich von Forbidden Planet beeinflussen lassen, so finden sich die gigantischen Maschinenhallen im Inneren des Planeten in der ganzen Architektur von Star Wars wieder, der Kult gewordene Roboter Robby diente unzweifelhaft als Vorbild für C3PO und R2D2.
Neben seiner formal wie inhaltlichen Innovation müssen aber vor allem die sensationellen Spezialeffekte erwähnt werden. Die All und Planetenaufnahmen, die Raumschiffmodelle, der Roboter Robby (der ein Viertel des ganzen, an sich schon schön großen, Budgets ausgemacht hatte) und nicht zuletzt das großteils unsichtbare aber doch an seinen Umrissen erkennbare Weltallmonster, das auch mit heutigen Sehgewohnheiten noch ganz schön furchteinflößend wirkte. Die Effekte von Raumschiff Enterprise zehn Jahre später sahen dagegen richtig alt aus.
Trotzdem hat der Film auch seine befremdlichen Augenblicke, was womöglich mit dem damaligen Zeitgeist zusammenhängen. Altaira, die Tochter des Wissenschaftlers Dr. Moribus ist eindeutig Vorbild für spätere Star Trek Charaktere wie Spock oder Data, die nicht unter Menschen aufgewachsen sind und daher mit ihrer Identität vor allem unter Menschen zu kämpfen haben.
Dieser Ansatz wird durch einige herrlich naive Szenen in denen Altaira, die außer ihrem Vater keine Menschen kennt, jedes Besatzungsmitglied küssen möchte, weil sie nichts von den unsichtbaren, anerzogenen Gesetzen der Scham weiß. Da diese unsichtbaren, anerzogenen Gesetze der Scham jedoch in mir wirken, finde ich es etwas, wie soll ich sagen, ausbeuterisch und geradezu moralisch bedenklich, dass dies von der männlichen Besatzung des Raumschiffs hemmungslos ausgenutzt wird.
Andrerseits kann man sich heute auch alte James Bond Filme kaum mehr ansehen, denn deren frauenverachtende Entgleisungen sind nicht mehr auszuhalten. Man sieht selbst zukunftsgerichtete Science-Fiction Autoren waren sich damals scheinbar überhaupt nicht bewusst, wie fragwürdig die Rolle der Frau in der Gesellschaft war. Hätten sie aber wissen sollen, denn Simone de Beauvoirs "Das andere Geschlecht" war damals schon veröffentlicht, und wenn jemand Verantwortung für die Zukunft trägt, dann sind es solche Autoren, die Utopien erschaffen.
Wegweisender Science-Fiction-Klassiker, der als Vorbild von Star Trek, Star Wars und Konsorten, in die Geschichte einging, Leslie "Naked Gun" Nielsens Karriere initiierte, sensationelle Spezialeffekte und netten Plot bietet, aber durch seine Darstellung der Geschlechtsverhältnisse, die durch ihren utopischen Ansatz nicht so einfach als "so war es halt damals" abgetan werden können, schon auch ein wenig befremdlich wirkt.