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Ai Weiwei: Never Sorry

Ai Weiwei: Never Sorry

DOKUMENTARFILM: USA, 2012
Regie: Alison Klayman
Darsteller: Ai Weiwei, Danquing Chen, Ying Gao, Changwei Gu, Tehching Hsieh, Huang Hung, uvm.

STORY:

Ai Weiwei ist mit Sicherheit einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Sein Schaffen ist so wichtig, weil es bei seinen Werken nicht allein um die Kunst an sich geht, sondern seine Arbeiten immer Teil seines politischen Protests sind. Damit erfüllt er zu 100 Prozent die Aufgabe eines Künstlers, den Blick auf Dinge zu lenken und Menschen dazu anzuregen darüber nachzudenken. Ai Weiwei ist einer der schärfsten Regimekritiker Chinas und scheut dabei nicht die Konsequenzen, weil für ihn Kunst und menschliche Freiheit untrennbar miteinander verbunden sind. Eine einzigartige Persönlichkeit und ein so wichtiger Mensch. Die Regisseurin Alison Klayman hat ihn drei Jahre lang begleitet und dabei ein fantastisches Portrait dieses so bedeutenden Künstlers geschaffen.

KRITIK:

Der Film zeigt Ai Weiweis einzigartige Persönlichkeit, sein Privatleben, sein Schaffen, seine Werke. Die Regisseurin spricht mit langjährigen Wegbegleitern, mit anderen Künstlern, Autoren und seiner Familie und portraitiert dabei nicht nur Ai Weiwei selbst, sondern auch das heutige China, das unliebsame Dinge einfach aus dem Weg räumt, wenn sie in Kontrast zum Regime stehen.

Es ist ein sehr schmaler Grat auf dem sich Ai Weiwei mit seiner Regimekritik bewegt, denn er ist der Willkür des Staates ausgesetzt. Doch genau aus dieser Willkür erwächst sein Widerstand. "Wenn du protestierst, aber daran scheiterst, diesen Protest auch öffentlich zu machen, hättest du genauso gut in deinen eigenen vier Wänden protestieren können." Ai Weiwei, The New Yorker, 24.05.2011

Für Ai Weiwei ist gerade der öffentliche Kampf das Wichtigste, auch wenn er selbst weiss, dass der Gegner am längeren Hebel sitzt. Dennoch, es ist von grosser Bedeutung nicht alles hinzunehmen, sondern auf zu stehen und zu kämpfen, auch wenn es vermutlich aussichtslos erscheint. Die Tat an sich ist das Zeichen. "Meine Heimat, wenn ich eine wählen muss, wäre das Internet, denn sein Raum und seine Grenzen befriedigen mein Vorstellungsvermögen. Die anderen Heimatorte, die ich habe, entsprechen nicht meinen Anforderungen." @ aiww 29.12.2009

Für Ai Weiwei ist Transparenz das, was für andere Generationen die Freiheit war. Deshalb sind für ihn die Möglichkeiten, die das Internet und Plattformen wie Twitter, oder Blogs (Ai Weiweis Blog ist mittlerweile verboten) bieten, eine starke Waffen im Kampf gegen das Regime. Im Internet kann er binnen Sekunden alles öffentlich machen. So zum Beispiel unzählige Dokumentarfilme des Künstlers, oder auch nur vereinzelte Fotos, wie eines das er gemacht hat, als er Nachts von der Polizei aus dem Bett gerissen wurde, die ihn dabei schlug.

Seine Mitarbeiter haben ständig eine Kamera zur Hand, um alles dokumentieren zu können, alles fest zu halten, die ganze Willkür des Staates und alles dann gleich im Netz zu verbreiten. Damit alle sehen können was geschieht, damit sie es weiter verbreiten, damit Transparenz entsteht und die nach außen, dem Westen gegenüber dargestellte Fassade Chinas zu bröckeln beginnt.

Viele mögen denken, das sei ein aussichtsloser Kampf eines Einzelnen, doch wie sagte die Anthropologin Margaret Mead so schön: "Man sollte nie dem Glauben verfallen, eine kleine Gruppe ideenreicher, engagierter Leute könnte die Welt nicht ändern. Tatsächlich wurde sie nie durch etwas anderes geändert."

Alison Klayman hat mit diesem einzigartigen Portraits Ai Weiweis einen Dokumentarfilm geschaffen, der ganz tief eindringt in die Welt des Künstlers. Sie hält großartige Momente fest, wie zum Beispiel ein Gespräch Ai Weiweis mit seiner Mutter, die sich grosse Sorgen um ihn macht, aber auch unglaublich stolz auf ihn ist. Klayman spricht mit Ai Weiwei über seinen Vater, den Maler und Dichter Ai Qing, der selbst Jahrelang unter dem Regime Chinas zu leiden hatte. Der Film zeigt Ai Weiwei als liebevollen Vater eines dreijährigen Sohns, den er aber nicht mit seiner Frau hat. Einzelne, für mich ungemein bedeutende Werke (in jederlei Hinsicht) des Künstlers werden vorgestellt. Und natürlich zeigt das Portrait die Gesellschaft Chinas und das Leben unter dem Regime und spannt somit auch einen Bogen zu unser aller Leben.

Der Film beginnt mit einem Gespräch Ai Weiweis, in dem er über seine Katzen erzählt, im ersten Moment eine ganz banale Sache, aber dann meint er: "Von 40 Katzen weiß eine wie man Türen öffnet. Wenn ich nie die Katze getroffen hätte, die Türen öffnet, dann wüsste ich nicht dass Katzen Türen öffnen können. Der größte Unterschied zwischen Menschen und Katzen ist, das Katzen zwar Türen öffnen, sie aber nicht schließen können." Wow! Ein einfacher Satz, der so viel aussagt. Ich bin immer fasziniert von Menschen, die mit so wenigen Worten so viel ausdrücken können.

Für mich ist Ai Weiwei: Never Sorry ein einzigartiges Portrait eines faszinierenden Künstlers und vor allem eines inspirierenden und enorm wichtigen Menschen. Ein Film, dann man sich anschauen sollte, vor allem durch den aktuellen Hintergrund. Im April 2011 verschwand Ai Weiwei spurlos. Monatelang wusste niemand wo er ist. Die Welt protestierte und verlangte die Freilassung des Künstlers. Er war inhaftiert worden, da man ihm vorwarf Wirtschaftsverbrechen begangen zu haben. Er soll Steuern hinterzogen haben. Am 22.Juni 2011 tauchte er wieder auf. Er wurde frei gelassen, unter Auflagen, so darf er nicht mit Journalisten reden und darf Peking ein Jahr nicht verlassen. Der Künstler sollte eine Steuerschuld von 1,7 Millionen Euro begleichen. Daraufhin gingen unglaublich viele, auch anonyme, Spenden ein. Ai Weiwei bezahlte die Steuerschuld und ging dann in Berufung. Gestern, am 20.Juni.2012, als ich mir den Film im Kino ansah, verhinderte die Polizei, dass Ai Weiwei an seinem Berufungsprozess teilnahm. Morgen, am 22.Juni.2012 soll der Hausarrest enden...

Ai Weiwei: Never Sorry ab 14. Juni 2012 im Kino.

Ai Weiwei Never Sorry Homepage
Deutsche Homepage zum Film
Ai Weiwei on Twitter
Ai Weiwei Blog (mittlerweile verboten)
Facebook Seite von Ai Weiwei Never Sorry

Ai Weiwei: Never Sorry Bild 1
Ai Weiwei: Never Sorry Bild 2
Ai Weiwei: Never Sorry Bild 3
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Ai Weiwei: Never Sorry Bild 7
Ai Weiwei: Never Sorry Bild 8
FAZIT:

Ai Weiwei: Never Sorry ist ein enorm wichtiges Portrait eines enorm wichtigen Künstlers und Menschen. Ai Weiwei ist eine bedeutende Persönlichkeit des 21. Jahrhunderts und für mich ein großes Vorbild. "So Sorry", so sagt er, ist die Ausrede der Mächtigen überall auf der Welt! Dem setzt er "Never Sorry" gegenüber. Der Film bietet einen fantastischen Einblick in die Persönlichkeit dieses Gegenwartskünstlers und in den Machtapparat Chinas. Dinge über die jeder zumindest einmal nachdenken sollte.

WERTUNG: 10 von 10 Fuck you!
TEXT © Nicky
Dein Kommentar >>
lalilulelo | 20.07.2012 22:09
"Ai Weiwei, und wie ein Künstler vom Westen benutzt wird."
>> antworten
lalilulelo | 27.06.2012 16:03
youtube.com/watch?v=HB2YVm7e-jQ
>> antworten
hyo | 24.06.2012 01:13
Ich werde weder die Filme noch die Kritiken vergessen. Auch wenn das jetzt rührselig klingt.
>> antworten
lalilulelo | 22.06.2012 11:43
"Ai Weiwei ist mit Sicherheit einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart"
haha boha *würg*
lalilulelo | 22.06.2012 11:44
und nicht vergessen, iran (ahmadinedschad) bedroht den weltfrieden
Harald | 22.06.2012 11:52
und nicht vergessen, lalilulelo ist mit Sicherheit einer der bedeutendsten Foren-User auf Filmtipps.at.
lalilulelo | 22.06.2012 12:19
hey schuster, bleib bei deinen leisten und verteil weiter höchstpunkte für (komödie)filme an die sich in einem jahr keine sau mehr erinnert.
Aaron | 23.06.2012 18:04
@ lalilulelo
was ist denn bei dir kaputt?? haha boha *würg* ???
und was hat denn ahmadinedschad mit diesem film - oder der aussage- zu tun??
lalilulelo | 27.06.2012 20:12
ab 41:30 genau zuhören

youtube.com/watch?v=lqCsosE_xLM
>> antworten