ACTION/HORROR: RO/USA, 2009
Regie: Richard Crudo
Darsteller: Steven Seagal, Tanoai Reed, Linden Ashby, Jenna Harrison, Danny Midwinter
Ein vom Militär gezüchtetes Virus hat die Menschen in Vampir-Zombie-Viecher verwandelt. Kleiner Gruppen von Überlebenden versuchen sich durchzuschlagen. Eine von diesen Gruppen hat sich in einem ehemaligen Krankehaus verschanzt. Schaffen sie es zu entkommen, bevor das Militär alles platt bombt? Antwort: Keinen interessiert's.
Darf ich vorstellen – die größte Seagal-Mogelpackung seit TICKER. Schon EINSAME ENTSCHEIDUNG war ein Actionfilm, in dem Seagal lediglich eine kleine Rolle hatte, aber auf Grund seiner Bekanntheit als Werbeträger herhielt. Ist aber auch gar nicht weiter schlimm, denn EINSAME ENTSCHEIDUNG ist ein ziemlich guter Actionfilm und unterhält selbst ohne den Meister der gebrochenen Handgelenke prächtig.
Dann allerdings kam TICKER und der war weder Seagal-Film, noch Actionfilm, noch Film an sich, sondern einfach nur eine ganz große Frechheit und absolute Verschwendung von Zelluloid. So groß Seagals Foto auch auf das – im Übrigen extrem hässliche und vermutlich vom Praktikanten zusammengeschusterte – DVD-Cover geklatscht wurde, so klein war seine Rolle und so unspektakulär seine popligen Auftritte. Immerhin waren aber auch Tom Sizemore und Dennis Hopper – dessen Auftritt noch lächerlicher und kleiner als der Seagals war – auf dem Cover, so dass man sich hätte denken können, dass es nicht allzu viel Seagal geben wird.
Ganz anders hingegen bei AGAINST THE DARK, dessen DVD-Cover von Seagal mit Katana–- oder Kantana wie auf der Rückseite steht – geziert wird. Dazu zwei peppig-bunte weibliche Vampire. Das ist der Stoff aus dem die Tagträume sind, die Tagträume von einem Seagal-Film mit Vampiren – Blade quasi, nur mit gebrochenen Handgelenken, gequetschten Hoden und Ökobotschaft anstatt Knoblauchserum und Silbermunition. Aber natürlich kann das nicht funktionieren, wenn Seagal von 90 Minuten Laufzeit knappe 20 Minuten auf dem Bildschirm zu sehen ist. Eigentlich sogar noch weniger, denn gerade während der ersten Auftritte läuft er im Halbschatten, das Gesicht verdeckt – also vermutlich um den Double-Einsatz zu verschleiern – und wirres Zeug vor sich hinfaselnd.
Ihr ahnt es schon, AGAINST THE DARK ist eine Mogelpackung der schlechteren Sorte. Eigentlich ein 90 minütiger Vampir-Zombie-Überlebens-Film mit gelegentlichen Auftritten Seagals, die jedoch langweiliger nicht sein könnten. Damit passen sie allerdings zum Rest des Films, dessen miserables Drehbuch einfach jedes billige Klischee, das man sich in einem "Eine Gruppe muss den Zombie-Vampir-wasauchimmer-Holocaust überleben"-Szenario so vorstellen kann. Da gibt es das gerissene kleine Mädchen, das seine Eltern verloren hat und auf das die "große Schwester" aufpasst. Da gibt es den Junkie und den Strenggläubigen und den Volldeppen... und eigentlich sind sie alle Volldeppen allererster Güte.
Natürlich dürfen christliche Sprüche über verbarrikadierten Türen nicht fehlen – "abandon all hope ye who enter here", buhu, wie gruselig – und generell ist es äußerst wichtig sich bei jeder Gelegenheit aufzuteilen. Also, gut ich meine, das gehört ja fast schon zum Horrorgenre, dass die Figuren sich aufteilen. Aber so dämlich wie hier hab ich das noch nicht gesehen. "Oh nein, ich habe ein komische Geräusch gehört. Du bleibst hier!" – also wirklich, geht's noch? Überhaupt hat Drehbuchautor Matthew Klickstein gefühlt das Talent einer einäugigen Stubenfliege ohne Gehirn. Ich kann mir bildlich sehr gut vorstellen, wie er selbstgefällig vorm PC saß und per "copy and paste"-Verfahren Textschnippsel aus verschiedenen Filmen in Final Draft rein geklöppelt hat.
Das dümmste an der ganzen Geschichte ist auch gleichzeitig ihr Aufhänger. Die Gruppe versucht aus dem zerstörten Krankenhaus zu entkommen, weil der Generator auszufallen droht und ohne Strom kann das Haupttor nicht mehr geöffnet werden. Allerdings ist zum einen der zweite Teil der Gruppe um Charlotte und Ricky durch ein Loch in der Wand ins Gebäude gekommen. Warum nicht dadurch gehen? Später latscht Taos Team durch eine Tür ins Gebäude. Ganz normal, als hätte man das nie anders gemacht – hat man ja auch nicht. Aber anstatt durch diese Tür wieder rauszugehen, wird fieberhaft versucht zum Haupttor zu kommen – was im Übrigen den ganzen Film über dauert. Außer Budgetbeschränkungen gibt es dafür allerdings keine plausible Erklärung.
Dazu gesellt sich der selten dämliche Sub-Plot um einen US-Armee Stützpunkt, von dem aus Flugzeuge starten sollen um den gefährlichen Sektor 7 – in dem zufälligerweise das Krankenhaus steht – mit Demokratie zu befrieden. Den kompletten Film über dürfen wir immer wieder die hitzigen Diskussionen bestaunen, die da entstehen. Denn schließlich sind noch knapp 10 Leute in dem Sektor und die gilt es auf jeden Fall zu schützen. Woher die Militärs oder der Regierungsfuzzie das wissen wollen, wird wohl ewig Klicksteins Geheimnis bleiben.
Klar, die wissen Bescheid über die Privatgruppen von Jägern die da rumstreunen, aber woher wissen die von den anderen Zivilisten die im Krankenhaus eingeschlossen sind? Und warum sollte das so wichtig sein? Was sind schon 10 Leute gegen die weitere Ausbreitung der Seuche? Mal abgesehen davon, dass der Luftschlag am Ende so mickrig ausfällt, als hätten die Silvester-Feuerwerk abgeworfen. Vielleicht wird das auch erklärt und ich habe es einfach nicht mitbekommen. Um ehrlich zu sein, irgendwann war mir dieser Film einfach nur noch scheißegal.
Seagals Figur Tao ist derweil für den Film so überflüssig wie das Drehbuch für diese billige Schund-Produktion. Mit Seagal hat das überhaupt nichts zu tun – mal abgesehen davon, dass Tao ein Katana nutzt und Seagal japanische Schwerter sammelt. Die "Rolle" hätte jeder dahergelaufene Penner für 'ne Flasche billigen Schnaps ge-"spielt" und es hätte keinen Unterschied gemacht.
In diesem Sinne: „I'm the motherfucker that's going to do you, what you've been doing to everybody else.“
Um's auf den Punkt zu bringen – AGAINST THE DARK ist ein riesiger Haufen Müll. Ein, zwei kurze recht stimmungsvolle Szenen täuschen nicht darüber hinweg, dass dieser Schrotthaufen von Film zum einen eine Steven Seagal-Mogelpackung aller erster Güte ist und zum zweiten selbst für einen DTV-Horror-Actionfilm reichlich scheiße. Klischeefiguren aus dem Horrorfilm-Malbuch, ein dämliches Szenario und nicht vorhandene Spannung oder Grusel – so wird das nichts.
Was eine durchaus unterhaltsame Variation des Seagal-Films hätte werden können, wurde so zu einem billigen, ineffektiven DTV-Mistfilm, der weder als Seagal-, Horror- noch schön gesoffen was taugt.