TRAGIKOMÖDIE: AUS, 2009
Regie: Andrew Lancaster
Darsteller: Geena Davis, Joel Tobeck, Sebastian Gregory, Harrison Gilbertson
Billy Conway ist wohl das, was man einen Unglücksmagnet nennt. Bei einer Grillparty geht der Nachbar plötzlich in Flammen auf. Billys große Schwester stirbt bei einem Autounfall, und sein Bruder liegt im Wachkoma. Die Familie droht zu zerbrechen. Und weitere Unfälle passieren, wann immer Billy in der Nähe ist. Einer davon, der mit der Bowling-Kugel nämlich, hätte das Potential, das Leben aller Beteiligten für immer zu verändern. Vielleicht sogar zum Besseren ...
KRITIK:Aus Australien erreicht uns diese schwarzhumorige Tragikomödie um eine hochgradig dysfunktionale Familie. ACCIDENTS HAPPEN beginnt - erraten - mit einem Unfall. Aber was für einem. Eine Grillparty artet in ein flammendes Inferno aus. Der kleine Junge wird Augenzeuge des grotesken Unglücksfalls und hält den Todeskampf des brennenden Mannes für eine besonders exaltierte Form des Ausdruckstanzes. In extremer Zeitlupe gefilmt und mit suggestiver Musik unterlegt, hat der Einstieg etwas von einem P.T. Anderson-Film.
Dann lernen wir die Familie Conway näher kennen - beziehungsweise das, was von ihr noch übrig ist, nach dem schrecklichen Autounfall, den die älteste Tochter nicht überlebte.
Was als schwarzhumorige Groteske beginnt, wandelt sich mit fortschreitender Laufzeit zu einem ernsthaften und emotional durchaus mitreißenden Familiendrama.
Die Figurenzeichnungen sind stimmig, die Schauspieler gut. Geena Davis ist das prominente Aushängeschild des Films, die die Rolle einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs mit Bravour meistert. Ihr zur Seite stehen hierzulande weitgehend unbekannte, aber trotzdem überzeugende Schauspieler. Sebastian Gregory war gerade erst im ebenfalls australischen Psychothriller BEAUTIFUL zu sehen.
Warum die australische Produktion so tut, als würde sie in einer amerikanischen Kleinstadt der 80er Jahre spielen, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Wie dem auch sei, die Illusion ist jedenfalls perfekt. Der Film wirkt durch und durch amerikanisch, und imitiert auch die typische Lichtsetzung und Ästhetik des Achtziger Jahre-Kinos sehr gut. Was mich als Kind eben jener Dekade selbstverständlich freut.
Weniger Anlass zur Freude bietet leider vorliegende DVD-Veröffentlichung: Die eher mittelmäßige Bildqualität tut fast schon ein bisschen weh, zumal der Film, wie im übrigen sehr viele Produktionen from Down Under, viel auf der visuellen Ebene erzählt und ergo sehr hübsch anzusehen ist. Und Untertitel könnte man eigentlich schon auch erwarten. I-ON kann es normalerweise besser. Siehe die aufwändig produzierten und technisch einwandfreien DVDs aus der Störkanal-Reihe.
Schwarzhumoriges Drama um eine "leicht" verkorkste Familie, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz nicht unterkriegen lässt. Die australische Produktion findet ungewöhnliche Bilder für ihre lakonisch vorgetragene Geschichte, die am Ende aber doch unerwartet heftig auf das Gefühlszentrum des Zusehers einschlägt. Ein kleiner, schöner, nicht alltäglicher Film. Mit einem Empire of the Sun-Song mittendrin. Ihr wisst hoffentlich, was das bedeutet Ansehen!