Drama: SWE, 2004
Regie: Lukas Moodysson
Darsteller: Thorsten Flinck, Björn Almroth, Sanna Bråding
Sie heißen Rickard, Gecko und Tess. Die meiste Zeit hängen sie im Keller einer Stockholmer Sozialwohnung ab, wo sie fressen, saufen, koksen, zu Billig-Techno tanzen und Amateurpornos drehen. Und da ist noch Rickards Sohn Eric, der seinen Vater hasst, der rund um die Uhr in seinem abgedunkelten Zimmer liegt, Noise-Sound hört und sich in Fantasiewelten flüchtet. Eines Tages eskaliert ein gewalttätiger Pornodreh, Tess flüchtet in Panik ... doch nur für kurze Zeit ... denn die Welt draußen ist nicht weniger unerträglich als die White Trash-Pornohölle ...
KRITIK:
Ich mag ja Pornos nicht besonders. Zumindest nicht sogenannte Gonzo-Pornos,
in denen es nicht um Lust, sondern um Erniedrigung geht;
wo Frauen geschlagen, bespuckt, gewürgt, ja sogar vergewaltigt werden.
Ich weiß nicht, wer sich so etwas ansieht, und ich will solche Leute nie kennenlernen.
Tatsache ist nur, dass derartige Filme in den Hinterzimmern der Videotheken längst das Gros des einschlägigen Angebots ausmachen.
Nach A Hole in my Heart weiß ich zumindest, wie die Macher von Gonzo-Pornos aussehen könnten:
Kameramann Rickard ist fett, schmierig und ähnelt dem berühmten(?) Swingerclub-Besitzer Wickerl aus Hundstage.
Sein tumber Hauptdarsteller Gecko sieht aus wie Vin Diesel mit Bierbauch.
Er ist so fertig, dass er schon mal mitten in einer Penetration-Szene einschläft.
Tess ist 21, drogensüchtig, hat rosa Strähnen in den blonden Haaren und kaum ein Körperteil an ihr wurde noch nicht chirurgisch verändert.
Was A Hole in my Heart zum Schocker macht, ist nicht unbedingt die Darstellung von teils wüsten Sex-Praktiken
oder die beiläufig eingestreuten Bilder von Vagina-Operationen.
Es ist die emotionelle Leere der Protagonisten, der Zustand völliger Erstarrtheit,
die Art und Weise, wie sie zwischen Langeweile,
suffbedingten Aggressionsausbrüchen und weinerlichem Selbstmitleid pendeln.
Und ihre absolute Unfähigkeit, aus diesem Zustand auszubrechen.
Regisseur Lukas Moodysson (Fucking Åmål, Lilja 4-Ever)
blickt in diesem hyper-realistischem Film tief in die Schattenseiten des angeblichen sozialen Musterlandes Schweden.
Er zeigt eine brutale, deprimierende, asoziale White Trash-Realität,
die offenbar keine Ländergrenzen kennt. Als hätte sich das Personal von Hundstage in eine "Big Brother"-Folge verirrt, gefilmt im dokumentarischen Stil der dänischen Dogma-Filme.
Ein erstaunliches Werk, nichts für Zartbesaitete.
Ein Sozialporno im wörtlichen Sinne: Derb, hyperrealistisch, deprimierend, sehenswert.