OT: 8 Million Ways to Die
THRILLER: USA, 1986
Regie: Hal Ashby
Darsteller: Jeff Bridges, Rosanna Arquette, Alexandra Paul, Andy Garcia
Kann ein Cop noch tiefer sinken? Matthew Scudder (Jeff Bridges) war betrunken, als er im Dienst einen Unbewaffneten erschießt. Es folgten: Suspendierung, Scheidung, Suff. Als ein Callgirl, das er beschützen sollte, vor seinen Augen ermordet wird, ermittelt er auf eigene Faust. Der Verdacht fällt auf den Drogenbaron Angel (Andy Garcia), der es gar nicht schätzt, wenn sich Ex-Bullen in seine Angelegenheiten einmischen ...
KRITIK:"8 Millionen Wege zu sterben" ist ein Cop-Krimi aus den Achtzigern. Cast und Crew sollten aufhorchen lassen: Jeff Bridges (gut) vs. Andy Garcia (böse) lautet die Konstellation, ausgedacht von Drehbuchautor Oliver Stone. Zwischen den Fronten: Rosanna Arquette. Und am Regiestuhl: Hal Ashby, bekannt für die schwarze Komödie "Harold and Maude".
Viel Prominenz also in einem sehr gut gespielten und facettenreichen Thriller, der solide unterhält - die Grundbereitschaft, über die berüchtigten ästhetischen Kapitalverbrechen der Eighties (Schulterpolster! Dauerwellen!! Hawaii-Hemden!!!) hinwegzusehen und sich auf das "stressfreie" Erzähltempo einzustellen, freilich vorausgesetzt.
Der Film ist eindeutig handlungsgetrieben. Soll heißen: Action findet, von einer kurzen Verfolgungsjagd und ein paar Schießereien abgesehen, kaum statt. Sagen wir's mal so: Es besteht keine Gefahr, sich vor atemloser Spannung die Fingernägel abzubeißen. Aber andererseits sind auch keine groben Durchhänger oder Leerläufe auszumachen; die Zeit vergeht eigentlich recht zügig. Und der einigermaßen wahnwitzige Showdown sollte nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Der Film leistet sich auch viele melancholische Momente und ist somit zu gleichen Teilen Cop-Thriller und Alkoholiker-Drama. Eigenwillige Mischung, zugebenen, funktioniert aber ziemlich gut.
Dass Oliver Stone seinen damaligen Hang zu Überzeichung und Camp (remember Scarface?) kaum bändigt, macht den Film zwar nicht unbedingt "seriöser", aber auch nicht schlechter. Bisweilen macht ein fast schon zu schriller Ton die Musik. Kostprobe:
"Es ist ganz einfach: Du hast mich vollgekotzt und ich hab dich unter die Dusche gesteckt. Weißt du, wenn man mich vollkotzt, ist es genau so, wie wenn man einem Vogel Salz auf den Schwanz streut: Der Vogel kann nicht fliegen und ich nicht bumsen. Naturgesetz."
Solche Zeilen aus dem Mund eines Schauspielers wie Jeff Bridges verleihen dem Film einen gewissen schrägen B-Movie-Charme - trotz A-Besetzung und Machart.
Jeff Bridges mit Tom Selleck-Schnauzer und Hawaiihemd ist ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick in einem vielleicht nicht unbedingt fehlerfreien, aber interessanten Cop-Thriller aus den Achtzigern, von Koch Media in gewohnt ansprechender Form auf DVD veröffentlicht.