SATIRE: Ö, 2010
Regie: Harald Sicheritz
Darsteller: Christian Tramitz, Matthias Schweighöfer, Roland Düringer, Alfred Dorfer
Gottessohn Jesus taucht auf Erden auf. Das kann nur eins bedeuten. Die Welt geht unter. DER Heilige Geist Hage weiß das natürlich, das ist ihm aber alles andere als recht, denn am selben Tag wird sein Musical "Holy Spirit Megastar" in der Bad Ischler Tanzbar "Beverly Hills" uraufgeführt. Als Mitglied der Dreifaltigkeit kann er sich auf das Veto-Recht berufen. Nunja, glaubt zumindest er. Nix da! Zu dem überfährt Jesus auch noch seine Hauptdarstellerin Mona. Schlechte Aussichten! - Aber waren da nicht mal andere Zeiten, in denen Wunder gewirkt haben und sie zu zweit auch mal Gottes Plänen zuwider handeln konnten? Prompt muss eine Bibel her...
KRITIK:Das konnte doch mal wieder nur gelingen. Auch ohne ausnahmslos den Stab mit unseren, sprich unoffiziellen Superstars zu besetzen. Düringer, ja! Dorfer, ja! Aber nur ein bisschen. Nebenfiguren, halt. Und doch sind diese Kabarett-titanen die Krönung dieses kleinen Lustspiels, das hier unser, ja unser Filmsuperstar Sicheritz aus dem Ärmel geschüttelt hat. Ich bin ja sicher keiner, der Muttertag-Sprüche óle runterwienern kann, oder sich bei Hinterholz 8 ein Ast gelacht hat, oder sich überhaupt erinnern kann, was in Wanted passiert ist.
Ein Erwachen gabs vielleicht erst so bei Poppitz: Düringer in der Wüste, verschießt Pfeile; wie geil fand ich das! Sehr geil! Wer ist Harald Sicheritz und was hat er gemacht? Schande über mich! Zum Glück passierte es rechtzeitig, dass sich noch so was wie Begeisterung einstellt für diesen Filmemacher, ehe Gott seinen Sohn wieder zu uns schickt und ihr wisst schon was, passiert.
Gott müsste diesen Film lieben. Die Kirche, nunja, wenn ich an die Schimpfe über das europäische Volk denke, die der Papst Benedikt in Spanien vor kurzem erklingen ließ, über die unbewußte "Spaltung zwischen Menschlichkeit und Christentum", dann glaube ich nicht unbedingt dran, dass sich die Kirche, geschweige der Vatikan diese freche Satire in ihr Archiv oder in ihre Videothek holt. Fände ich doch bedauernswert, denn Klamauk hin und oder her, da hat sich einer viel mehr als nur einen Spaß erlaubt. 3faltig lässt erkennen, dass sich da mindestens einer mit Glaubensfragen auseinandergesetzt hat oder zumindest mit den zwei sympathischeren der Dreifaltigkeitssuperstars des Neuen Testaments; Jesus und den Heiligen Geist.
Dass Letzterer, zu Beginn des Films, in der Gegenwart von dem Vater-Sohn-Gespann im Stich gelassen, inkognito als doch naiver Kerl mit Spitznamen Hage (original Christian Tramitz) irgendwo Nähe von Bad Ischl in der Vorweihnachtszeit herziges, katholisches Merchandising verkauft, ist schon einmal eine herrliche Vorlage. Der Dorfpfarrer (original Dorfer) tritt auf, die Szene kommt endlich in Fahrt, er bestellt einen Heiligen Geist, was für Hage schon selbstverständlich ein obligatorisches Stamperl Schnaps vorm Dienst bedeutet. Schmunzel, schmunzel. Geld verdienen kann man damit nicht, muss Hage einsehen.
Derart hintersinnige Scherze erlaubt sich 3faltig bis zum Ende. Und wie man erwarten kann weit über Dialoge hinaus. Vieles funktioniert und ist einfach nur köstlich, ein paar Sachen (oft rund um Tramitz und auch Düringer, aber hey; Geschmackssache) funktionieren nur teilweise, Provokation passiert da ganz unspektakulär, fast ungezwungen, ja fast, könnt man meinen als Nebenprodukt schierer Naivität.
Wenn etwa die jüdische Frau Holacek und Zuhälter Friedl (Düringer ganz unoriginal) die gemeinsame Liebe für Folter erkennen und bemerken, dass Brauchtum schon was Geiles ist. Übereinander hergefallen wird im Schrein hinter dem Puffbüro, natürlich ausgestattet mit heidnischen Statuen und exquisiten Folterinstrumenten. Warum das eine fast politisch unkorrekte und doch harmlose Anspielung ist, kann man sich ja denken, zumindest, wenn man den Bibelpart halbwegs im Kopf hat. Dann muss man schließlich auch schmunzeln Jesus (genial: Matthias Schweighöfer) im endlich aufgeführten Musical "Holy Spirit Megastar" als Römer zu sehen. Wie geil! Wenn man meint, dass die Narbe vergessen wurde; Nein!
Solche und viele Details mehr machen 3faltig zum echten Mundwinkelbieger, immer subtil, immer unartig, und schön am roten Faden bleibend. Da kann man schon ganz stolz sein, wenn man diesen tiefsinnigen Humor mit dem deutschen vergleicht, der sich in den letzten Jahren in seiner Fokussierung auf Blödeleien niveaumäßig fast nur noch unter Gürtellinie abspielt, Bully Herwig, Tobi Baumann und Sven Unterwaldt sei Dank.
Nunja, ob 3faltig ebenso erfolgreich sein wird, wie die Vorgänger des Duos Düringer/Sicheritz? Wünschenswert wäre es schon! Der Schmäh ist knackig, der Cast wunderbar aufgelegt, die Erzählung filmisch gelungen, kurzweilig, nichts vermisst das Herz, der Kopf ebenso nicht, denn nachgedacht werden kann über diesen Film schließlich auch noch. Papi Benedikt guck ihn dir mal an! Und liebe österreichische Gemeinde, du bitte ebenso!
Eine herrlich durchtriebene Posse mit viel Schmäh rund um zwei Verlierertypen, die irgendwann laut Bibel ja doch DIE Superstars waren. Nein, ich mein nicht Dogma. Wir Österreicher können davon auch erzählen und unsere Protagonisten sind original der Jesus und der Heilige Geist, die in Bad Ischl genauso die Welt vor der Apokalypse retten können. Apropos: Jetzt weiß ich auch, dass ich, wenn zur Apokalypse alles in Flammen aufgeht, nicht unbedingt mit unverdünntem Weihwasser um mich werfen sollte!