OT: 36 Quai des Orfèvres
THRILLER: F, 2004
Regie: Olivier Marchal
Darsteller: Daniel Auteuil, Gerard Depardieu, Andre Dussolier, Francis Renaud, Daniel Duval
Zwischen den ungleichen Kommissaren Denis Klein und Léo Vrinks entbrennt ein knallharter Konkurrenzkampf um Macht, Prestige und Annerkennung, da Vrinks Klein erst die Geliebte ausgespannt hat und nun gerade auf dem besten Weg ist, sich den Posten, auf den der von Ehrgeiz zerfressene Klein ein Auge geworfen hat, unter den Nagel zu reisen. Dass Vrinks eigentlich gar kein Interesse an einer Beförderung hat, kümmert Klein wenig…
KRITIK:Bei 36 - Tödliche Rivalen handelt es sich um einen modernen Copthriller aus
Frankreich, der gewisse Ähnlichkeiten mit Hollywoodproduktionen aufweist. Zumindest
auf dem ersten Blick. In einer weitgehend in Blau- und Grautönen gehaltenen Optik
werden Regenergüsse bei Nacht und wilde Verfolgungsjagden zelebriert.
Der Film
kommt auch relativ schnell zur Sache, bereits innerhalb der ersten zehn Minuten gibt es die erste Schießerei. Hinzu kommt ein für europäische Verhältnisse
exzessiver Einsatz von Zeitlupe. Dazwischen gibt es immer wieder die eine oder
andere Explosion und sich überschlagende Autos. Actionfreunde dürften also auf
ihre Kosten kommen, auch wenn die Effekte bei weitem nicht so spektakulär als wie
in einem, sagen wir, Michael Bay-Film sind. Dafür bleiben die Szenen aber durchwegs
im Bereich des Realistischen.
Daneben wird noch großer Wert auf ausgefallene Kameraperspektiven gelegt und die
Technik des Parallelschnitts kommt immer wieder zum Einsatz. Unterlegt wird das
ganze mit lauter Orchestermusik, was auf die Dauer aber auch nervig sein kann.
(Obwohl es Szenen gibt zu denen die Musik perfekt passt).
Würde der Film nicht dazu neigen hin und wieder, für meinen Geschmack zu dick
aufzutragen, wäre an ihm formal nicht viel auszusetzen.
Inhaltlich bietet der Film ein recht spannendes Psychoduell zwischen den beiden Cops
Vrinks (Daniel Auteuil) und Klein (Gerard Depardieu), zwei Gesetzeshüter wie sie
unterschiedlicher wohl kaum sein könnten, die aber gleichzeitig auch mehr gemeinsam
haben als ihnen lieb ist. Vrinks ist im Film quasi der gute Cop, auch wenn er Dreck
am Stecken hat.
Für ihn stehen Werte wie Moral und Anstand über dem Gesetz und er
wird von seinen Kollegen und Untergebenen sehr geschätzt. Auch sein Privatleben
lässt keine Wünsche offen, in seiner Ehe ist das Feuer noch nicht erloschen und
seine Tochter bereitet ihm auch keine nennenswerten Schwierigkeiten. Wäre nicht
eine Neigung zu unorthodoxen Ermittlungsmethoden und der Drang die Dinge hin und
wieder nach eigenen Gutdünken zu regeln, wäre er wohl ein Cop wie aus dem
Lehrbuch.
Auf der anderen Seite steht Klein - kalt, unbeliebt und von Ehrgeiz zerfressen.
Klein ist der klare Außenseiter der Einheit, seine Untergebenen schätzen ihn nicht
sonderlich und selbst der Vorgesetze hegt eine leichte Aversion.
Die Story funktioniert vor allem aufgrund der tollen Darsteller. Die Schauspieler
sind in Topform, über die Frage welcher der beiden Hauptdarsteller besser spielt
lässt sich streiten. Aber auch die Nebenrollen sind gut besetzt. 36 - Tödliche
Rivalen ist ein Film, in dem in den ruhigen Minuten auch mal ohne Worte kommuniziert wird.
Gerade diese "ruhigen", von den Schauspielern getragenen Szenen gehören zu den
Stärken des Films.
Einen weiteren interessanten Ansatzpunkt stellt das
Verhältnis der beiden Hauptcharaktere zum Gesetz dar. Während Vrinks wie schon
erwähnt Werte wie Freundschaft, Moral und Loyalität über das Gesetz
stellt und auch nicht davor zurückschreckt das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen,
gibt sich Klein als linientreuer, vom Gesetz die Hände gebundener,
pflichtbewusster Bulle.
Eine überaus interessante Grundkonstellation, könnte man meinen. Doch leider liegt
hier auch der Knackpunkt. Die Linie zwischen Gut und Böse verfestigt sich
im Laufe des Films mehr und mehr und lässt die Figuren erschreckend eindimensional
erscheinen. Und auch die x-Jahre danach Darstellung hat man in anderen Filmen schon
besser gesehen.
Streckenweise recht brutaler Copthriller aus Frankreich, gewürzt mit netten Actionszenen. Das hohe Tempo lässt über die eine oder andere Länge hinwegsehen und die starken Schauspieler schaffen es über das eine oder andere Klischee hinwegzuspielen. Es sind vor allem die ruhigen, von den Schauspielern getragenen Momente, die den Film vom Durchschnitt abheben, auch wenn der Film vor allem gegen Ende, wenn die Figuren mehr und mehr festgefahren sind, nachlässt.