HORROR: USA, 2007
Regie: David Slade
Darsteller: Josh Hartnett, Ben Foster, Melissa George, Danny Huston
In der Kleinstadt Barrow beginnt mal wieder die alljährliche 30tägige "Nacht". - Ein Idyll für sonnenlichtscheue Vampire.
KRITIK:Ich kenne natürlich den Comic nicht, der Vorbild stand, aber ich kam nicht drumrum offensichtliche Comicelemente zu erkennen. Hier Satzfetzen, wie sie eben nur in Comics funktionieren, da wunderbar aufgenommene Bilder, die wie animiert oder gezeichnet wirken. Und gerade das Visuelle ist die größte Stärke von 30 Days of Night. Man nehme einen David Slade, der genug Erfahrungen als Musikvideo-Regisseur gesammelt hat und Jo Willems, Kameramann und schon hat man sensationell schöne, kontrastreiche und stimmige Bilder, die durchaus zu beeindrucken wissen. Doch was fehlt den meisten Videoclip-Regisseuren? Ja, genau! Der Sinn für ruhige Bilder. Für Akzente. Der Mut zur Langsamkeit und zu "Uncoolness", das Verständnis für Charaktere, die Menschen dahinter, einfach grundlegend: die Geduld.
Der Film leidet leider an vielen Schwächen, vielleicht weil er sich zu sehr am Comic bedient, anstatt eine eigene filmisch wertvolle Handlung zu konzipieren. Da wäre zum Beispiel der grausame Schnitt, der schon nach 20 Minuten weh tut, die fehlende Spannung, die Atmosphäre, die immens viel Platz gehabt hätte. So wurde die Dauer von 30 Tagen wurde einfach nicht genutzt, auch nicht die klirrende Eiseskälte. Alles passiert unbeeindruckend, geht nun mal vor sich, lahmarschig und fad umgeben von netten Kulissen.
Talentiertere Regisseure hätten aus dem Stoff ein unerträgliches, nervenzerfetzendes Werk geschaffen; der Stoff hat einfach das Zeug dazu gehabt. Erwähnenswert wäre da Larry Fessenden zum Beispiel, der mit seinem Film The Last Winter Umgebung, Zeit und menschliche Psyche wunderbar stimmig nutzte und vereinte. Zwar hat auch dieser Film seine Schwächen, doch mangelt es nicht an den Elementen, die für ein frostiges Grauen notwendig sind. Eine Empfehlung für diejenige, die wissen wollen, was man bei 30 Days of Night einfach nicht nutzte.
Ach, die Vampire wären da ja auch noch. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich sie lächerlich finden sollte oder einfach nur blöde. Okay, Ansätze waren gut. So zum Beispiel ihr Rudelverhalten, ihr Raubtiergetue. Aber kaum macht das Alphatierchen das Maul auf, kommen (in Vampirsprache natürlich) so geistreiche Floskeln wie "Das was zerstört werden kann, muss zerstört werden!" heraus. Oh, come on!!!
Die dämlichen Schreie taten dann noch ihr übriges. Weder waren sie furchterregend, noch wirklich markerschütternd.... nein, einfach nur nervig! Letztlich überzeugt nur das Make-Up, aber um Gottes willen! Das ist viel zu wenig!
Der Cast ist ziemlich okay. Josh Hartnett spielt den missgestimmten, besorgten Sheriff mitsamt Axt, wo Kugeln nicht mehr helfen. Melissa George, die Schöne an seiner Seite, die nicht viel tun muss, als gerettet zu werden. So viel mehr hätte man aus der Story der Beiden erschaffen können. Leider lässt das Drehbuch viel zu wenig zu. Ben Foster nur schafft es seiner Rolle mehr zu geben. Er spielt den unsympathischen Fremden, der den Horror mit den üblichen Sätzen vorankündigt. Nachhaltig beeindruckend, muss ich langsam zugeben.
David Slade hat hier einfach zuviel gekleckert, hat mich mit Hard Candy (2005) nicht begeistert und tut es mit diesem Folgewerk umso weniger. Mal abwarten, was sich tut und welches Genre er für sich findet.
Eine Comic-Adaption, die zu sehr cool sein will und dem Musicvideostil frönt. Für Fans der leichten Unterhaltung durchaus interessantes Material. Für andere, die moderne Überästhetisierung leicht durchschauen ist's leider nix.