SCIENCE-FICTION: A, 1952
Regie: Wolfgang Liebeneiner
Darsteller: Josef Meinrad, Hilde Krahl, Waltraut Haas, Curd Jürgens, Hans Moser
Es ist der 1. April des Jahres 2000. Österreich ist noch immer von den vier Alliierten Mächten besetzt. Doch mit der Gnade der vier Hochkommissare der Besatzungsmächte wurde ein neuer Ministerpräsident gewählt, der in seiner Antrittsrede Österreich für frei erklärt. Die Globalunion ist alarmiert und schickt ein Raumschiff mit dem Weltkomitee an Bord, dass Österreich aufgrund rückfälligen Gewohnheitsverbrechertums endgültig von der Landkarte zu tilgen. Doch der neue Präsident probiert mithilfe der Geschichte und der Gemütlichkeit Österreichs sowie natürlich allen aufrechten Österreicherinnen und Österreicher die Globalunion von dem berechtigten Wunsch nach Freiheit zu überzeugen.
Was die geschätzte Leserschaft von filmtipps.at nicht weiß, ist, dass wir hier auch Bildungsauftragsarbeit verrichten. Was sie (teilweise) auch nicht weiß, dass der 26. Oktober naht und Österreichischer Nationalfeiertag ist.
Und was sie schon gar nicht weiß, dass Österreich ein Pionier des Science-Fiction-Films ist. Nicht, dass wir die ersten Filme dieser Gattung gemacht hätten oder auch nur besonders viele, aber wir waren immer wieder mal am Puls der Zeit - halt auf österreichisch.
Sicher, DER TAG AN DEM DIE ERDE STILLSTAND war ein Jahr früher, aber bereits KAMPF DER WELTEN erst ein Jahr später. Also, wer will mir widersprechen?
Doch wie kam es dazu? Da ist man sich bis heute ein wenig uneins. Einerseits wollte man angeblich nach dem zweiten Weltkrieg wieder ein Global Player in Sachen Film werden, anderseits wollte man sich von Nazizeit mitsamt allen Gräueln distanzieren ("Wir woans net"); und zum Dritten wollte man die tatsächlich noch vorhandenen Alliierten Besatzungsmächte dezent darauf hinweisen, dass sie sich schön langsam einmal "schleichn kenntn".
Warum auch immer, Leopold Figl (der Mann, der drei Jahre später in echt "Österreich ist frei" verkünden durfte), steckte jegliches Geld in den Film, das auftreibbar war. Und, hat sich's gelohnt?
Na ja. Das Raumschiff der Globalunion sieht aus wie eine wildgewordene Kugel des Brüsseler Atomiums (wobei: teure amerikanische Varianten von Raumschiffen waren auch manchmal nicht das Gelbe vom Ei), die Kochlöffel mit Draht dran wollen als tödliche akkubetriebene Todeslaser nicht so recht überzeugen und die leicht phallischen Raketen waren ziemlich sicher Vorbild für FLESH GORDON viele Jahre später. Die blitzverstärkten Köpfe der Presseleute und der Glitzerlook haben Charme - irgendwie?!
Aber zugegeben, das war's schon mit der Science Fiction. Obwohl, manches war schon prophetisch, z.B.
Globalpolizei: "Was ist das hier?" - Beamter: "Ein Geldschrank!" Globalpolizei: "Wieso ist er leer?" Beamter: "Ich bin der Finanzminister!"
Der Rest ist Satire, Nummernrevue, Historizismus und Mockumentary (Pioniere!, sag ich ja) und leider (zähneknirschend zugegeben) sehr österreichisch. Nichts desto Trotz macht der Film irgendwie Spaß, vor allem jetzt mit Retroblick. Klischees sind reichlich vorhanden, z.B. wenn sich das Stratossphärengeschwader der Globalunion irrtümlich zuerst nach Australia verfliegt, bevor es nach Austria einschwenkt. Afrikaner sind rassenkorrekt schwarz angemalte Weiße. Asiaten nicht allzu asiatisch. Frauen feministisch und gutherzig und Hans Moser ist Winzig.
Der Film wurde gar international vermarktet und konnte Achtungserfolge erzielen. Die Kritik war mild lächelnd gestimmt. Zu Recht ein österreichischer Kultfilm und in jeder entsprechenden Edition gelistet. Damals wie heute umstritten der Einsatz Liebeneiners als Regisseur, war er doch wichtige Figur des nationalsozialistischen Propagandafilms. Aber anderseits - durchaus österreichische Lösung. Und was wollen wir denn? Österreich ist frei, oder nicht?
Absurde SF-Satire aus Österreich mit Monumentalbesetzung all derer, die 1952 film- und theatertechnisch relevant waren. Pflichtfilm für alle Österreicherinnen und Österreicher, bzw. all jene, die unbedingt welche werden wollen.