OT: Nineteen Eighty-Four
DRAMA: UK, 1984
Regie: Michael Radford
Darsteller: John Hurt, Richard Burton, Suzanna Hamilton, Cyril Cusack, Gregor Fisher
Die düstere Zukunfts-Dystopie nach dem gleichnamigen Roman von George Orwell.
KRITIK:Neben "Animal Farm" zählt "1984" wohl zu den bedeutendsten, und nicht zuletzt durch die Arbeit ganzer Pädagogen-Generationen, bekanntesten Werken des britischen Schriftstellers George Orwell. Beide Werke wurden selbstredend verfilmt, 1984 sogar mehrmals.
Wobei die im Jahre 1984 gedreht Verfilmung wohl die bekannteste sein dürfte. Und die werkgetreuste obendrein.
1984 beginnt mit düsteren, kalten Bildern. Die Welt in der der Film spielt wirkt kalt, steril und monoton. Und die Story ist nicht minder düster. Orwell beschreibt in seinem 1948 geschrieben Roman einen Staat, dessen Bewohner von der herrschenden Elite überwacht und manipuliert werden. Eine "Gedankenpolizei" soll diejenigen Individuen innerhalb der Gruppe finden, die den Staat kritisieren oder überhaupt nur hinterfragen. Dass mit kritischen Geistern auch nicht gerade zimperlich umgegangen wird, liegt auf der Hand.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Winston Smith (John Hurt). Winston ist ein kleines Rädchen am System, er arbeitet im "Ministerium für Wahrheit", wo er alte Zeitungsartikel abändert, damit die historische Wahrheit mit den Zielen und Selbstbild der Partei übereinstimmt. Innerlich hat Winston sich schon seit längerem von der Partei distanziert und er hegt zudem ein ungesundes Interesse an die Zeit bevor die "Partei" an die Macht kam.
Winston weiß, in welche Gefahr er sich bringt, doch er kann es nicht lassen. Im Gegenteil: Er riskiert immer mehr und geht sogar eine Liebesbeziehung mit der gleichgesinnten Julia (Suzanna Hamilton) ein. In einer Welt, in der Liebe nur erlaubt ist, wenn sie "Big Brother", dem mysteriösen Herrscher, der über den Staat zu thronen scheint und dessen Gesicht omnipräsent erscheint, gilt, ein gefährliches Unterfangen.
Aber vielleicht ist eine solche Beziehung auch die einzige Möglichkeit, um in einer kalten Welt, in der Triebe und Gefühle verboten sind, nicht seine Menschlichkeit zu verlieren.
So sagt Julia im Film an einer Stelle: "It's the one thing they can't do. They can torture you, make you say anything. But they can't make you believe it. They can't get inside you. They can't get to your heart."
Doch es sind nur kurze Szenen des Glücks, die den Protagonisten in 1984 vergönnt sind. Und selbst diese Momente sind geprägt von einer diffusen Schwere. Vielleicht weil sie wissen, wie gefährlich ihr Tun ist und weil sie ahnen, dass ihr Glück äußerst fragil und nur von kurzer Dauer ist.
Regisseur Michael Radford versucht zwar meist möglichst nah an der literarischen Vorlage zu bleiben, wagt sich auch immer wieder in leicht surreale Gefilde. Zudem verzichtet er in 1984 weitgehend auf Bombast und große Gefühle und schafft vielmehr eine kühle Atmosphäre.
In bedrückenden Bildern zeigt er, wie die breite Masse überwacht, instrumentalisiert und manipuliert wird. Trotzdem wirkt der Film manchmal auch etwas gehetzt. So werden bestimmte Elemente des Romans lediglich angeschnitten (z.B. Neu-Sprech).
Dennoch gelang es ihm die Atmosphäre und den pessimistischen Grundton der Geschichte einzufangen. Visuell ist 1984 ein kleiner Leckerbissen. Was nicht zuletzt an der Arbeit von Kameramann Roger Deakins (Fargo, No Country for old man) liegen dürfte.
Etwas schwerer taten sich die Macher dann schon dabei, den Hintergrund der Geschichte filmisch fassbar zu machen. Was fehlt ist der Aha-Moment, an dem der Zuseher hinter die Fassade des Systems blickt.
Wer eine 1:1 Umsetzung des Buches erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Vor allem da viele Dinge nur angeschnitten werden oder gar fehlen. Und selbst der Schluss wurde ein wenig modifiziert.
1984 wartet, nicht zuletzt aufgrund der Thematik, auch mit einigen härteren Szenen auf. Zwar werden die Gewalt- und Gräueltaten meist nicht explizit dargestellt, dennoch ist der Film harter Tobak.
Schauspielerisch ist der Film durchaus interessant. John Hurt wirkt zwar meist gequält, was aber sehr gut zu seiner Rolle passt. Er wirkt streckenweise richtig ausgezehrt und sein ausgemergeltes Gesicht brennt sich dem Zuseher ein. Er liefert eine beeindruckte Performance ab und schafft es seiner Figur zudem die nötigen Ecken und Kanten zu geben. Vor allem gegen Ende zeigt er, was er drauf hat.
Weitaus weniger Eindruck hinterlässt Suzanna Hamilton, die leider ziemlich blass bleibt.
Interessanter ist da schon Richard Burton, der in "1984" in seiner letzten Rolle zu sehen ist. Burton spielt O´Brien auffallend zurückhaltend, um nicht zu sagen minimalistisch, und doch umweht seine Figur beinahe schon eine gespenstische Kälte.
Visuell eindrucksvolles, beklemmendes Drama frei nach der gleichnamigen Romanvorlag von George Orwell. Auch schauspielerisch ist der Film top. Was die Inszenierung betrifft, wäre aber durchaus mehr drinnen gewesen.