OT: Tzameti
THRILLER: F, 2005
Regie: Géla Babluani
Darsteller: George Babluani, Nicolas Pignon, Jo Prestia
Der junge Dachdecker Sebastian glaubt, das große Los gezogen zu haben, als sein Auftraggeber plötzlich an einer Überdosis verstirbt und ein mysteriöses Kuvert zurücklässt. Doch statt des erhofften Geldes findet Sebastian ein Bahnticket und kryptische Anweisungen, die er nach kurzem Zögern befolgt. Und bald findet er sich in einer Waldhütte wieder, wo eine Gruppe wenig vertrauenserweckender Männer mit Geldkoffern und Waffen hantiert. Sebastian will fliehen. Aber dafür ist es jetzt zu spät
KRITIK:Mit einiger Verspätung kommt dieser französische Low Budget-Thriller, der auf diversen Festivals gleichermaßen für Furore und Verstörung gesorgt hatte, in die DVD-Regale.
"Unerträglich spannend." "Adrenalin pur!" "Verstörend gut." Wenn sich ein DVD-Label traut, derartig "ausführliche" Kritiken auf dem Cover abzudrucken, tut es gut daran, mit dem Film nicht zu enttäuschen. Und das passiert auch nicht, im Gegenteil: Nach einem verhaltenen Start, der wohl der emotionalen Etablierung der Hauptfigur dient, nimmt diese Geschichte nämlich einen ebenso bösartigen wie düsteren Twist, der mich ziemlich unvorbereitet getroffen hat.
Kleiner Tipp an dieser Stelle: Bitte vor dem Filmkonsum weder die Inhaltsangabe am Cover lesen noch den Trailer ansehen. Denn 13 / TZAMETI ist einer jener raren Werke, die umso besser funktionieren, je weniger man vorab weiß.
Darum halte ich mich kurz und entlasse Euch mit lediglich ein paar Spoiler-freien Hard-Facts: Wir haben es mit einem preisgünstig produzierten Neo-Noir-Thriller zu tun, der Polanskisches Spannungskino mit der zynischen Menschenverachtung zeitgenössischer Torture-Porns kurzschließt. Ein heikles und gewiss nicht unumstrittenes Unterfangen, wie die extrem unterschiedlichen Reaktionen in diversen Filmforen zeigen. Liebt den Film oder hasst ihn. Aber eines wird er mit Sicherheit nicht: Euch kaltlassen.
Gore-Hounds, die schon von der bloßen Erwähnung des Begriffs "Torture-Porn" feuchte Höschen bekommen, seinen aber vorgewarnt: Der Film weigert sich, in selbstzweckhaften Grausamkeiten zu suhlen. Und der rote Saft kann schon deshalb nicht in dekorativen Strömen fließen, weil es sich um einen Schwarz-Weiss-Streifen handelt.
Regisseur Géla Babluani hat übrigens die Herrschaften Jason Statham, Mickey Rourke, Ben Gazarra und den Rapper 50 Cent für ein fett budgetiertes Hollywood-Remake vor der Kamera versammelt. Mal sehen, ob die rohe, unmittelbare Intensität dieses kleinen Meisterwerks den Weg über den großen Teich unversehrt überstanden hat
Nach verhaltenem Start steigert sich die französische Produktion 13 / TZAMETI zu einem verdammt spannenden, fiesen Reißer, dessen Zynismus und offen zur Schau gestellte Menschenverachtung wohl als Kapitalismuskritik verstanden werden wollen.
Wenn man so will, eine kleine, subversive Arthouse-Variante von HOSTEL (minus Blut&Beuschel-Schauwerte). Soll heißen: Unbedingt ansehen!