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11-11-11

11-11-11

HORROR: USA, Spanien, 2011
Regie: Darren Lynn Bousman
Darsteller: Timothy Gibbs, Michael Landes, Wendy Glen, Benjamin Cook

STORY:

Schon seit jeher wird der erfolgreiche Schriftsteller Joseph Crone von der Zahl Elf verfolgt. Seine Mutter, seine Frau und sein kleiner Sohn sind jeweils an einem 11.11. ums Leben gekommen und nach all diesen Schicksalsschlägen hat der gebeutelte Crone nicht nur mit Gott gebrochen, sondern auch mit seinem jüngeren Bruder Samuel, der als Priester in Spanien lebt. Dann meldet sich der ungeliebte Bruder und bittet Joseph darum nach Spanien zu kommen, da ihr Erzeuger im Sterben liegt. In Spanien wartet nicht nur ein todkranker Vater auf den überzeugten Atheisten, sondern offenbar auch die dämonischen Vorboten des Armageddons. Auf dem Kalender rückt derweil der 11.11.11 immer näher und Crone dämmert, dass das unselige Datum diesmal den Tag markieren könnte, an dem die Hölle auf Erden beginnt...

KRITIK:

Am 11.11.11 öffnen sich laut diesem Film die Pforten der Hölle. Die öffnen sich bei uns Deutschen nicht nur am 11.11.11, sondern an jedem 11.11. Dann wird nämlich die Achse des Bösen Köln-Mainz-Düsseldorf aktiv und das Rheinland wird zum Epizentrum von infernalen Büttenreden, teuflischen Tanzmariechen und schunkelnden Dämonen. Gott sei Dank ist dieser Spuk zeitlich begrenzt. In Darren Lynn Bousmans neuestem Werk wäre die Apokalypse - wenn sie denn kommt - nachhaltiger...

Angekündigt wird sie durch Zahlen. Die Elf als neue Sechshundertsechsundsechzig. Der numerische Unheilsbringer. In der Dreierkombination verheißt sie gar den Tod des Erlösers und die Hölle auf Erden. Mit 11-11-11 versucht sich Bousman auf dem Feld des subtilen Horrorfilms.

Seine amerikanischen Fans auf der imdb haben es Bousman ganz offensichtlich übel genommen, dass er die mit SAW II bis IV und MOTHER'S DAY eingeschlagenen Pfade verlassen hat. Diesmal gibt es keine sadistischen Todesspiele, keinen Terror, kaum Gore - und das wurde auf der Internationalen Filmdatenbank mit vernichtenden Bewertungen abgestraft. Den Fans in Übersee hat der Sinn definitiv nicht nach einer Art satanischen Variante von 23 gestanden. Und wenn man sich in den hiesigen Filmforen so umhört, scheint die Rechnung "Streiche die 23 und die Illuminaten; setze die 11 und Dämonen" auch hierzulande nicht aufgegangen zu sein.

In Sachen Gore wird also gefastet. Dafür bekommen wir Charaktere wie das ungleiche Brüderpaar - der eine Atheist, der andere Priester. Hier und da treten düstere Engelsgestalten aus den Schatten; Seraphime des Untergangs. Verirrte Schäfchen, falsche Propheten. Viele Diskussionen über Sinn und Unsinn der Religiösität. Glauben. Zweifel. Gott ist tot. Oder doch nicht? Und was macht eigentlich Beelzebub?

11-11-11 - und doch kein Karneval. Die Stimmung ist gedrückt; die Bilder unterkühlt, die Farben blass. Die Charaktere sind ohne Glauben, voller Schmerz und das Ende steht vor der Tür. Die Stimmung in diesem Bousman ist durchweg düster - in den besten Momenten sogar gespenstisch-, aber über weite Strecken eben auch sämig mit verbrämter Religiösität. Und letztere lässt in ihrer Penetranz das Verständnis für all diejenigen, die hier Jigsaws Folterparcours vermissen, wesentlich leichter fallen. Das schleppende Erzähltempo tut das Übrige dazu, dass 11-11-11 alles andere als leicht goutierbare Horrorfilmkost darstellt.

Dabei gefällt zunächst, dass Bousman auf das Plakative scheinbar verzichtet und einen subtilen, ernsthaften Umgang mit der Thematik wählt. Und es überrascht, wie souverän B-Movie-Veteran Timothy (WITCHBOARD 2, ALPTRAUM DES GRAUENS) Gibbs in seiner Hauptrolle aufspielt. Die Inszenierung ist im Grunde einwandfrei und hat auch ihre Momente - und trotzdem kann 11-11-11 nur in einzelnen Segmenten überzeugen - und nie als Ganzes.

Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich die ohnehin nicht wirklich originelle Handlung zudem als längst nicht so clever und hintergründig wie vorgeschützt. In dieser Hinsicht entlarvt sich der Film spätestens in seinem Finale, wo Bousman urplötzlich jede Subtilität fallen lässt und dafür jedes dem Okkulthorrorfilm bekannte Klischee aufs Tablett klatscht. Am Ende also doch noch Karneval; beim Dämonenmummenschanz in der Geisterbahn.

Auch wenn der böse, aber nicht sonderlich originelle Abschlusstwist vieles in einem anderen Licht erscheinen lässt und die zuvor bis zum Erbrechen zelebrierte religiöse Verbrämtheit fast in ihr Gegenteil verkehrt; jede Ernsthaftigkeit dieses Glaubensdiskurses; so pathetisch er ohnehin die ganze Zeit über gewesen sein mochte; ist spätestens jetzt auf dem Altar der üblichen apokalyptischen Zahlenspielerei und dem Okkultkitsch geopfert. Dass gerade dieser Bruch den Unterhaltungswert des Films letztendlich gesteigert hat, ist vielleicht schon das ganze Dilemma von 11-11-11. Der düster-ernste Glaubensdiskurs ist gescheitert, aber die finale, klischeeüberladene Geisterbahnfahrt hat Boden gutgemacht.

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FAZIT:

Koan Folterporno! Darren Lynn Bousman (SAW II-IV) stößt seine goregierige Fanmeute vor den Kopf, indem er sich in seinem neuesten Werk okkulten Zahlenspielen anstatt dem Stellen sadistischer Todesfallen widmet. Tatsächlich ist 11-11-11 längst nicht so schlecht wie die vielen teils vernichtenden Kommentare behaupten, aber andererseits verstehe ich auch diejenigen, die einen Besuch in Jigsaws Folterbaumarkt diesem Armageddon-Elfer Raus vorziehen. Der Film ist zwar subtil, düster und paranoid, aber auch etwas schleppend, unrund und nicht wirklich originell. "Kann man schauen, muss man nicht schauen", würde mein Phrasenteufel jetzt sagen.

 

WERTUNG: 5 von 10 Dämonen auf Videoband
TEXT © Christian Ade
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