OT: Thriller - En grym film
THRILLER/DRAMA: SWE, 1974
Regie: Bo Arne Vibenius
Darsteller: Christina Lindberg, Heinz Hopf, Solveig Andersson
Nach einem sexuellen Übergriff durch einen Pädophilen wächst Madeleine stumm bei ihren Eltern auf. Eines Tages geht einem schmierigen Zuhälter-Typen auf den Leim, der sie mit Heroin voll pumpt, ihr ein Auge aussticht und sie zur Prostitution zwingt. Doch Madeleine denkt nicht daran, sich in ihr Schicksal zu fügen: Heimlich nimmt sie Karate-Stunden und lernt mit Schusswaffen umzugehen. Der Tag der Abrechnung wird kommen...
KRITIK:"Kill Bill meets Schwedenporno" schrieb ein User treffender weise auf OFDB.de.
Tatsächlich muss dieser schwedische "Hate and Revenge"-Klassiker einen gewissen Quentin Tarantino schwer in Ekstase versetzt haben:
Der Von Daryl Hannah gespielte Charakter der Ellie Driver in Kill Bill gleicht Madeleine aus Thriller bis hin zur schicken Augenklappe.
Mit ihrem schwarzen Trenchcoat und der abgesägten Schrotflinte gibt die vom schwedischen Starlet Christina Lindberg gespielte Madeleine tatsächlich eine
coole Rächerin der Sonderklasse ab.
Weniger "cool" hingegen wird ihr Leidensweg dargestellt: Die berüchtigte Augen-Ausstech-Szene und die
anschließenden sexuellen Demütigungen sind Exploitaion pur: Alles andere als subtil werden da männliche Dominanzphantasien bedient.
Nachträglich eingefügte Hardcore-Szenen sorgen für schmuddeliges Seventies-Bahnhofskino-Flair.
Natürlich ist es legitim, über derartige Tritte in die Weichteile der Political Correctness angewidert die Nase zu rümpfen.
Aber damit macht man es sich zu leicht. Denn selbst der grindigste Expolitationer ist stets auch ein Spiegel seiner Zeit, der Geschlechterverhältnisse, Rollenbilder und gesellschaftliche Missstände abbildet.
Auch wenn der Film ganz klar auf ein männliches Publikum zielt, behauptet Regisseur Bo Arne Vibenius, dass der Rache-Part auch bei schwedischen Feministinnen gut angekommen sei. Wie auch immer.
Grindig ist das selbsternannte "Cruel Picture" übrigens nicht. Ganz im Gegenteil. Vibenius sah sich selbst als missverstandener Künstler, der aus purer Geldnot einen - seiner Ansicht nach - "kommerziellen" Film drehte.
Also musste die stellenweise sehr ästhetisch bebilderte Geschichte publikumswirksam mit Sex- and Crime satt aufgepeppt werden.
Dass das Publikum trotzdem ausblieb und der Film erst nach 35 Jahren als DVD-Auswertung ein paar Dollar in Vibenius' leeren Kassen spülte, fällt wohl unter Künstlerpech.
Thriller - A Cruel Picture ist ein äußerst bizarrer Bastard aus Arthouse- und Exploitationkino, der auch visuell mit einigen Überraschungen aufwartet: Die Shoot-Outs in extremer Super-Slow Motion haben etwas psychedelisches, als wäre Sam Peckinpah auf LSD hängen geblieben.
Gravierender Nachteil: Die Action setzt erst gegen Ende ein; während Spannungserzeugung nicht zu den Stärken des Regisseurs zählt.
Soll heißen: Der Film ist nicht frei von Längen bzw. langweiligen Momenten. Ungeduldige Zuseher könnten Probleme bekommen. Exzellent hingegen das surreale Western-Ende, das für so manche Geduldsprobe in der dünnen Story entschädigt.
Eine geschundene Frau nimmt Rache. Viel bizarres Eye-Candy in einem schwedischen "Hate and Revenge"-Klassiker zwischen Kunstambition und schmuddeligem Bahnhofskino-Flair. Schade nur, dass der harte Rache-Reißer, der Quentin Tarantino zu Kill Bill inspiriert haben soll, erst gegen Ende wirklich auf Touren kommt...