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Der Tod trägt schwarzes Leder

Der Tod trägt schwarzes Leder

OT: La Polizia chiede aiuto
POLIZIESCO/GIALLO: I, 1974
Regie: Massimo Dellamano
Darsteller: Giovanna Ralli, Claudio Cassainelli, Mario Adorf, Marina Berti

STORY:

Der vermeintliche Selbstmord einer Fünfzehnjährigen entpuppt sich als Mord und bringt die Polizei auf die Spur eines Pädophilenrings. Außerdem bekommt es der ermittelnde Kommissar Silvestri mit einem Killer in Motorradkluft und Hackbeil zu tun, der erbarmungslos Zeugen beseitigt und selbst das Leben der jungen, mit dem Fall betrauten Staatsanwältin bedroht. Silvestri muss in diesem Sumpf aus Mord, Prostitution und Kindesmissbrauch feststellen, dass seine Gegner mächtiger sind als zunächst vermutet…

KRITIK:

Sollte sich der dem Giallo geneigte Filmfreund dazu entschließen, ein Auge auf den italienischen Polizeifilm zu werfen, so empfehlen Kenner für den Jungfernflug in diese neue filmische Welt gerne das vorliegende Werk von Massimo Dellamano.

Ganz einfach darum, weil die Grenzen zwischen den Genres Giallo und Poliziesco in DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER recht fließend sind und man sich - egal aus welchen Lager man nun kommt - sehr schnell akklimatisiert. Aber Anpassungsschwierigkeiten dürften bei der Brudernähe dieser beiden Filmkategorien eher nicht die Regel sein, da das eine Genre fast schon die logische Konsequenz des anderen darstellt.

Ganz nach Poliziesco-Art steht in DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER zunächst einmal die Polizeiarbeit im Brennpunkt der Handlung. Und damit natürlich auch die hauptverantwortlichen Ermittler in Gestalt der interessanten Charaktere des gescholtenen, aber knallharten Kommissar Silvestri und der schönen Staatsanwältin. Doch wo in Hollywood jetzt ein romantisches Techtelmechtel vom Wesentlichen ablenken würde, bleibt es in Italien rein dienstlich und alle Energien werden zur Aufklärung des brisanten Falls verwendet.

Der hat es nämlich in sich mit seinen minderjährigen Mädchen aus gutem Hause, die zwangsprostituiert werden, den Drogen, den Freiern, den perversen Kinderschändern und dem Killer in Motorradfahrerkluft mit dem scharfen Beil. In den dosierten, aber spektakulären Auftritten des Letzteren manifestiert sich hier der Geist des Giallo am deutlichsten. Wie schon in seinem reinrassigen Killerfilm WHAT HAVE YOU DONE TO SOLANGE? macht Dellamano auch hier ausgiebig Gebrauch vom Sleaze-Streuer zur besonderen Würze des Ganzen.

DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER ist aber auch so eine hochspannende Angelegenheit. Weil es ständig neue Entwicklungen oder ein blutiges Attentat gibt. Und einen Cipriani-Score zum Niederknien. Und leider auch einen Riesengoof, der gar nicht so recht zur sonst an den Tag gelegten Gründlichkeit der Inszenierung passen will. Denn in einem Szenario wird die tiefste Nacht innerhalb von fünf Im-Film-Minuten zum helllichten Tag und in kurz zuvor noch menschenleeren Straßen spielt sich plötzlich eine wilde Verfolgungsjagd zur Hauptverkehrszeit ab. Aber macht es bitte so wie ich: Seid nicht päpstlicher als der Papst, sondern lehnt euch zurück und genießt einfach die motorisierte Hetzjagd. Sie ist nur ein Höhepunkt von vielen in diesen delikaten 87 Minuten.

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FAZIT:

Ob nun Bullenfilmliebhaber oder Giallo-Aficionado - am TOD, der SCHWARZES LEDER TRÄGT werden beide Fangruppen ihre helle Freude haben. Ein heikler Fall um Kinderprostitution und einem Hackebeil schwingenden Motorradfahrer; vom WHAT HAVE YOU DONE TO SOLANGE? - Regisseur zum Referenzwerk veredelt.

WERTUNG: 9 von 10 weißen Mülltüten
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
firetrain | 24.08.2010 23:45
Doch, doch, eindeutig 9 Punkte wert (vielleicht sogar 10)! Massimo Dallamano war ein ungewöhnlich intelligenter Regisseur mit politischer Message - ähnlich wie Aldo Lado! Aus Ninos Kommentar lese ich sofort heraus, das er sich mit dem italienischen Film aus den '70ern nicht auskennt. Ist ja nichts Schlimmes - nur leider ist gerade DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER ein authentischer Film - ich kann mich gut an die '70er erinnern, und die Lage war alles andere als rosig in Italien. Allein solch überragenden Schauspielern wie Mario Adorf, Claudio Cassinelli und Giovanna Ralli vorzuwerfen, das ihr Schauspiel anachronistisch, typisch '70er und damit gekünstelt wirkt, ist ein (schlechter) Witz...
Auffällig ist Dallamanos Geschick, ein scheinbar exploitatives Thema absolut seriös zu verfilmen - und das trotz manch extrem blutiger Szene, die sogar Splatter-Freaks beeindrucken könnten (rollender Kopp, abgehackte Hand, Blut, das meterweit spritzt usw.)! Die Musik ist auch schön und gibts als saucoole CD. Ein gefundenes Fressen für ALLE Italo/Giallo/Polizei/Gangster/Krimi-Freaks!
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nino | 04.06.2010 18:10
Also wenn der 9 von 10 wasauchimmers kriegt fress ich n besen.
Ganz unterhaltsam aber meiner meinung nach eher in der 6er ecke einzuordnen. Dieses ganze anachronistische siebziger geschauspiele nimmt dem film dann doch jegliche authentizität. Nachdem mich die 1000 Giallo Reviews hier doch auf dieses Genre neugierig gemacht hatten, wird das doch der vorerst letzte ausflug in diese Zeitzone gewesen sein.
Chris | 04.06.2010 20:28
Vielleicht dreht Michael Bay mal ein Remake für dich. : )
Marcel | 01.08.2010 00:45
Das hat dann aber mit dem Film nix mehr zu tun. Ich meine, schmachtende Blicke und jede Menge ohrenzerfetzender Bammbamm statt abgrundtief perverser Sex und schmissige Alfa Romeos??? ... Aber bitte, jeder wie er meint.
Chris | 01.08.2010 11:06
Ich hoffe natürlich auch, dass ich den Tag, an dem sich Michael Bay an einem Giallo vergreift, niemals erleben muss...Aber der Kelch wird wohl an uns vorrübergehen: Unsere Nische ist definitiv zu klein, als dass sie Bays dollarfixiertes Interesse erregen könnte. PS: Dabei fand ich das TCM-Remake noch richtig gelungen...
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