SEXPLOITATION: SCHWEIZ, 1977
Regie: Jess Franco
Darsteller: Nanda van Bergen, Ada Tauler, Jack Taylor, Karine Gambier
Die frisch vermählte Susan reist nach Haiti zu ihrem Mann, der dort als britischer Konsul arbeitet. Im Haus ihres Gatten macht sie nicht nur Bekanntschaft mit dessen nymphomanischer Schwester, sondern auch mit der mysteriösen Bediensteten Ines, die scheinbar in einem Voodookult involviert ist. Schon in der ersten Nacht wird Susan von dunklen, erotischen Alpträumen heimgesucht, die sie erst zum Teil einer Voodoozeremonie und später auch zur Mörderin werden lassen…
KRITIK:VOODOO PASSION, der anglisierte Titel von DER RUF DER BLONDEN GÖTTIN aus der Giftküche vom bekannten Schweizer Erotikfilmer Erwin C. Dietrich und dem spanischen Sleaze-Fürsten Jess Franco, bringt es eigentlich auf den Punkt, um was es hier geht. Voodoo und Leidenschaft. Oder besser: Voodoo und Schmuddel…
Sozusagen DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN der Sexploitation. Okay, den letzten Satz gleich wieder streichen. War ein Scherz. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Wes Cravens Voodoo-Trip und diesem Film hier dürfte der Schauplatz Haiti sein.
Denn tief in die Materie der geheimnisumwitterten karibischen Religion führt uns Franco indes nicht. Der mystische Horizont des Zuschauers wird mit dem präsentierten Voodoo-Firlefanz aus dem Gimmickladen und dem bisschen zur Schau gestellten Halbwissen gewiss nicht erweitert. Francos Intention dürfte von Haus aus sowieso eine andere gewesen sein. Es geht nämlich primär darum, unter dem dünnen Deckmäntelchen einer Voodoozeremonie soviel Nackttänze bei permanentem Getrommel wie irgend möglich unterzubringen.
Nuditäten sind in VOODOO PASSION sowieso Legion. Keine Szene, wo nicht mindestens ein Nackedei zu sehen ist. Dabei offenbart sich Jess Francos gewandelter Geschmack von dunkelhaarigen, schlanken Schönheiten (Soledad Miranda) zu drallen Vollweibern (Karine Gambier). Apropos drall: Auch Jack Taylors Hinterschinken hat mittlerweile Ausmaße… - aber lassen wir das. Es reicht, es gesehen zu haben, man muss ja nicht über alles schreiben.
Hingegen bemerkenswert: die mit kräftigen Farben ausgestattete Fotografie und die netten Sets, die zum Teil (das Badezimmer) auch in FRAUEN OHNE UNSCHULD, einem anderen Projekt des oben genannten Duo Infernale Verwendung gefunden haben. Da hat jemand bei der Optik die Sorgfalt walten lassen, die er beim Drehbuch hat vermissen lassen. Nun, es ist kein Geheimnis, dass Jess Franco nicht eben zu den begnadeten Dialogschreibern zählt, doch wenn man sich nicht gerade über das (sehr kleine) Einmaleins von Baron Samedi ausläßt, haben die Wortwechsel in DER RUF DER BLONDEN GÖTTIN brutal was von pornographischem Schmierentheater. Und das greift dann und wann von der Ton- auch auf die Bildspur über. Für jemanden mit etwas, pardon, mit sehr viel Sinn für Humor und Schweinigeleien könnte dieser unfreiwillig komische Okkult-T & A gerade deswegen eine höchst unterhaltsame Sache sein. Allein die Gambier als des Konsuls geile "Schwester" ist das Eintrittsgeld schon wert. Ansonsten bestimmen mehr oder weniger erotische Szenarien das Bild, die den Horroranteil der Geschichte zur klaren Nebensache degradieren.
Sex, Dance and Voodoo Rites beim britischen Konsul in Haiti… - Ich gebe ja zu: Als Horrorfilm ist DER RUF DER BLONDEN GÖTTIN nicht zu gebrauchen und die Schauspielerinnen sind immer dann hoffnungslos überfordert, wenn sie mal mehr tun müssen, als sich lustvoll in Badebassins zu räkeln oder im Voodootrommelwirbel den nackten Cocker zu machen. Wobei sie in solche Verlegenheiten eher selten kommen. Es wird in der Hauptsache geräckelt und getanzt. Ich gestehe, dass ich mich - als ich den RUF DER BLONDEN GÖTTIN vernommen habe - in sehr Franco-philer Stimmung befunden habe. Daher vielleicht die etwas zu enthusiastische Bewertung, von welcher "normale" Filmfreunde gerne noch mal zwei Punkte abziehen dürfen. Aber ich bleibe dabei: Für andere Francophile und Fans trashiger Sexploitation ist auch dieser gemeinhin eher verpönte Streifen definitiv einen Blick wert.