OT: Motor Psycho
TRASH: USA, 1973
Regie: Russ Meyer
Darsteller: Steve Masters, Sharon Lee, Alex Rocco
Die Frau von Tierarzt Frank wird von einer Motorradbande vergewaltigt und beinahe getötet.Zusammen mit einer vollbusigen Gefährtin, deren Mann von der Bande erschossen wurde, nimmt er die Verfolgung auf - mit nur einem Ziel: Rache!
KRITIK:Mit Motor Psycho von Russ Meyer haben wir eines seiner Werke der Pre-70er-Ära vorliegen, als seine Filme noch nicht ganz das waren, wofür der Trashfilmer und Busenfetischist alsbald berüchtigt sein sollte: knallbunte Sex 'n' Crime-Grotesken mit dem Charme eines Softpornos.
Im Gegensatz zu eben jenen bunten Werken der 70er Jahre, zu nennen wäre hier z. B. Supervixens, ist Motor Psycho von einer düsteren, ja fast schon zynischen Grundstimmung geprägt, welches auch von den Farben des Films - nämlich gar keine - unterstützt wird, denn dieser Film präsentiert sich gänzlich in Schwarz/Weiß.
Auch die Figuren des Films erscheinen zutiefst düster, und lassen gar, in gewisser Weise, ein Gefühl von Lethargie beim Zuschauer aufkommen. So ist der Sheriff, welcher eigentlich das Gesetz und das Gute repräsentieren sollte nicht minder unsympathisch als die offensichtlichen Bösewichter des Films. Als er Frank erklärt, dass seiner Frau ja eigentlich nichts geschehen sei, für das sie nicht auch gebaut wäre - sind es nicht eben solche Situationen die uns dazu bringen Trashfilme anzusehen? -, erkennt der Protagonist und mit ihm der Zuschauer, dass das Gesetz die Schuldigen nicht zur Rechenschaft ziehen wird, und als letzter Ausweg nur die Selbstjustiz bleibt.
Somit kann Motor Psycho in gewisser Weise als wahrer Vorreiter des verrufenen "Rape 'n Revenge"-Genres gesehen werden.Doch wo Filme wie Mondo Brutale (OT: Last House on the Left) oder Thriller - En grym film die sexuelle Gewalt zwar als dreckig und widerwärtig zeigen, sie aber gleichzeitig regelrecht zelebrieren, blendet Russ Meyer weg - was vor allem an der Zeit liegen dürfte, denn in den 60ern war das hier gezeigte sicherlich schon harter Tobak - was dem Film aber wenig schadet, denn was sich der Zuseher in Gedanken weiterspinnt kann mitunter schrecklicher sein, als so ziemlich jede graphische Grausamkeit die auf Zelluloid hätte gebannt werden können.
Russ' recht simpel inszeniertes Werk hält dem Zuschauer einen Spiegel vor, ist doch Maddox, der Oberbösewicht des Films - der in seinem Wahn nicht einmal vor seinen Kumpanen halt mach - nur ein Produkt eben der Gesellschaft der Sechziger Jahre und insbesondere des Vietnamkriegs, aus dem Tausende von Männern desillusioniert und psychisch geschädigt heimkehrten.
Aber gerade hier liegt ein großes Problem von Motor Psycho.
Alex Rocco spielt sein Rolle als Täter und gleichzeitiges Opfer erstaunlich gut,
doch die Kritik, die Ablehnung des Krieges, erscheint zu plakativ und verhindert,
wie in einem solchen Machwerk üblich, dass der Zuschauer seine Schlüsse selbst zieht.
Ebenso verliert der Film im zweiten Drittel leider erheblich an Spannung, was er aber mit dem, im wahrsten Sinne des Wortes, explosiven Finale wieder wettmacht.
Somit ist Motor Psycho ein interessantes Früh-Exploitation-Werk von Russ Meyer, das durchaus mehr zu bieten hat als große Brüste en masse.
Ein gehobener Trashfilm mit Botschaft. Freunden von Russ Meyers Arbeit zu empfehlen, aber auch für alle anderen einen Blick wert.