OT: Youth Without Youth
DRAMA/FANTASY: D/USA/I, 2007
Regie: Francis Ford Coppola
Darsteller: Tim Roth, Alexandra Maria Lara, Bruno Ganz
Dominic Matei (Tim Roth) ist Linguist und arbeitet an einem ehrgeizigen Forschungsprojekt, dessen Fertigstellung jedoch aufgrund seines forschreitenden Alters unmöglich scheint. Als er eines Tages vom Blitz getroffen wird wacht er um 40 Jahre verjüngt und mit geschärfter Intelligenz wieder auf. Sein Fall zieht nun die Aufmerksamkeit von Nazi-Wissenschaftlern auf sich, die Dominic zusetzen. Gleichzeitig lernt er die junge Veronica (Alexandra Martia Lara) kennen, die seiner Jugendliebe zum Verwechseln ähnlich sieht. Als auch sie vom Blitz getroffen wird, altert sie jedoch plötzlich rasend schnell. Sie liefert Dominic in ihrem Alterungsprozess aber wichtige Erkenntnisse für seine Forschungen. Dominic ahnt, wie er den Alterungsprozess aufhalten kann - aber er muss sich entscheiden zwischen Veronica und seinen Forschungen
KRITIK:Wer nach dieser Inhaltsangabe nicht weiß, worum es in Francis Ford Coppolas neuem Werk eigentlich geht, liegt richtig. Denn viel schlauer ist man auch nach aufmerksamer Filmlektüre nicht. Es scheint, als wollte der Meister alle Themen, die er in seinem beeindruckenden Werk verarbeitet hat, noch einmal in einem einzigen Film verwursten. Umso mehr überrascht es, dass er nicht selbst das Drehbuch geschrieben hat, sondern William F. Nolan.
Selbstverständlich ist Coppolas Handschrift in jeder Einstellung spürbar, und die macht JUGEND OHNE JUGEND stellenweise trotz des wahnwitzigen Plots wenigstens zu einem optischen Genuss. Die opernhaften Choreographien von Räumen und Charakteren kennen wir aus DER PATE. Die weichen Überblendungen von Lichtreflexen, die traumhafte Sequenzen markieren, erinnern an PEGGY SUE HAT GEHEIRATET.
Und ebenso wie in APOCALYPSE NOW verknüpft Coppola auf wahnwitzige Weise Raum und Zeit, Traum und Realität. Das Thema der Reinkarnation, das er bereits in BRAM STOKERs DRACULA subtiler anklingen ließ, ist hier besonders episch ausgebreitet. Ein wahrer Coppola-Fan wird also auch bei diesem Film auf seine Kosten kommen. Auch wenn er miterleben muss, wie sich der Meister diesmal gründlich verschätzt hat.
Denn der hanebüchenen Story fehlt jedes Augenmaß. Das DVD-Cover verspricht die Geschichte von jemandem, der durch seine magische Verjüngung eine neue Chance im Leben bekommt. Hätte es der Drehbuchautor dabei belassen, hätte das durchaus eine schöne Geschichte werden können. Stattdessen muss Bruno Ganz als Arzt herhalten, der Dominic vor den bösen Nazis beschützt.
Hier wird ein künstlicher Konflikt geschaffen, der überhaupt keine Funktion in der Geschichte hat und sich schließlich auch einfach verläuft. Die obskuren Forschungen von Dominic bleiben bis zum Schluss ein Geheimnis. Die Themen Reinkarnation und Zeitreise müssen dann auch noch hinein in die Wundertüte. Spätestens als Veronica allnächtlich auf Sanskrit zu stammeln beginnt, sprengt die Geschichte völlig ihren Rahmen.
Das erstaunliche daran ist, dass Coppola nicht gerade ein Regisseur ist, von dem man Augenmaß erwarten würde. Gerade im Unmöglichen, im Wahnwitzigen hat sich sein Genie oft erst entfaltet. Filmgeschichte geschrieben hat der selbstzerstörerische Dreh zu APOCALYPSE NOW, der den Regisseur fast in den Ruin und an den Rand des Wahnsinns getrieben hat (an dieser Stelle eine Empfehlung: "Hearts of Darkness - A Filmmaker's Apocalypse", eine Dokumentation über die Dreharbeiten zu "Apocalypse Now").
Coppola machte aus dem "unverfilmbaren Buch" mit all seinen vielen Charakteren, Wendungen und Nebenschausplätzen ein wahres Meisterwerk.
Vielleicht sind ihm beim Dreh von JUGEND OHNE JUGEND die Komplikationen abgegangen, die ihn möglicherweise zu einer durchdachteren Inszenierung dieser absurden Story angespornt hätten? Der Film wurde für Coppola-Verhältnisse mit einem mickrigen Budget realisiert, was wohl auch den Leistungsdruck für einen alten Hasen wie ihn gemildert haben darf ...
Man versteht jedenfalls, warum dieser Film bei uns keinen Verleih gefunden hat.
Für Fans von Francis Ford Coppola durchaus sehenswert, da "Jugend ohne Jugend" in jeder Einstellung des Meisters Handschrift trägt. Aber diesmal ist er etwas über das Stil hinausgeschossen: Die völlig wahnwitzige Story bekommt nicht Hand und Fuß und bricht wegen Überfrachtung zusammen. Wer einfach einen richtig guten Film sehen will, ist hier nicht richtig.